Essen. Sebastian Vettel, bisher vom Erfolg verwöhnt, verlor gleich beim ersten Gegenwind die Contenance und zeigte sich unversöhlich gegenüber einem jungen Rivalen, der unachtsam war. Während Vettel noch jung genug ist, um sich künftig als besserer Verlierer zu präsentieren, ist bei Rudi Völler kein Fortschritt mehr zu erwarten. Der Bayer-Sportdirektor hatte sich zum wiederholten Male nicht im Griff. Ein Kommentar.

Wer den Charakter eines Sportlers beurteilen will, sollte ihn im Sieg wie in der Niederlage erlebt haben. Sebastian Vettel kannten die Fans bisher nur als Strahlemann. In Malaysia sah die Formel-1-Welt nun erstmals ein anderes Gesicht des 24-Jährigen. Frustriert von der neuen Erfahrung, dass sein zwei Jahr lang dominierender Red Bull noch unrund läuft, zeigte er sich als schlechter Verlierer.

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Ärger und Enttäuschung über zwölf unverschuldet verlorene WM-Punkte (für den greifbar nahen vierten Platz) sind eine Sache, seinen indischen Kollegen Narain Karthikeyan, der einen Moment unachtsam war, jedoch gleich als „Gurke“ zu verspotten, eine andere. Weil Vettel noch jung ist und wenig Erfahrung im Umgang mit Rückschlägen hat, besteht immerhin die Hoffnung, dass es sich bei seiner Reaktion um einen Ausrutscher handelt.

Anders sieht es im Profifußball aus, wo selbst vermeintlich gestandene Sportsmänner immer wieder in alte Verhaltensmuster verfallen. Nach Jürgen Klopp (Pokalspiel in Fürth) wurde zuletzt Rudi Völler wieder einmal auffällig. Der Bayer-Sportdirektor versuchte von den Problemen seines Klubs abzulenken, indem er auf die Expertenriege des TV-Senders Sky eindrosch, weil diese den vom Schiedsrichter nicht geahndeten Ellbogenstoß von Simon Rolfes gegen Schalkes Julian Draxler als rot-würdig eingestuft hatte.

Mag speziell Völlers Attacke gegen Ex-Schiedsrichter Markus Merk Beifall finden – in Ordnung ist sie nicht. Die cholerische Ader des früheren Nationalspielers und DFB-Teamchefs taugt als Erklärung, nicht aber als Rechtfertigung für Schimpftiraden. In der Sache zuzustimmen ist Völler aber, wenn er die Rolle der DFB-Angestellten Steffen Freund und Matthias Sammer als (meist nervende) TV-Experten hinterfragt. Das Dumme ist nur: In seiner DFB-Zeit war er selbst als Experte für Sky-Vorgänger Premiere tätig. Zurückhaltung hätte ihm also auch hier besser zu Gesicht gestanden.