New York Giants gewinnen den Super Bowl in letzter Minute
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Washington/Indianapolis. Im Finale der amerikanischen Football-Meisterschaft ziehen die New England Patriots zum zweiten Mal binnen vier Jahren gegen die New York Giants den Kürzeren. Beim 21:17 Erfolg (9:0, 0:10, 6:7, 6:0) in Indianapolis macht wie schon 2008 Giants-Quarterback Eli Manning im entscheidenden Augenblick den Unterschied.
Geschichte wiederholt sich eben doch. Ooops, würde Britney Spears singen, er hat es wieder getan. Wie vor vier Jahren einfach das Spiel entschieden. Mit einem einzigen Hammer-Wurf, der in die Football-Geschichtsbücher eingehen wird. Eli Manning, Quarterback der New York Giants, ist gestern Abend beim NFL-Super-Bowl-Finale in Indianapolis endgültig in den Kreis der besten Spielmacher aller Zeiten aufgestiegen.
Sein Team, die New York Giants, lagen nach wechselhaftem Spielverlauf vor 68.700 Zuschauern im ausverkauften Lucas Oil Stadium gegen die favorisierten New England Patriots rund vier Minuten vor Spielschluss mit 15:17 zurück. In diesem Moment warf der die komplette Saison über für geniale Auftritte im letzten Spielviertel bekannt gewordene Manning einen hoch riskanten Pass über 38 Yards, den Mario Manningham mit Glück und noch mehr Geschick regelgerecht zu fassen bekam.
Ahmad Bradshaw macht den Sieg der Giants perfekt
Die Situation sollte die Wende einleiten. Wenig später kam Ahmad Bradshaw zum Touchdown für New York. Es stand 21:17. Die „Pats“ ließen den freistehenden Bradshaw, ein seltener Anblick, unbehelligt in die Endzone eindringen; in dem Glauben, die noch verleibenden 57 Sekunden reichten aus, um den entscheidenden Konter und Sieg-Spielzug setzen zu können.
Allein, Tom Brady, Mannings Gegenüber und bereits drei Mal Super Bowl-Gewinner, spielte die gesamte Partie über gesehen minimal unter seinen herausragenden Möglichkeiten. 36 Sekunden vor der Abpfiff wurde er zu Boden gerissen. Unmittelbar vor Schluss fand sein letzter Wurf in der gegnerischen Endzone nicht den gewünschten Empfänger. Endstand: 21:17 für New York!
Eli Manning zum besten Spieler gekürt
Die Giants haben damit wie schon 2008 den „Pats“ kurz vor Schluss den bereits sicher geglaubten Vince-Lombardi-Pokal aus den Händen gerissen. Eli Manning, Sohn von Archie Manning, in den 70er-Jahren erfolgloser Quarterback in New Orleans, und Bruder von Peyton Manning, Quarterback des früheren Super Bowl-Gewinners Indianapolis Colts, wurde zum besten Spieler („MVP“) gekürt und mit einem schwarzen Sportwagen belohnt.
Eli Manning reiht sich damit ein in den kleinen Klub der NFL-Quarterbacks, die sich ebenfalls mindestens zweimal den Meister-Ring auf den Finger schieben konnten; darunter Größen wie John Elway und Ben Roethlisberger. Die Giants haben damit den vierten Finalsieg in ihrer Vereinsgeschichte geschafft.
New Yorks Bürgermeister Bloomberg kündigt Jubel-Parade an
New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg kündigte, wie bereit 2008, eine große Jubel-Parade in Manhattan an. Die von 120 Millionen Amerikanern an den Fernsehschirmen verfolgte Partei begann für die bei den Buchmachern favorisierten Patriots von Trainer Bill Belichik mit einem schwachen Auftakt und einem 0:9-Rückstand. Die Endspiel-erfahrenen Neu-Engländer, mit dem starken Düsseldorfer Sebastian Vollmer (27) in ihrer Abwehrreihe, konnten das Blatt bis zu Halbzeit wenden und in eine 17:9-Führung verwandeln. New York kam mit zwei Field-Goals auf 15:17 heran.
