London. . Philipp Kohlschreiber, Florian Mayer, Sabine Lisicki und Angelique Kerber: Erstmals seit 1995 ist wieder ein deutsches Quartett im Achtelfinale von Wimbledon vertreten - damals waren es Boris Becker, Steffi Graf, Anke Huber und Alexander Mronz.
Florian Mayer brachte die Dinge auf den Punkt. „Wir waren manchmal gut“, meinte er am Wochenende in Wimbledon, „aber eben nicht, wenn es wirklich wichtig war. Die Grand Slam sind das, was zählt. Da wird das große Tennis gespielt, und da will man sich beweisen.“ Er war sichtlich zufrieden mit sich und seiner Welt, denn mit seinem Sieg in der dritten Runde landete er zum ersten Mal nach einer halben Ewigkeit wieder in der zweiten Woche der Championships. Ebenso wie Kollege Philipp Kohlschreiber, der jenen Mann auf die Erde zurück holte, der zwei Tage zuvor keinen Geringeren als Rafael Nadal aus dem Turnier geschossen hatte, Lukas Rosol.
Zwei Matchbälle abgewehrt
Der Augsburger hatte diesmal allen Grund, mit sich zufrieden zu sein. Natürlich hatte man erwartet, dass Rosol nicht gleich wieder so einen unfassbaren Auftritt wie gegen Nadal hinlegen würd; Kohlschreiber hatte das jedenfalls gehofft. Aber hatte er in der Vergangenheit nicht oft genug Spiele verloren, die er hätte gewinnen sollen – und können? Aber diesmal folgte er von Anfang bis Ende konzentriert seinem Plan.
Nun sind also beide im Achtelfinale gelandet, Kohlschreiber und Florian Mayer, dazu Sabine Lisicki und Angelique Kerber. Um eine vergleichbare Bilanz deutscher Tennisspieler in Wimbledon zu finden, muss man in den Ergebnislisten bis ins Jahr ´95 zurück blättern. Damals waren es Boris Becker, Steffi Graf, Anke Huber und Alexander Mronz.
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Florian Mayer hatte nach großem Kampf und der Abwehr zweier Matchbälle in fünf Sätzen gegen den Polen Jerzy Janowicz gewonnen. Zuletzt war er bei seiner Premiere vor acht Jahren überraschend im Viertelfinale gelandet, danach war ihm nie wieder ein ähnlicher Coup gelungen.
Bei Kohlschreiber liegt der letzte Auftritt in der zweiten Woche eines Grand-Slam-Turniers zwar nicht so lange zurück – das war 2009 bei den French Open in Paris - aber auch er ist sich im Klaren darüber, dass ein paar positive Schlagzeilen nicht schaden können. „Es ist für das deutsche Tennis förderlich, wenn wir hier gute Ergebnisse machen“, sagt er, „aber es wird sicher nicht das Wunder passieren, dass ARD und ZDF auf einmal die Rechte kaufen, um Mayer und Kohlschreiber live zu übertragen“.
Lisicki trifft auf die Nummer eins des Frauentennis
Mayer spielt am heutigen Montag im Achtelfinale gegen den Franzosen Richard Gasquet, Kohlschreiber gegen den Amerikaner Brian Baker. Jenen Mann, der nach jahrelanger Leidenszeit und vielen Verletzungen im Frühjahr aus der Versenkung aufgetaucht war, gleich das Finale eines Turniers in Nizza erreicht hatte, auch in Paris aufgefallen war und sich nun in Wimbledon zum ersten Mal für das Hauptfeld qualifizierte. Natürlich weiß Kohlschreiber, dass es nominell eine kompliziertere Aufgabe geben könnte, als in diesem Stadium des Turniers gegen die Nummer 126 der Weltrangliste spielen zu müssen. Aber was Zahlen zu bedeuten haben, zeigte nicht zuletzt der Sieg von Rosol gegen Nadal.
Bei den Kolleginnen erübrigt sich jede Warnung, die nächste Aufgabe zu unterschätzen. Sabine Lisicki wird auf Court No. 1 zum Spiel gegen die aktuelle Nummer eins des Frauentennis, Maria Scharapowa, erwartet. Und Angelique Kerber bekommt’s – ebenfalls gegen 14 Uhr (MEZ) – mit Kim Clijsters zu tun.