Köln. . Der Fall „Pezzoni“ sorgte auch am Montag noch für Diskussionen. Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der Spieler-Gewerkschaft VdV, bestätigte: „Bedrohungen und tätliche Übergriffe passieren bei Fußball-Profis immer wieder.“ Nicht alle Fälle würden aber so bekannt wie der von Kevin Pezzoni.

Pfiffe gegen unbeliebte Spieler sind in den Stadien der Fußball-Bundesliga nicht die Ausnahme. Sondern die Regel. Besonders, wenn ein Dortmunder zu Schalke 04 gewechselt ist. Oder wenn ein ehemals Königsblauer plötzlich das schwarzgelbe Trikot trägt. Fragen Sie mal Christoph Metzelder, Andy Möller oder Jens Lehmann. Da hilft übrigens auch ein Wechsel zum FC Bayern München nicht. Für den Gelsenkirchener Manuel Neuer gibt es in Dortmund immer noch Bierduschen, gelbe Wurf-Früchte und Beleidigungen. Das war so. Das ist so. Das bleibt so.

Für die Fans von Hannover 96 waren am Sonntag in Wolfsburg ein paar Pfiffe nicht genug Strafe für den ihrer Meinung nach abtrünnigen Emanuel Pogatetz. Den hatten sie zwei Jahre lang als einen der ihren in Hannover gefeiert. Mit dem Wechsel im Sommer nach Wolfsburg wurde er zu Zielscheibe. Statt sich am 4:0 ihres Klubs beim VfL zu berauschen, stimmten die Hannoveraner lieber Chor-Schmähgesänge an. Und beleidigten Pogatetz als „Sohn einer Hure“.

96-Chef Martin Kind fand deutliche Worte

„Das sind Arschlöcher ohne Niveau“, beschimpfte Hannovers Klubchef Martin Kind die eigenen Anhänger so deutlich, wie es in der Bundesliga bislang kein Funktionär gemacht hat. Deutliche Worte, die sich Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte, mit Blick auf den Fall von Kevin Pezzoni häufiger wünschen würde. Pezzoni war von Fans massiv bedroht worden und hatte seinen Vertrag beim 1. FC Köln aufgelöst. „Vereine dürfen sich nicht scheuen, Grenzen zu ziehen und Sanktionen auszusprechen. Je mehr ein Verein sich auch in ruhigen Zeiten mit der Fanszene auseinandersetzt oder Strafen ausspricht, desto höher ist die Akzeptanz in schwierigeren Phasen“, sagte Gabriel.

Auch interessant

Der Fall „Pezzoni“ sorgte auch am Montag noch für Diskussionen. Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der Spieler-Gewerkschaft VdV, bestätigte: „Bedrohungen und tätliche Übergriffe passieren bei Fußball-Profis immer wieder.“ Nicht alle Fälle würden aber so bekannt wie der von Kevin Pezzoni, der diesen Auswüchsen des Fan-Wahns jetzt ein Gesicht gegeben hat. „Es darf nicht Schule machen, dass wenige Gewaltbereite Spieler verjagen“, forderte Baranowsky.

Noch keine Lösung parat

Das sieht Bayern-Trainer Jupp Heynckes genauso: „Rowdys und Krawallmacher muss man ausgrenzen, da muss eine Solidarität in der Liga stattfinden. Da sind die Klubs und die Sicherheitskräfte gefordert, rigoros durchzugreifen. Diese Leute haben im Stadion nichts verloren“, sagte Heynckes.

Auch interessant

Allerdings haben weder Deutscher Fußball-Bund, Deutsche Fußball Liga noch die Klubs eine Lösung für das Problem parat.

Alle Anregungen, alle frommen Wünsche helfen Kevin Pezzoni derzeit wenig. Der zurückhaltende 24-Jährige, den sich die Problemfans offenbar wegen eines Fehlers bei der Kölner Niederlage gegen Aue herausgepickt haben, hat sich erst einmal aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

„Er soll den Kopf freibekommen“

„Er soll abschalten, die Sache verarbeiten, den Kopf freibekommen“, sagte ein Bekannter aus dem direkten Umfeld des Spielers dieser Zeitung. Wie es jetzt für den 24-Jährigen weitergeht? Da gibt es nur sehr viele Fragezeichen. Kann Pezzoni zu einem Zweitligisten wechseln, der dann gegen die Kölner spielt? Oder zu einem Klub, der eine Fanfreundschaft mit dem FC pflegt? „Es wäre schlimm, wenn der Mob nach der Vertragsauflösung auch noch die Karriere von Kevin weiter entscheidend beeinflusst“, heißt es aus dem Umfeld des Spielers.