Danach schlug die große Stunde Eli Mannings, der insgesamt 30 von 40 Pässen an den Mann brachte. Brady hätte die Glanzvorstellung seines Konkurrenten mit einem Verzweiflungswurf („Hail Mary“) noch toppen können. Doch wenige Sekunden vor Abpfiff konnte der nach einer Verletzung noch nicht wieder vollständig einsatzfähige Star-Fänger Rob Gronkowski das Ei nicht unter Kontrolle bekommen. Ende. Aus Vorbei.
Madonna liefert atemberaubende Zwölf-Minuten-Show
Sieger und Fans feierten, die Verlierer schlichen mit hängenden Köpfen vom Platz. Und die Statistiker rieben sich die Augen. Noch nie zuvor hatte eine Mannschaft, die in der regulären Saison 9 Siege und 7 Niederlagen verzeichnete, das Finale gewinnen können. Zum Vergleich: die „Pats“ gingen mit 13 Erfolgen und nur drei verlorenen Partien in die Finalserie. Im Nachhinein Kaffeesatzleserei.
P.S.: In der Halbzeitpause stieg Pop-Star Madonna, begleitet von Tänzern und Akrobaten des Cirque du Soleil, in Kaiserin-von-Rom-Kostümierung vom bombastischen Pop-Thron und legte eine atemberaubende Zwölf-Minuten-Show hin. Nach „Vogue“ und „Music“ von früheren Platten bot sie zum ersten Mal live ihre neue Single „Give Me All Your Luvin“. Den Schlusspunkt setzte ein Duett mit dem Rapper Cee Lo Green samt Chor zu Klängen von „Like a Prayer“. Ein Lied mit Symbolgehalt. Der Football-Gott hat gestern aber nur die Gebete der New York Giants erhört.
Spektakulärer Super Bowl
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Madonna beim Superbowl
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Das American-Football-ABC
DerWesten versucht, Ihnen American Football ein bisschen näher zu bringen - allerdings ab und an mit einem Schmunzeln.
A wie American Football
In den USA lockt der Sport mehr Menschen in die Stadion als in Deutschland Fußballfans. Und - man höre und staune - es ist eine sehr traditionelle Veranstaltung. Zum ersten Mal wurde American Football 1869 gespielt. Im allerersten Spiel trafen am 6. November 1869 die Rutgers University auf die Uni aus Princeton.
B wie Bier und Barbecue
Der Amerikaner zelebriert seinen Sport. Er reist früh an, er verkleidet sich, er trinkt Bier und grillt auf dem Stadion-Vorplatz. Ein ganz normaler Sonntag in der USA.
...und B wie Blitz
Kein Naturereignis. Sondern ein überraschender Angriff der Defense auf den Quarterback.
C wie Cheerleader
Tanzen, hüpfen, schreien. Feuern Fans und Spieler an. Und sehen meist nicht so schlecht aus.
... und C wie Complete Pass oder auch Catch
Erfolgreiche Aktion des Quarterbacks (siehe auch Q), das Spielgerät (siehe E wie Ei) in den Händen eines Mitspielers unterzubringen.
D wie Defense
Die verteidigende Mannschaft muss mit allen (erlaubten) Mitteln verhindern, dass die Offense (siehe O) zu Raumgewinn kommt. Entweder stoppen sie den Ballträger oder sie verhindern Pässe. Hauptsache sie stören den Gegner. Übrigens halten die Amis gerne kleine Zäune hoch und rufen dabei D-Fence.
... und D wie Dive
Hat beim American Football nichts mit Korallenriffen und Sauerstoffflaschen zu tun, sondern bezeichnet einen Spielzug durch die Mitte. Wird der Ballträger dabei rabiat gestoppt, könnte doch eine Sauerstoffflasche zum Einsatz kommen.
E wie Ei
Der Hauptdarsteller im Football. Alles dreht sich bei dem Sport um einen Lederball, der aussieht wie ein Ei mit spitzen Enden. Passende Ausrufe: Ei der Daus!, Eieiei und Ei caramba!
... und E wie Endzone
Da muss der Ball hin! Das Ziel eines jeden (offensiven) Football-Spielers. Das Ei kann in die Endzone gepasst oder getragen werden - ist das passiert rasten die Kommentatoren aus und brüllen T wie Touchdown!
