London. Die Ruderin Nadja Drygalla ist aus London abgereist, nachdem bekannt geworden ist, dass sie offenbar mit einem führenden Mitglied der NPD in Mecklenburg-Vorpommern liiert ist. Der Ruderverband denkt über weitere Konsequenzen nach.

Eklat in der deutschen Olympia-Mannschaft: Die Ruderin Nadja Drygalla hat das olympische Dorf verlassen, nachdem bekannt geworden ist, dass sie offenbar enge Kontakte in die Neonazi-Szene hat. Der NDR berichtet, Drygallas Lebensgefährte sei im vergangenen Jahr als Landtagskandidat der NPD in Rostock angetreten und sei führendes Mitglied der regionalen Kameradschaft "Nationale Sozialisten Rostock". Laut diesem Bericht habe Drygalla aus dem gleichen Grund auch ihren Dienst bei der Polizei Mecklenburg-Vorpommerns quittiert.

Abreise im beiderseitigem Einverständnis

Michael Vesper, Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft, berichtete, er habe nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort ein Gespräch mit Drygalla geführt. Drygalla habe glaubwürdig bekräftigt, dass sie sich zu den Werten der Olympischen Charta und den in der Präambel der DOSB-Satzung niedergelegten Grundsätzen bekenne. Zugleich habe sie sich von rechtsradikalen Umtrieben distanziert. Vesper erklärte, er habe nach dem Gespräch den Eindruck gewonnen, dass Drygalla persönlich nicht mit den politischen Zielen der rechten Szene sympathisiere. Die Ruderin, die im Achter zum Einsatz gekommen war, habe nach dem Gespräch erklärt, dass sie das Olympische Dorf verlassen werde, um die Olympia-Mannschaft nicht zu belasten. Vesper begrüßte diesen Schritt der Sportlerin.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat das Athletenprofil der Ruderin Nadja Drygalla von seiner Internetseite für die Spiele in London gelöscht. Die Angaben zu der 23 Jahre alten Rostockerin waren auf der Seite deutsche-olympiamannschaft.de am Freitagmittag nicht mehr zu finden.

Ruderverband will nach Olympia nochmal mit Drygalla reden

"Wir werden nach den Olympischen Spielen noch im August ein weiteres Gespräch mit Nadja Drygalla führen. Danach werden wir gemeinsam die weitere Vorgehensweise besprechen und natürlich auch kommunizieren", sagte der Präsident des Deutschen Ruderverbandes, Siegfried Kaidel.

Drygalla hatte mit dem deutschen Frauen-Achter den letzten Platz auf dem Dorney Lake belegt. Ein weiterer Start der 23-Jährigen war nicht vorgesehen.

Nach der vorzeitigen Abreise der Ruderin Nadja Drygalla von den Olympischen Spielen in London wegen vermeintlicher Kontakte zur rechtsextremen Szene hat der Deutsche Ruderverband (DRV) zur Besonnenheit gemahnt. "Hier wird der Ruf einer Person beschädigt, ohne mit ihr gesprochen zu haben", sagte der Präsident des Verbands, Siegfried Kaidel, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd. "Es ist schade, dass aufgrund von Mutmaßungen der Sport dermaßen in den Hintergrund rückt", fügte er hinzu.