Paris. Vor einem Jahr gewann die Chinesin bei den French Open in Paris. Doch es fiel ihr offensichtlich nicht leicht, im Sturm des riesigen Interesses festen Stand zu bewahren. In den folgenden fünf Monaten gewann Li Na nur noch sieben Spiele. Diesmal schied sie in Paris schon früh aus.

Vor zwölf Monaten posierte Li Na lächelnd vorm Eiffelturm, wie es jedes Jahr Tausende von Touristen tun. Aber der große Pokal, den sie dabei im Arm hielt, machte den Unterschied; den hatte sie ein paar Stunden zuvor mit ihrem Sieg im Finale der French Open gewonnen. Mit dem ersten Sieg einer Chinesin im Einzel eines Grand-Slam-Turniers, daheim im Reich der Mitte von geschätzten 115 Millionen Menschen am Fernseher verfolgt.

Ganz so viele dürften es diesmal bei ihrer Niederlage im Achtelfinale nicht gewesen sein; 6:2, 2:6, 0:6 gegen Jaroslawa Schwedowa und damit keine Fotos mit Pokal. Li Na sagt, der Triumph 2011 habe ihr Leben sehr verändert. „Ich musste viele Termine wahrnehmen und hatte auf dem Platz keinen Spaß mehr. Fast sechs Monate lang habe ich versucht, in mein Leben zurückzukehren.“

Was in einem Riesenreich wie China nicht ganz leicht ist, wenn einen nicht nur zehn Leute auf der Straße erkennen, sondern gleich hundert Tausend. Deren Reaktionen müssen wohl bisweilen gewöhnungsbedürftig gewesen sein. Zur Demonstration erzählte sie neulich die Geschichte, wie sie in einem Restaurant saß, als eine Frau ein paar Tische weiter auf einmal schrie: „Ohhh, sie isst.“

Werbeverträge im Wert von 42 Millionen Dollar

Die Popularität wurde atemberaubend gut honoriert. Der Nachrichtendienst Bloomberg.net berichtete kürzlich, die Chinesin sei nach Maria Scharapowa inzwischen die Athletin mit den am besten dotierten Werbeverträgen weltweit, habe nach dem Sieg im vergangenen Jahr in Paris Langzeit-Werbeverträge im Wert von 42 Millionen Dollar unterschrieben. Als die beiden vor knapp drei Wochen im Finale des WTA-Turniers von Rom gegeneinander spielten, war es also die Begegnung der zurzeit wirtschaftlich erfolgreichsten Sportlerinnen.

Doch es fiel ihr offensichtlich nicht leicht, im Sturm des riesigen Interesses festen Stand zu bewahren. In den fünf Monaten nach den French Open gewann Li Na nur noch sieben Spiele, verlor unter anderem in Wimbledon in der zweiten Runde (gegen Sabine Lisicki), später bei den US Open und beim WTA-Turnier in Peking sogar in der ersten.

In den ersten Monaten dieses Jahres spielte Li Na konstanter als in der zweiten Hälfte des vergangenen, und spätestens nach dem Finale in Rom stand sie wieder auf der Liste der Titel-Kandidatinnen in Paris. Doch dann kam am Montag das Aus.