F wie Fumble
Fumble klingt schon als Wort nicht gut, und auch die Aktion ist nichts Positives - auf jeden Fall nicht für das Team in Ballbesitz. Denn Fumble ist nichts anderes als das Fallenlassen des Balls, der dann "frei" ist und von jedem Spieler erobert werden kann.
... und F wie Field Goal
Hier kommt beim Football auch mal der Fuß ins Spiel. Mit diesem muss das Ei über die Querlatte der gelben "Pommesgabel" (Tor) geschossen werden. Aus dem Spiel heraus zählt ein Field Goal drei Punkte, als Extraversuch nach einem erfolgreichen Touchdown (siehe T) einen Punkt.
... und F wie Fans
Siehe B wie Bier und Barbecue. Verrückt, verkleidet und meist friedlich.
G wie Goalline
Beim Fußball muss das Runde ins Eckige, beim Football muss das Ei hinter die Goalline, dem Anfang der Endzone.
H wie Halbzeitshow
Für viele Fans das Hauptereignis des Super Bowls. In der Halbzeitshow treten die weltgrößten Superstars auf und nicht erst seit dem Nipple-Gate von Janet Jackson ist die Halftime-Show ein großes Gesprächsthema.
... und H wie Huddle
Kein Gesprächsthema wie die Halbzeitshow (siehe H), sondern das Gesprächsthema der Spieler vor jedem Spielzug - also sowas wie die Taktikbesprechung.
I wie Interception
Kein Hollywood-Film mit Leo DiCaprio, sondern die erfolgreiche Verteidigung eines Passversuchs. Nach einer Interception wechselt das Angriffsrecht.
... und I wie Incomplete Pass
Das Gegenteil von C wie Complete Pass. Alles auf Anfang und versuch's nochmal, Tom (hier im Bild: Tom Brady, Quaterback der New England Patriots).
... und I wie Interference
Strafe gegen die D wie Defense, wegen unerlaubten Behinderns vor einem Passfang - ein Spieler darf erst nach Ballberührung angegriffen werden.
J wie Jersey
Um ehrlich zu sein: Mit J gibt es keinen Begriff im American Football. Deshalb hier: Jersey. Das Trikot der Spieler - den Fans meist viel, viel zu groß.
K wie Kicker
Nicht das Fachmagazin im American Football, sondern der Spezialist im Team, der die Bälle durch die Torpfosten schießt. (siehe F wie Field Goal)
L wie Line of Scrimmage
Heißt übersetzt in etwa "Gedrängelinie" - das versteht natürlich keiner. Letztlich ist es nichts anderes, als die Linie, an der die Spielzüge beginnen. Und jetzt testen Sie Ihre gelerntes Wissen: Wenn ein Spieler bei einem Passversuch hinter der Line of Scrimmage getackelt, nennt man das Sack.
M wie Mediaday
In der Woche vor dem Super Bowl (siehe S) halten beide Final-Teams den sogenannten Media Day ab, an dem Sie den Journalisten Frage und Antwort stehen.
... und M wie MVP
Dirk Nowitzki ist ein MVP. Der "Most Valuable Player" der Basketball-Final-Serie. Auch beim Super Bowl wird ein Protagonist zum "wertvollsten Spieler" der Partie gekürt.
N wie Nationalhymne
Das lässt sich der Amerikaner an sich natürlich nicht nehmen. Vor jedem Spiel wird The Star-Spangled Banner geschmettert - und gerne von einem Pop-Star (wie hier im Bild von Christina Aguilera).
O wie Offense
Das Gegenteil von D wie Defense. Die Angriffslinie versucht über R wie Raumgewinn in die E wie Endzone zu kommen und zu punkten. Teil der Offense: Quarterback, Running Backs und Wide Receiver.
... und O wie Offside
Klingt wie Abseits und wird ebenso zurückgepfiffen. Warum? Ein Spieler hat sich zu einfach zu früh vor dem Beginn des Spielzuges bewegt.
