Dortmund. Mario Götze überzeugt im Training Fans und Mitspieler mit starken Leistungen. Das Supertalent vom BVB drängt mehr und mehr in die Startelf und könnte mit Neuzugang Marco Reus zur modernen Version der „Terrible Twins“ Lothar Emmerich und Siggi Held werden.
Im Training von Borussia Dortmund läuft er längst wieder zu Hochform auf. Es gibt die schöne Anekdote, dass Jürgen Klopp schon mal Mitspieler ermahnen musste, nicht mit offenem Mund zu staunen, wenn dieser Mario Götze wieder mal etwas Unglaubliches mit dem Ball machte. Das Repertoire des 20-Jährigen ist riesig, ja unerschöpflich. "Der Herrgott hat ihn mit Talent überschüttet. Es ist unmöglich, ihn zu stoppen", hat Fußballkaiser Franz Beckenbauer einmal über den kleinen Dortmunder gesagt.
Training ist das eine. Das Spiel, der Praxistest am Wochenende, das andere. Und so werden viele Augen auch am Samstag wieder auf den lange verletzten Nationalspieler gerichtet sein, wenn er beim Spiel des BVB gegen den 1. FC Nürnberg (15.30 Uhr live im DerWesten-Ticker) eingewechselt wird. Vergangene Woche hat das Joker-Prozedere beeindruckend gut geklappt. Der 20-Jährige kam in der 78. Minute. Und erzielte drei Minuten später mit seinem dritten Ballkontakt das 2:1-Siegtor gegen Werder Bremen. Mario Götze ist so eine Art Punkt-Versicherung für den BVB: Traf er in der Bundesliga, hat Dortmund zehn Mal gewonnen, ein Mal Unentschieden gespielt, nie verloren.
Wer muss für Götze weichen?
"Mario hatte eine sehr gute Trainingswoche. Er kann länger als eine Viertelstunde spielen. Und er soll am Samstag, wenn möglich, länger spielen", sagt sein Trainer Jürgen Klopp. Gegner Nürnberg dürfte also gewarnt sein. Götze selbst freut sich über jede Praxisminute unter Wettbewerbsbedingungen: "Jede Minute Spielzeit tut mir gut. Das letzte Mal, dass ich 90 Minuten durchgespielt habe, war ja im Dezember", erinnert er sich.
Mit den Minuten, mit den Einsätzen wächst auch die Erwartungshaltung. Nach der Länderspielpause könnte Götze, erstmals seit Dezember, wieder ein Kandidat für die Startelf und die volle Distanz sein. "Es ist nicht so, dass für Mario ein Platz reserviert ist", sagt Jürgen Klopp. Aber der Trainer weiß, was er an dem schnellen, technisch starken und enorm kreativen Gewächs aus der eigenen Jugend hat.
Im Dortmunder Mittelfeld ist es eng und die Qualität extrem hoch. 17-Millionen-Euro-Neuzugang Marco Reus hat seinen Platz in der Mitte. Jakub Blaszczykowski spielt auf der rechten Seite in der Form seines Lebens und harmoniert zudem prächtigst mit seinem polnischen Hintermann Lukasz Piszczek. Da Mario Götze flexibel einsetzbar ist, könnte er ausgerechnet einen anderen Dortmunder verdrängen: Kevin Großkreutz auf der linken Seite.
Wie einst Emmerich und Held
Götze und Reus, gemeinsamer Marktwert knapp 50 Millionen Euro, zwei hochveranlagte Fußballer Seite an Seite. Da werden Erinnerungen wach. An Lothar "Emma" Emmerich und Siggi Held. Das von englischen Medien ehrfürchtig "Terrible Twins" genannte Duo schoss den BVB 1966 zum ersten deutschen Europapokalsieg. Und sorgte für aufregende Bundesligamomente. "Emma und ich waren ja, anders als Marco und Mario, klassische Stürmer", erinnert sich Siggi Held. Der 70-Jährige schmunzelt im Gespräch mit unserer Zeitung: "Aber die beiden sind natürlich auch richtig gut. Da wird sich doch auch ein schöner Name finden lassen. Der Fantasie sind ja keine Grenzen gesetzt."
Bei Manchester City, dem Champions-League-Gegner von Borussia Dortmund, sollen sie schon die alten Zeitungsartikel mit Emma, Siggi, diesen "Terrible Twins" aus der deutschen Bundesliga, herausgekramt haben.