Schön, dass es in einer Szene, in der die Hektik stündlich größer wird, wenigstens noch einen ruhenden Pol gibt. Also sprach Karl-Heinz Rummenigge: „Beim FC Bayern sind alle entspannt, sachlich und nicht emotional.“ Der Vorstands-Vorsitzende war zum Umgang mit Arjen Robbens Rolle als Ersatzspieler gefragt worden. Dummerweise nur knallten bei seinem Präsidenten fast zeitgleich alle Sicherungen durch. Nach einem Disput mit Reportern zur gleichen Problematik verließ Uli Hoeneß die Arena wutentbrannt.
Würde man ihn nicht kennen, die Vermutung läge nahe, der Mann kann noch nicht lange im Geschäft sein. Schon gar nicht in München, wo der Boulevard schon bei harmloseren Themen zu provozieren pflegt. Wer freilich die Verhaltensmuster von Hoeneß und den Bayern kennt, ahnt: So nervös war der Rekordmeister lange nicht mehr. Aus Sorge, mit Borussia Dortmund könnte den Münchenern über Jahre ein Konkurrent auf Augenhöhe erwachsen?
Gestützt wird diese Vermutung nicht zuletzt dadurch, dass Hoeneß unlängst den Eindruck zu vermitteln suchte, der BVB sei eh nur Meister von Bayerns Gnaden. Anders ist der Zeitpunkt der Enthüllung eines Kredits in Höhe von zwei Millionen Euro an die 2003 klammen Dortmunder schwer zu erklären. Was im Wirbel darum unterging: Im selben Jahr zahlten die Münchener in einem Vergleich drei Millionen Euro an die DFL), nachdem bekannt geworden war, dass sie mittels eines Geheimvertrages mit der Kirch-Gruppe 40 Millionen Mark (20,5 Millionen Euro) an der Liga vorbei kassiert hatten.
Heute, nach neun Jahren, auf dieses Thema angesprochen, würden die Bayern wahrscheinlich noch entspannter reagieren als im Fall Robben ...