Essen. Der erste von 34 Spieltagen ist nur eine Momentaufnahme. Deshalb werden nicht einmal eingefleischte Schalke-Fans vom Titel träumen, nur weil Felix Magath ein erfolgreicher Trainer-Einstand gelang.
Niemand käme bei einem Marathonlauf auf die Idee, aus dem Zwischenstand nach einem Kilometer Schlüsse für das Endergebnis nach 42 Kilometern zu ziehen. Im Fußball ist das anders. Klar ist auch hier der erste von 34 Spieltagen nur eine Momentaufnahme. Aber die Erfahrung lehrt, welche enorme psychologische Bedeutung ein guter bzw. schlechter Start haben kann. Schwer vorstellbar etwa, dass der 1. FC Kaiserslautern seinerzeit als Aufsteiger den Durchmarsch zum Titel ohne den sensationellen Auftaktsieg in München geschafft hätte.
Nicht einmal eingefleischte Schalke-Fans werden allerdings gleich vom Titel träumen, nur weil Felix Magath mit dem 2:1-Sieg beim Neuling 1. FC Nürnberg ein erfolgreicher Trainer-Einstand beim Vorjahrs-Achten gelang. Andererseits ist die Wirkung dieses Erfolges – zumal wegen der beiden Tore des zuletzt immer wieder umstrittenen Kevin Kuranyi – für die Aufbruchstimmung bei Königsblau auch nicht zu unterschätzen. Man braucht sich bloß vorzustellen, welche Reaktion eine Niederlage ausgelöst hatte.
Wie wichtig ein Startsieg von den Vereinen genommen wird, zeigt auch die Erleichterung von Jürgen Klopp, dessen Borussia trotz drückender Überlegenheit 75 Minuten auf das erlösende Tor gegen poldi- und chancenlose Kölner warten musste. Andernfalls hätte der BVB im nächsten Spiel beim HSV bereits unter Druck gestanden. Wie jetzt der SV Werder Bremen, dem nach der 2:3-Heimpleite gegen Frankfurt angesichts der Reise zum FC Bayern der komplette Fehlstart und damit böse Erinnerungen an die verkorkste letzte Saison drohen.
Skibbes fulminanter Einstand
Während Michael Skibbe mit der Eintracht, den viele Experten eine schwere Saison prophezeien, ein fulminanter Einstand gelang, verlief das Comeback des Trainer-Oldies Jupp Heynckes mit dem 2:2 beim Aufsteiger Mainz 05 durchwachsen. Kann doch allein der Aufsteiger nach den Turbulenzen um Jörn Andersens Entlassung das Unentschieden als – vor allem moralischen – Erfolg buchen.
Den stärksten Eindruck der ersten Runde, die am Sonntag mit den Spielen Bochum – Mönchengladbach und Freiburg – HSV beendet wird, hinterließ unstrittig schon am Freitag der VfL Wolfsburg. Bemerkenswert genug. Gab es doch nicht wenige Stimmen, die auf die Bürde des Titelverteidigers verwiesen, die sich gerade für Überraschungs-Meister schon oft als zu schwer erwiesen hat. Vor allem die Art und Weise, wie die „Wölfe“ das 2:0 über den keineswegs schwachen VfB Stuttgart herausspielten, war eine Kampfansage, die wohl auch in München angekommen sein dürfte.
Das 1:1 der Bayern beim letztjährigen Höhenflieger Hoffenheim, der auf einem guten Weg scheint, sich als Topteam in der Liga zu etablieren, ist schon deshalb schwer zu bewerten, weil dem Rekordmeister etliche Leistungsträger fehlten. Trotz noch ausstehender 33 Spiele im Liga-Marathon darf jedoch diese Prognose gewagt werden: Ein Selbstläufer wird die Meisterschaft für Louis van Gaal und sein hochkarätiges Ensemble nicht.