Stuttgart. Bei seinem Wiedersehen mit dem VfB Stuttgart hat Kevin Kuranyi wenig Raum für Sentimentalitäten. Er will Moskau als Kapitän zurück in die Erfolgsspur führen. Dynamo reist als Tabellenletzter zum Play-off-Hinspiel.
Fast drei Jahre hat Kevin Kuranyi nicht mehr im Stuttgarter Stadion Fußball gespielt. Das letzte Mal als der ehemalige Nationalstürmer zu Gast war, schoss er gegen seinen Heimatverein am neunten Bundesligaspieltag der Saison 2009/2010 noch für den FC Schalke 04 das Siegtor. Jetzt kommt er als Kapitän von Dynamo Moskau wieder und will erneut zuschlagen. "Stuttgart war, ist und bleibt meine Heimat", sagte Kuranyi der dapd Nachrichtenagentur mit Blick auf die Play-off-Partie zur Europa League am Mittwoch (18.15 Uhr/live im DerWesten-Ticker). Doch Rücksicht könne er darauf nicht nehmen: "Denn wir wollen uns eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel erarbeiten."
Mit Moskau auf dem letzten Platz
Für den Angreifer, der im Alter von 16 Jahren aus Panama nach Stuttgart gekommen war und sich von dort aus bis in die deutsche Nationalmannschaft spielte, steht viel auf dem Spiel. Nachdem er bereits 2005 zum FC Schalke gewechselt war, zog er vor mehr als zwei Jahren auch nach Moskau weiter, um dort Titel zu gewinnen. Doch nach fünf Spieltagen und fünf Niederlagen liegt er mit der international erfahrenen Mannschaft in der russischen Premier Liga auf dem letzten Platz. Null Punkte, 1:11 Tore.
Und um den Europa-League-Titel anzupeilen, müsste es Dynamo unter dem neuen Coach Dan Petrescu zunächst mal in die Gruppenphase schaffen - also die Schwaben aus dem Weg räumen. Allerdings betont auch Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia vor dem Hinspiel: "Wir wollen unbedingt die Gruppenphase erreichen."
Rund 80 Karten für Freunde und Verwandte
Schon jetzt steht für Kuranyi fest, dass die Partie "etwas ganz Besonderes" wird. Er hat rund 80 Eintrittskarten an Freunde und Verwandte verteilt und erwartet für sich "ein kleines Heimspiel". Ob er bei einem Tor für Moskau dennoch jubeln würde? "Das entscheide ich spontan", sagt er.
In Moskau genießt der 30-Jährige großen Respekt. Seit dieser Saison führt er als erster deutsche Spieler ein russisches Profiteam als Kapitän an und ist sich der Verantwortung bewusst: "Weil es nicht nur eine Anerkennung für meine Leistung auf dem Platz ist, sondern auch zeigt, dass meine Art hier sehr geschätzt wird."
Auch die Verlängerung seines Vertrags bis 2015 zeigt, dass er längerfristig plant. Kuranyi ist mit seiner Frau und seinen beiden Kindern angekommen in Moskau. "Wir fühlen uns sehr wohl", sagt er. Und die Unterschiede zu deutschen Städten wie Stuttgart seien nicht so groß, wie man denke. "Es laufen keine Bären auf der Straße herum, aus den Wasserhähnen kommt kein Wodka, und es hat auch nicht immer 40 Grad minus."
Gutes Verhältnis zu Misimovic
Bis auf den völlig missratenen Auftakt in dieser Saison lief es bislang ohnehin ziemlich zufriedenstellend für Kuranyi. Er erzielte in 57 Ligapartien 22 Tore. In der Mannschaft versteht er sich zudem mit vielen Spielern, wie dem ehemaligen Wolfsburger Zvjezdan Misimovic, blendend.
Dennoch betont er, dass es außer Frage stehe, "dass meine Familie und ich nach meiner Karriere wieder in Stuttgart leben werden." Vorerst lebt er aber in Moskau, steht dort unter Vertrag und will Dynamo mit einem Sieg zurück auf die Erfolgsspur führen. Auch und sogar in Stuttgart. (dapd)