Spa-Francorchamps. Der amtierende Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel holt im „verrückten“ Rennen von Spa Platz zwei. Jenson Button siegt. Michael Schumacher wird in seinem Jubiläumsrennen ohne Gang sechs Siebter. Am Anfang herrscht das Chaos.
Nach fünf Wochen Pause und 44 Runden Berg und Tal hat die Formel 1 plötzlich ein anderes Gesicht bekommen. Nicht nur, weil sich Jenson Button nach fünf Monaten Abstinenz wieder auf der obersten Stufe des Siegerpodestes einfand. Auch Sebastian Vettel ist nach dem zweiten Platz beim Großen Preis von Belgien wieder in Schlagdistanz zu WM-Spitzenreiter Fernando Alonso, ebenso wie der Drittplatzierte Kimi Räikkönen. Das Rennen der unauffälligen, klugen Männer – das gilt auch für den herausragenden vierten Platz von Nico Hülkenberg im Force India. Michael Schumacher wurde bei seinem Jubiläumsrennen am Ende ohne den sechsten Gang Siebter – seine ganz persönliche Achterbahnfahrt.
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Damit ist diese WM im Nu wieder völlig offen. Alonso führt noch mit 164 Punkten, die Red-Piloten Vettel und Mark Webber folgen mit 140 und 132 Zählern, dahinter lauert Räikkönen (131). Selbst Button mit seinen 101 Punkten ist bei acht ausstehenden Punkten noch nicht ganz weg vom Fenster. Ein Rennen mit vielen Verlierern und großen Comebacks: „Das war ziemlich verrückt heute – und gut für die Punkte“, bilanzierte Vettel mit dem breitesten Grinsen seit Monaten, „das Tempo ist wieder da.“
Chaos beim zwölften WM-Lauf
Der Rennbeginn schon war spektakulär: Die Rauchzeichen, die die Bremsen des Sauber-Rennwagens von Kamui Kobayashi am Start geben, verheißen nichts Gutes. Keine 250 Meter später bricht das Chaos beim zwölften WM-Lauf aus. Pastor Maldonado, das mittelamerikanische Verkehrshindernis, legt einen Frühstart hin. Der prinzipiell ungestüme Franzose Romain Grosjean drängt Lewis Hamilton im McLaren aufs Gras ab, die beiden Boliden verhaken sich, Hamilton dreht sich, schiebt Grosjean an, dessen Lotus aufsteigt und vor der Kurve von La Source quer über den Ferrari von Fernando Alonso fliegt – Zentimeter am Kopf des Spaniers vorbei. Auch Sergio Perez wird zum unschuldigen Unfallopfer, das Fahrerfeld muss um ein Trümmerfeld herum kurven. Niemand wird verletzt, aber schon einmal, im Jahr 1998, war es in Spa zur Massenkarambolage gekommen. Rennleiter Charlie Whiting auf der Kommandobrücke schüttelte zwar nur den Kopf, aber er muss sich die Frage stellen lassen, warum er die Prozedur nicht vorher abgebrochen hat.
Immerhin kam Jenson Button auf seiner ersten Pole-Position seit drei Jahren unbeschadet weg. Er war am Ende ebenso zufrieden wie Sebastian Vettel und Michael Schumacher in seinem 300. Rennen: „Das war sehr abwechslungsreich und hat viel Spaß gemacht.“
Wohin die Reise noch gehen wird in dieser Saison, zeigt aber am besten der Funkspruch der Lotus-Box an Kimi Räikkönen in der vorletzten Runde: „Nimm’ etwas Tempo raus, halte Deinen Platz.“ Energischer Widerspruch des rasenden Finnen: „Full power!“ Volle Kraft voraus, nächstes Wochenende schon ist Europa-Abschied im Tempodrom von Monza.