P wie Pathos
Nationalhymne, US-Flaggen wohin das Auge blickt und laute USA-Sprechchöre. Der gemeine Amerikaner liebt sein Land und zeigt das auch - erst Recht beim Super Bowl, wenn die ganze Welt zuschaut.
... und P wie Punter
Ähnlich wie K wie Kicker. Kommt meistens beim vierten Versuch auf das Feld und schießt das Ei zum Befreiungsschläge in die gegnerische Hälfte.
Q wie Quarterback
Der Quarterback bekommt die heißesten Mädels (siehe C wie Cheerleader) und ist so etwas wie der Spielmacher, die Nummer 10 im Fußball. Gibt die Spielzüge an, wirft die Bälle und ist der Star des Spiels.
R wie Raumgewinn
Der Weg ist das Ziel. Die Spielidee: Das Vorwärtskommen auf dem Spielfeld. Raumgewinn kann durch Pass- oder Laufspiel erzielt werden.
... und R wie Rasenschach
Wegen der vielen Taktik - sowohl im Verteidigungs- als auch Angriffsbereich - wird Football häufig als "Rasenschach" bezeichnet.
... und S wie Super Bowl
Das Finale im American Football. Das größte Sportevent in den USA, bei dem der Gewinner der American Football Conference gegen den Gewinner der National Football Conference antritt. Zu gewinnen gibt es die "Vince Lombardi Trophy".
... und S wie Slam Dunk
Eigentlich ein Begriff aus dem Basketball. Aber: Beliebter Jubel der Football-Spieler nach einem Touchdown.
S wie Sack
Das ist nicht der viel beschriebene Sack Reis, nein, es ist der erfolgreiche und dann meist schmerzhafte Angriff auf den Quarterback der gegnerischen Mannschaft. Der dann umfällt wie ein Sack Reis.
T wie Touchdown
Das erfolgreiche Abschließen von R wie Raumgewinn. Das Ei wird durch einen Lauf- oder Passspielzug in die gegnerischen E wie Endzone gebracht. TOUCHDOWN! Dafür gibt es sechs Punkte.
... und T wie Tackle
Wird ein Spieler getacklet, befindet er sich danach ziemlich sicher mit dem Hintern auf dem Boden. Es ist nichts anderes als das Umschmeißen des ballführenden Spielers.
U wie Unterbrechung
Daran muss sich der Europäer erst gewöhnen. Beim American Football gibt es viele Unterbrechungen. Sehr viele Unterbrechungen. Auszeiten, Viertelpausen, Halbzeitpause, Two-Minute-Warning, etc pp...
V wie Videobeweis
Auch eine Art der Unterbrechung. Die Schiedsrichter haben bei strittigen Situationen den Video- bzw. TV-Beweis, um sich ihrer Entscheidung ganz, ganz sicher zu sein.
W wie Werbespots
Gerüchten zufolge soll es Menschen geben, die den Super Bowl nur wegen der Werbung gucken. Die großen Werbenden drehen extra Spots nur für diesen Abend. 3,5 Millionen Euro wird ein 30-sekündiger-Spot kosten.
X wie X-beliebige Versuche
Nein, die gibt es nicht beim American Football. Eine Offenselinie (siehe O) hat nur vier Versuche, um zehn Yards (siehe Y) Raumgewinne zu schaffen. Der vierte Versuch wird meistens allerdings zum Punten (siehe P) genutzt.
Y wie Yards
1 Yard sind 91,444 cm. Und zehn davon müssen überwunden werden, um einen neuen First Down, einen neuen ersten Versuch zu bekommen, um weitere zehn Yards Raumgewinn gut zu machen.
Z wie Zuschauer
Im Lucas Oil Stadium zu Indianapolis werden in der Nacht von Sonntag auf Montag über 70.000 Zuschauer zugegen sein. Mit 111 Millionen Zuschauern war der Super Bowl im vergangenen Jahr die erfolgreichste Sendung der US-Fernsehgeschichte - weltweit dürften es noch viel mehr sein.
Hefte raus, Klassenarbeit
Und jetzt sind Sie am Ei. Lernen Sie die Begriffe auswendig, und Sie sind am Sonntag ein richtiger Experte beim Super Bowl. Wer spielt eigentlich noch gleich gegeneinander?
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