München. . Ausgerechnet bei jenem Spiel, dass die Bayern und die niederländische Nationalmannschaft als Kompensation für Robbens Verletzung vereinbaart hatten, wird der Superstar von eigenen Fans ausgepfiffen. Seine Nationalmannschaftskollegen reagieren empört.
Bastian Schweinsteiger und Arjen Robben haben ein gequältes Lächeln aufgesetzt, als sie Einblick geben sollten in ihre Gefühle. Wegen ihrer verschossenen Elfmeter im Finale der Champions League gegen Chelsea, wegen möglicher Folgen für die EM – und Robben auch wegen der Vorkommnisse nach seiner Einwechslung für sein Nationalteam in der letzten Viertelstunde, die ihm in den Ohren nachhallen werden. Heftig ausgepfiffen worden war er von einer Vielzahl der Münchner Zuschauer. Das so genannte Kompensationsspiel wegen seiner schweren Muskelverletzung von der WM 2010 war zu einer Abrechnung verkommen. Da half es auch nur bedingt, dass andere Bayern-Fans mit Sprechchören für Münchens niederländischen Star dagegen hielten.
Schweinsteigers und Robbens wortloses Grinsen war drei Tage nach dem Final-Drama und im Anschluss an diesen 3:2-Kick gegen Holland eine Maskerade zum Selbstschutz. Zurück blieben die irritierten Kollegen beider Mannschaften. Vor allem die Elftal-Spieler zürnten über die Pfiffe gegen Robben. „Ich finde das wirklich einen großen Skandal“, sagte der ehemalige Münchener Mark van Bommel. „Wenn ich Arjen Robben wäre, würde ich gut darüber nachdenken, ob ich hier nächstes Jahr spielen will.“ Khalid Boulahrouz nannte die Pfiffe „eine absolute Sauerei und eine Unverschämtheit der Fans“, Rafael van der Vaart befand: „Bayern sollte sich schämen, das hat Arjen nicht verdient. Das ist peinlich.“ Mit Robben hat der Verein jüngst bis 2015 verlängert.
Äußerungen von Jupp Heynckes sorgen für Verwirrung
Es war ein Schlussakkord in Moll eines durchweg sinnfreien Abends. In diesen mischten sich auch noch die Äußerungen des Bayern-Trainers Jupp Heynckes, die man so deuten konnte, dass er an Überzeugung verloren hat, seinen Vertrag bis 2013 zu erfüllen. „Wenn sich daran etwas ändert beim FC Bayern, wird das der Verein bekannt geben“, sagte der 67-Jährige. „Wenn es etwas zu verkünden gibt, werden wir das gemeinsam tun.“ Andererseits sagte er aber auch, man plane „jetzt für die neue Saison. Wir wollen angreifen“. Er klang hin- und hergerissen. Es werde „mit jedem Tag schlimmer“, hatte er ja zuvor über sein Innenleben nach dem verlorenen Finale eingeräumt.
Christian Nerlinger bemühte sich, die Spekulationen um einen vorzeitigen Abschied von Robben und Heynckes zu entkräften. „Das wird sich legen. Arjen fährt jetzt zur EM und kommt dann hochmotiviert zurück“, sagte der Sportdirektor. Und zu Heynckes sagte er: „Er hat bis 2013 Vertrag, und es gibt überhaupt keine anderen Ansätze.“