Rom. Italienische Staatsanwälte werfen dem umstrittenen Sportmediziner Michele Ferrari vor, mit Doping-Geschäften Millionenumsätze gemacht zu haben. Zudem wird Ferarri, der 2006 mit einem lebenslangen Betätigungsverbot belegt wurde, der Bildung einer kriminellen Vereinigung und der Geldwäsche bezichtigt.

Der höchstumstrittene Sportmediziner und frühere Arzt von Ex-Radprofi Lance Armstrong, Michele Ferrari, sieht sich weiteren Vorwürfen ausgesetzt. Die Staatsanwälte der norditalienischen Stadt Padua, die seit zwei Jahren Antidoping-Ermittlungen führen, werfen dem 59-Jährigen vor, von seiner Wohnung in St. Moritz aus ein Millionengeschäft mit der Betreuung von Athleten aufgebaut zu haben. Dabei soll er die Sportler bei der Einnahme von Dopingmitteln beraten haben.

Nach Angaben der Sporttageszeitung „Gazzetta dello Sport“ betrage Ferraris Geschäftsvolumen über 30 Millionen Euro. Nicht nur einzelne Radprofis, sondern ganze Teams hätten in den letzten Jahren Millionen gezahlt, um sich Ferraris Dienste zu sichern. Die Staatsanwälte haben demnach ein kompliziertes System entlarvt, mit dem Teams Steuern hinterzogen, Geld wuschen und es damit ihren Profis ermöglichten, Ferraris Rechnungen zu bezahlen. Von einem Teamkonto auf einer Schweizer Bank in Locarno hätten Radprofis systematisch Geld abgehoben, um Ferraris Rechnungen zu zahlen, behaupten die Ermittler.

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Vorwurf unter anderem der Steuerhinterziehung

Die Vorwürfe gegen den aus der norditalienischen Stadt Ferrara stammenden Arzt sind gravierend. Die Staatsanwälte werfen ihm Bildung einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel des Handels, Schmuggels und illegaler Verabreichung von Dopingprodukten vor. Außerdem wird Ferrari der Steuerhinterziehung und der Geldwäsche beschuldigt. Ermittlungen laufen auch gegen seinen Sohn Stefano, den Sportmanger Raimondo Scimone, einen Schweizer Rechtsanwalt und gegen zwei Bankiers aus Locarno, berichtete die Gazzetta.

Ferrari habe laut den Ermittlern ein effizientes internationales Netz aufgebaut und bot seinen Kunden ein „komplettes Dienstleistungspaket“ an, das Beratung für den Abschluss von Verträgen, für Training, Verabreichung von Dopingprodukten und sogar rechtliche Unterstützung bei positiven Dopingkontrollen vorsah. Ferraris Ziel sei, die Leistungen der Athleten zu steigern, um ihnen bessere Verträge zu sichern. Davon habe er selber stark profitiert, so die Ermittler.

Astana und RadioShack zählten zu Ferraris Kunden

Dutzende Profis und ganze Teams wie Astana und RadioShack zählten zu Ferraris Kunden, berichtete Gazzetta. Auch soll laut der US-Anti-Doping-Agentur USADA massiv in das Doping-System um Lance Armstrong involviert gewesen sein. Insgesamt 20 Teams sind ins Visier der Staatsanwälte geraten.

Ferrari war 2004 wegen Sportbetrugs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. 2006 hatte ihn der italienische Radsportverband mit einem lebenslangen Betätigungsverbot belegt. 2002 war ein Urteil des Verbandes ergangen, das allen italienischen Radprofis verbietet, sich an Ferrari zu wenden. Zuletzt hatte der italienische Geher-Olympiasieger Alex Schwazer Kontakte zu Ferrari zugegeben. Schwazer war vor seinem Start in London positiv auf Epo getetet worden. (sid)