Leipzig. Der Fußball-Drittligist ist Tabellenvorletzter, die Fans sind darüber alles andere als glücklich. Die Mannschaft, der der trainingsfreie Montag gestrichen wurde, flüchtete in ein Trainingscamp in Bayern. Ein Testspiel, das für Ende der Woche geplant war, wurde abgesagt - aus Sicherheitsgründen.
Fußball-Drittligist Rot-Weiß Erfurt rutscht immer tiefer in die Krise, die Fans gehen auf die Barrikaden. Die Mannschaft flüchtete am Dienstag in ein Trainingscamp im südbayerischen Bad Wörishofen, dort soll auch ein Mentaltrainer die desolat auftretende Mannschaft wieder auf Vordermann bringen. Das für Freitag angesetztes Testspiel gegen Zweitligist Dynamo Dresden sagte der Tabellenvorletzte aus Sicherheitsgründen ab.
Rot-Weiß-Präsident Rolf Rombach will schnell eine Fehleranalyse betreiben, den tiefen Fall in die Regionalliga verhindern. "Wir sehen die Gefahr des Absturzes im Gegensatz zu Jena früh genug, um wirksame Gegenmaßnahmen einzuleiten", erklärte Rombach mit einem Seitenhieb auf den thüringischen Rivalen. Auch Manager Torsten Traub versucht sich in Durchhalteparolen: "Wir sind alle enttäuscht und am Boden, werden aber wieder aufstehen."
Trainer von Rot-Weiß Erfurt ordnet Straftraining an
Trainer Alois Schwartz strich als erste Sofortmaßnahme den trainingsfreien Montag. "Wer so etwas wie wir abliefert, muss mehr machen als andere", begründete er. Die jüngste Heimpleite gegen die Stuttgarter Kickers war immerhin die dritte 0:3-Niederlage in Serie. Anschließend wollten rund 80 Anhänger den Kabinentrakt im Steigerwaldstadion stürmen, es kam zu Handgreiflichkeiten mit den Sicherheitskräften.
Rombach - auch dessen Rücktritt wurde lautstark gefordert - stellte sich der wütenden Menge und versprach im Auswärtsspiel am übernächsten Wochenende gegen den Tabellendritten SpVgg Unterhaching Besserung. "Dafür werde ich selbst sorgen", erklärte er. Ein schwieriges Unterfangen, selbst Kapitän Nils Pfingsten-Reddig stellte die Drittliga-Tauglichkeit infrage: "Der Blick auf die Tabelle zeigt, dass uns die Qualität fehlt."
Vorwurf der verfehlten Einkaufspolitik
Manager Traub wehrt sich gegen den an ihn gerichteten Vorwurf verfehlter Einkaufspolitik. "Wir haben immer alles gemeinsam entschieden: Präsidium, Manager und Trainer", sagte der 37-Jährige. Es würden echte Typen fehlen, man habe die erfahrenen Spieler in dieser Rolle vielleicht überschätzt. Traub: "Da kann sich niemand aus der Verantwortung stehlen - auch ich nicht."
Der Traditionsverein, DDR-Meister von 1954 und 1955, träumte MItte Juli bei der groß zelebrierten Saisoneröffnung gegen Meister Borussia Dortmund noch von Rückkehr in die zweite Liga. Längst ist angesichts von nur neun Punkten aus 13 Partien Ernüchterung eingetreten. Stefan Emmerling verlor seinen Trainerjob nach einem Fehlstart mit sechs sieglosen Partien (ein Remis), Übergangslösung Christian Preußer steuerte in zwei Partie immerhin vier Zähler bei.
Schwartz hat nach seinem Start mit Sieg und Unentschieden nun drei Mal klar verloren, will im Trainingscamp gemeinschaftsbildende Maßnahmen durchführen. "Teilweise haben wir nicht mal gekämpft", stellte er zuletzt fest. Die Frage seines eigenes Pressechefs nach der "Demontage" (Rombach) gegen Stuttgart, ob man wie ein Absteiger gespielt habe, beantwortete er nicht. (dapd)