London. Zwei deutsche Tennisspielerinnen sind ins Viertelfinale von Wimbledon eingezogen, wo sie nun aufeinander treffen: Sabine Lisicki besiegte sensationell die Weltranglistenerste Maria Scharapowa, Angelique Kerber schlug Kim Clijsters.
Sabine Lisicki sank auf die Knie, ballte die Fäuste und brach vor Freude in Tränen aus. Angelique Kerber ging zwar nicht zu Boden, war aber kaum weniger emotional überwältigt. Durch beeindruckende Zweisatzsiege über namhafte Gegnerinnen machten die beiden besten deutschen Spielerinnen ein gemeinsames Viertelfinale bei den All England Championships an diesem Dienstag perfekt. Nachdem die Berlinerin Lisicki mit ihrem 6:4, 6:3-Sieg gegen die Weltranglisten-Erste Maria Scharapowa am verregneten Montag für den nächsten Favoritensturz gesorgt hatte, beendete Kerber die Wimbledon-Karriere der Belgierin Kim Clijsters im Schnelldurchgang. 6:1, 6:1 gewann die Weltranglisten-Achte in nur 49 Minuten.
"Go girls - you can do it", hatte Bundestrainerin Barbara Rittner am Morgen ihren beiden Spitzenkräften noch getwittert. Und die Frauen taten es tatsächlich. "Es ist unglaublich, dass ich die French-Open-Siegerin schlagen konnte", sagte Lisicki nach ihrem ersten Sieg im vierten Vergleich gegen die Russin. Zugleich gelang der Weltranglisten-15. die Revanche für die Niederlage im Halbfinale des Vorjahres in Wimbledon.
Als Lisicki den dritten Matchball nach 1:24 Stunden mit einem Ass beim zweiten Aufschlag verwandelte, jubelte auch Basketballstar Dirk Nowitzki mit, der als Gast in ihrer Zuschauerbox weilte. "Ich habe vom ersten Punkt an versucht, mein Spiel durchzuziehen und Scharapowa zu beschäftigen. Ich habe alles gegeben und bis zum letzten Punkt hart geschlagen", sagte Lisicki und blickte dem Viertelfinale optimistisch entgegen, denn sie habe sich "bisher in jedem Match steigern können."
Gute Returns, mutige Grundlinienschläge
Obwohl Scharapowa die Wahl des ersten Servicespiels gewonnen hatte, entschied sie sich für Rückschlag. Prompt gelang der Favoritin das erhoffte Break. Doch ihre nächsten beiden Aufschlagspiele gab Scharapowa, die Wimbledonsiegerin von 2004, ab. Mit guten Returns, mutigen Grundlinienschlägen und eingestreuten Stopps beschäftigte Lisicki die Russin, zu deren Stärken nicht das Laufen gehört. Immer wieder stand Scharapowa falsch zum Ball oder kam zu spät. Vor allem mit ihrer ohnehin schwächeren Rückhand hatte die Russin erhebliche Probleme. Mit einem perfekt Longline geschlagenen Vorhand-Return beendete Lisicki den ersten Satz zum 6:4 nach einer Dreiviertelstunde Spielzeit.
Fünf Minuten später machte der "Manic Monday", der durchgeknallte Montag, seinem Namen alle Ehre. Regen hatte schon den Beginn der Spiele am Großkampftag mit insgesamt 16 Viertrunden-Vergleichen verzögert. Nun wurden die beiden Spielerinnen beim Stand von 15:30 im ersten Spiel und Aufschlag Lisicki in die Kabine geschickt. Die Deutsche vertrieb sich die Zeit im Wartestand unter anderem damit, Kurznachrichten vom Handy aus zu verschicken und zu telefonieren.
Aufschlag als Waffe
Die Konzentration aufs Wesentliche ging der Deutschen nicht verloren. Die Frau mit dem härtesten Aufschlag nutzte ihre stärkste Waffe, um das erste Spiel erfolgreich zu beenden. "Sie kam nach der Pause extrem feuernd zurück. Sie hat extrem gut gespielt und vieles besser gemacht als ich heute", sagte die schwer enttäuschte Scharapowa.
Ein Break zum 2:0 brachte der nach einer mehrwöchigen Verletzungspause erst in Wimbledon wieder in Form gekommenen 22-jährigen Deutschen eine beruhigende Führung. Die Berlinerin, die sich unmittelbar vor Wimbledon noch einmal in Florida in harten Trainingseinheiten Schlagsicherheit angeeignet hatte, hämmerte der Russin die Aufschläge nur so um die Ohren. Sie ließ sich auch nicht aus der Ruhe bringen, dass Scharapowa die ersten beiden Matchbälle abwehrte. Mit dem sechsten Ass beendete sie das von ihr von Anfang bis Ende dominierte Match.
Angelique Kerber machte mit Kim Clijsters kurzen Prozess. Die Kielerin spielte die 29 Jahre alte Belgierin, die bei den US Open im September ihre Karriere beenden wird, klassisch aus. Die ersten drei Matchbälle parierte die viermalige Grand-Slam-Siegerin noch, den vierten nutzte die Deutsche bei eigenem Aufschlag dann konsequent zum Kantersieg.
Serena Williams trifft auf Kvitova
Auf dem sogenannten "Friedhof der Champions" hatte zuvor Serena Williams den Kopf noch aus der Schlinge gezogen. Die 13-malige Grand-Slam-Siegerin besiegte auf Court 2 die Kasachin Jaroslawa Schwedowa 6:1, 2:6, 7:5. Nach 1:54 Stunden Spielzeit verwandelte die US-Amerikanerin noch rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen den Matchball gegen Schwedowa. Im Viertelfinale trifft Williams an diesem Dienstag auf Titelverteidigerin Petra Kvitova aus Tschechien, die sich gegen die Italienerin Francesca Schiavone mit 4:6, 7:5, 6:1 durchsetzte. Schiavone fand nach der langen Unterbrechung wegen Regens nicht mehr ins Spiel zurück. (dapd)