Pulheim. . Die BMW International Open finden in diesem Jahr im Golfclub Gut Lärchenhof bei Köln statt. Mit dabei: John Daly.

John Daly kam für seine Verhältnisse relativ dezent daher: Der Mann aus Kalifornien trug auf seiner Proberunde zur BMW Open in Pulheim bei Köln ein giftgrünes Shirt und eine schwarze Hose. Am Vortag hatte er auf der Runde am Gut Lärchenhof noch eine Hose mit verschiedenen Blautönen und welligem Muster vorgeführt. Und als sich die besten Golfprofis der Welt vor ein paar Wochen zum Masters in Augusta getroffen hatten, reiste John Daly nur an, um seine Mode-Kollektion in bunten Farben vor großem Publikum zu präsentieren. Nicht zum Spielen.

Für seinen Ruf als bunter Vogel der Golfszene hat John Daly schon immer eine Menge getan – zwar liegt die sportlich erfolgreichste Zeit des 46-Jährigen schon eine Weile zurück, aber auf den Grüns gilt er immer noch als Attraktion in einem Sport, der trotz aller Bemühungen nicht so recht wegkommt von seinem elitären Image.

Beim einzigen Turnier der European Tour in Deutschland sind Martin Kaymer, Bernhard Langer oder Sergio Garcia die sportlichen Zugpferde – und John Daly ist der schillernde Gegenentwurf.

Am Mittwoch zündete er sich auf dem Abschlag zur Proberunde erst einmal eine Zigarette an – dies wird geduldet wie bei Helmut Schmidt, weil John Daly eben John Daly ist. Eine Sport-Legende der anderen Art. In seiner Biografie finden sich Alkoholexzesse, mindestens drei Entziehungskuren, zertrümmerte Hotelzimmer und vier gescheiterte Ehen. Seine vierte Ehefrau Sherrie hatte ihn einst sogar mit dem Messer angegriffen, während er schlief.

„Alle meine Ex tragen Rolex“, hat Daly einmal gesagt. Und wenn man sonst noch Fragen hat, wohin das viele Preisgeld gegangen ist, dann kommt seine Spielsucht ins Spiel: 50 bis 60 Millionen Dollar hat er nach eigener Einschätzung verzockt. Einmal waren es 1,5 Millionen Dollar in einer Nacht, die er an einen einarmigen Banditen verloren hat – das Doppelte des Preisgeldes beim vorherigen Turnier.

Das Erstaunliche bei der ganzen Geschichte ist, dass John Daly immer noch spielt – aktuell wird er auf Platz 279 der Weltrangliste geführt. Sporadisch blitzt seine Klasse noch auf: Im Februar lag er bei den Katar Open nach einer 67er-Runde sogar in Führung – bis ein Sandsturm kam und Daly auf Platz vier zurückfegte. Das ist beachtlich, aber weit von dem entfernt, was er in seinen besten Jahren erreicht hat, als er zwei Major-Turniere gewann: Die PGA-Championship 1991 und die British Open 1995 in St. Andrews. „In den 90-er Jahren war mein Spiel gut, aber nicht mein Kopf“, sagte er gestern, „heute ist mein Kopf klar, aber mein Spiel nicht mehr ganz so gut.“

Nur noch 105 Kilo schwer

Daly scheint sich mit seinem Leben arrangiert zu haben – in seinen wildesten Zeiten hat er mal 150 Kilo gewogen; jetzt sollen es noch um die 105 Kilo sein. Er hat sich den Magen verkleinern lassen und stopft nicht mehr jeden Tag zehn Tafeln Schokolade in sich hinein – früher hat er auf seine Fitness nicht ganz so viel Wert gelegt. Überliefert ist eine Geschichte, als Tiger Woods aus dem Fitnessstudio kam und Daly die damalige Nummer eins der Welt gefragt hat, warum er sich solche Schinderei überhaupt antut. Die Antwort von Woods: „Wenn ich dein Talent hätte, müsste ich das nicht tun.“ Daly galt zu seinen besten Zeiten als begnadeter Golfer mit einem phänomenalen Abschlag; einer, der auf den Ball förmlich einzuprügeln schien.

In Deutschland schätzen ihn die Golf-Fans, seit er 2001 die BMW Open gewonnen hat – damals wurde das Turnier in München ausgetragen, und „Big John“ stellte mal eben einen Platzrekord auf. „Als früherer Champion liebe ich dieses Turnier“, sagte er gestern nach der Proberunde – und nachdem er sich noch schnell ein neues Outfit angezogen hatte. Diesmal war auch die Hose giftgrün mit kleinen lustigen Figuren darauf. Einen Martin Kaymer kann man sich so nicht wirklich vorstellen, aber John Daly findet es nicht nur grell, sondern auch passend: „Das zeigt doch nur, dass ich Spaß an meinem Leben habe.“