Köln. . Ski-Doppel-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch ist stolz auf ihre Fotoshootings, wie sie im Interview verrät. Außerdem wehrt sie sich gegen die Vorwürfe, sie hüpfe auf zu vielen Galas herum und stehe unter zu starkem Einfluss ihres Ehemanns.

In vier Wochen geht der alpine Ski-Weltcup-Zirkus wieder auf Tour. Nach intensiven sechs Wochen auf Pisten in Neuseeland und Chile hat Maria Höfl-Riesch eine weniger intensive Trainingsphase. Bevor die Doppel-Olympiasiegerin und Weltmeisterin weiter zum Renntraining in die Schweiz nach Saas Fee fährt, spricht sie in einem Kölner Hotel im Interview über ihr neues Buch.

Warum heißt es „Geradeaus“?

Maria Höfl-Riesch: Weil es mein Lebensmotto ist. Geradeaus im Sinn von ehrlich und zielstrebig. Und weil einige Dinge auf den Tisch kommen, die so noch nicht bekannt sind.

Sie wehren sich vor allem gegen Gerüchte, die über sie verbreitet worden sind. Dass Sie angeblich von ihrem Mann Marcus Höfl fremd gesteuert werden, dass Sie sich vom Verband abspalten wollten und dass Sie sich für Ihren Mann schlank gehungert hätten. Was hat Sie am meisten verletzt?

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Höfl-Riesch: Dass ich mich nicht mehr voll auf den Sport konzentrieren würde. Es hieß, ich würde nur noch auf Galas rumhüpfen und Fotoshootings machen. Wenn man wie ich an 300 Tagen im Jahr so hundertprozentig für seinen Sport lebt, dann finde ich das einfach unfair. Und es ist eben nicht wahr. Ich habe früher viel mehr neben dem Sport gemacht. Seit meinem Doppel-Olympiasieg hat sich die Wahrnehmung verschoben. Wenn ich jetzt ein Fotoshooting für die Bunte mache, dann läuft es über vier, fünf Seiten. Die Aufmerksamkeit ist jetzt einfach viel größer. Aber ich stehe zu diesen Terminen. Total. Das macht mir Spaß. Und es macht mich auch stolz, dass sich die Menschen für mich interessieren.

Stört das wirklich nicht die Vorbereitung auf den Sport?

Höfl-Riesch: Nein. Das mache ich in meiner Freizeit. Das ist für mich Entspannung. Das ist besser als Nichtstun für mich. Ich habe lieber Action. Ich kann nicht den ganzen Tag zu Hause auf der Couch liegen.

Aber Sie schreiben selbst in Ihrem Buch, dass Wolfgang Maier, der Sportdirektor des Deutschen Ski-Verbandes, Ihnen vorwirft, zu viele Interviews zu geben und Ihre Freundschaft mit Lindsey Vonn nur für die Medien zu inszenieren.

Höfl-Riesch: Ich habe ja geradeaus in meinem Buch geschrieben, dass ich mit Wolfis Aussagen nicht immer einverstanden war. Und ich denke, ich kann besser beurteilen, mit wem ich gut befreundet bin.

Sie bezeichnen es als üblen Rundumschlag von Maier.

Höfl-Riesch: Durch solche Äußerungen wurden die Gerüchte nicht gerade weniger. Ich bin mit Abstand die erfolgreichste alpine Athletin des Verbands. Da müssen die Verantwortlichen zu hundert Prozent hinter mir stehen. Ich habe das Wolfgang Maier, den ich ja trotzdem sehr schätze, damals auch gesagt. Er wird nicht überrascht sein, was im Buch steht.

Fürchten Sie negative Reaktionen?

Höfl-Riesch: Nein.

Aber Sie erwarten mehr Rückendeckung vom Verband?

Höfl-Riesch: Das ist im Laufe der vergangenen Saison schon viel besser geworden. Der Verband hat zum Beispiel auch öffentlich das Gerücht dementiert, ich wolle mich abspalten und ein eigenes Team gründen.

An eine Trennung vom Verband denken Sie also nicht?

Höfl-Riesch: Nein, das war nie ein Thema.

Wenn Riesenslalom-Olympiasiegerin Vicky Rebensburg in Köln über die Hohe Straße laufen würde, dann erkennen sie wahrscheinlich nur wenige. Sie dagegen würden sofort um ein Autogramm gebeten.

Höfl-Riesch:Wie es bei Vicky ist, weiß ich nicht. Mich erkennen sogar Italiener am Gardasee. Das schmeichelt einem. Das gebe ich zu. Das liegt an meinen sportlichen Erfolgen und sicher auch daran, dass ich daneben noch ein paar andere Dinge gemacht habe. Ich denke eben schon über meine Karriere hinaus. Es ist doch nicht schlecht, in dieser Hinsicht ein bisschen vorzuarbeiten, wenn ich schon die Möglichkeit dazu habe durch meine Erfolge.

Sie meinen damit Ihre Aktivitäten in der Modebranche?

Höfl-Riesch: Zum Beispiel. Das Thema Mode ist ein Bereich. Ich habe zusammen mit Bogner eine Kollektion entwickelt, die jetzt auf den Markt kommt. Und es gibt Helme, Handschuhe und Ski mit dem Namen meiner Marke „Maria“.

Vor einem Rennen haben Sie manchmal schon negative Schlagzeilen der Zeitungen im Kopf. Ein Psychologe würde das nicht verstehen. Man sollte immer positive Gedanken haben.

Höfl-Riesch: Das gilt, glaube ich, nicht für jeden. Ich brauche keinen Psychologen, ich habe meine eigene Strategie. Ich rechne eher mit dem Schlechten, um dann nicht zu enttäuscht zu sein. Das hat bisher ganz gut funktioniert.

Als Kind sind Sie im Ski-Auswahlteam wegen Ihrer Zahnspange, auch von Felix Neureuther, als „Schneekettenmaul“ verspottet worden. Sind Sie durch dieses Erlebnis geprägt worden?

Höfl-Riesch: Schon ein bisschen. Mobbing im Kindesalter ist normal, doch es war hart, dass ausgerechnet ich das Opfer war. Vielleicht bin ich deswegen heute ein wenig empfindlicher. Sensibler. Aber dieses Erlebnis hat auch mein Durchhaltevermögen gestärkt.

Als damals nach einer Siegerehrung der Fotograf kam, haben die anderen gesagt, die Maria verschandelt das Bild. Heute machen Sie die wahrscheinlich aufwendigsten Fotoshootings der deutschen Sportlerinnen. Empfinden Sie ein wenig Genugtuung?

Höfl-Riesch: Schon. Das ist ja auch eine Anerkennung für meine Erfolge.

Gibt es Neid bei Ihren Teamkolleginnen?

Höfl-Riesch: Nicht so, dass ich es direkt spüren würde. Aber das ist doch in jedem Bereich so, dass mit dem Erfolg Neider auftauchen. Es heißt doch, Neid muss man sich verdienen, Mitleid bekommt man geschenkt.