Essen. Das Denkmal Lance Armstrong ist endgültig eingestürzt. Der Weltverband UCI hat ihn lebenslang gesperrt und alle sieben Titel bei der Tour de France aberkannt. Hat der Radsport noch eine Zukunft? WAZ-Sportchef Dirk Graalmann sagt: Nein, denn eine Säuberung der Branche ist nicht absehbar.
Ohne Zweifel: Der Radsport ist faszinierend und – das ist das Absurde – er verlöre mitnichten seinen Reiz, wenn die Pedaleure im einsamen Duell auf dem Weg nach Alpe d’Huez doppelt so lange bräuchten. Soweit die Theorie.
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Die Praxis lehrt: Die Branche ist in Gänze kaputt. Lance Armstrong ist ein Betrüger. Punkt. Aber er war nie der Einzige. Ausrufezeichen! Ein Sport, der sich bis in die höchste Funktionärsriege als korrupter Haufen erweist, in dem der Weltverband eifrig und wider besseren Wissens an der Legende des radelnden Wunders Armstrong strickte, der darf nicht mehr auf Milde hoffen.
Natürlich ist Doping kein singuläres Problem des Radsports. Wer den wahrhaft unmenschlichen Leistungen, egal ob im Kraftsport oder im 100-Meter-Lauf, mit ungetrübter Begeisterung begegnet, muss den Vorwurf der Naivität aushalten. Der Radsport aber hat sich über die Jahrzehnte mehr verdient: das Ende der Unschuldsvermutung. Es bedürfte schon einer kompletten Säuberung der Branche, von Funktionären wie Teamchefs wie Medizinern, um die mafiöse Omertà, das Kartell des Verschweigens und Vertuschens zu brechen. Nichts davon ist im Radsport absehbar. Leider.