Leipzig. Das Bundesinnenministerium will eine sogenannte Extremismusklausel in der deutschen Sportförderung einführen. Das erklärte ein Ministeriumssprecher in einem Interview. Geförderte Sportler werden dabei nach sportpolitischen Grundsätzen abgefragt. Unter anderem zur Absage von Fremdenfeindlichkeit.

Nach der Debatte über die politische Gesinnung des Partners der Olympia-Teilnehmerin Nadja Drygalla will das Bundesinnenministerium einem Zeitungsbericht zufolge seine Förderrichtlinien ändern. Das Ministerium erwäge, bei der Mittelzuweisung für Spitzensportverbände eine explizite Extremismusklausel abzufragen, berichtete die "Leipziger Volkszeitung". Bislang gebe es dies noch nicht. Bisher habe man bei der Bekämpfung rechtsextremistischer Tendenzen mit dem Sport zusammen den Schwerpunkt auf Vorbeugung durch Aufklärung gesetzt, erklärte ein Sprecher des Bundesinnenministerium. Bisher würden sportpolitische Grundsätze abgefragt, zu denen auch eine Absage an Fremdenfeindlichkeit zähle.

Die Ruderin Drygalla war vergangene Woche von den Olympischen Spielen in London abgereist, nachdem bekannt geworden war, dass ihr Freund aktives Mitglied in der rechtsextremen Partei NPD war.

Drygalla dachte wegen des NPD-Engagements an Trennung

Dabei sagte die 23-Jährige Sportlerin in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass sie nie der rechtsextremen Szene angehört habe und ihr Freund sich aus dieser zurückgezogen habe.

Laut Drygalla habe das NPD-Engagement ihres Freundes die Beziehung sehr stark belastet: "Es gab auch den Gedanken an Trennung." Im Mai soll er aber aus der NPD ausgetreten sein. "Ich denke, dass ich schon einen ziemlichen Anteil habe", sagte die Ruderin. Ihren Abschied aus London begründete Drygalla mit dem Rummel um ihre Person: "Ich wollte einfach die Belastung von der Mannschaft nehmen, die zum Teil immer noch im Wettkampf steckte und sich darauf konzentrieren sollte."

Neonazis rekrutieren oft Nachwuchs aus Sportvereinen

Kleine Sportvereine auf dem Land bleiben nach Einschätzung des Sport-Soziologen Gunter Pilz ein Angriffspunkt für die Beeinflussung durch Neonazis. Diese Mini-Clubs seien am empfindlichsten, weil heute kaum jemand ein Ehrenamt übernehmen wolle, sagte der Wissenschaftler der Nachrichtenagentur dapd. Auf die politische Gesinnung eines freiwillig Engagierten schaue dann anfänglich niemand.

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Pilz kritisierte eine Gleichgültigkeit, die in manchen Vereinen vorherrscht. "Die denken dann: Sie machen Sport, und Sport sei unpolitisch. Aber das ist ein Denkfehler", sagte der 67-Jährige, der den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und andere Verbände im Umgang mit Rechtsextremisten berät.(dapd)