Indianapolis. Lange Zeit wurde er nur als jüngere und vor allem schlechtere Ausgabe seines Bruders Peyton Manning wahrgenommen. Gegen die New England Patriots greift Eli Manning nun im “Wohnzimmer“ seines Bruders nach seinem zweiten Super-Bowl-Triumph - mit dem er endgültig aus Peytons Schatten treten würde.
Eigentlich ist es nur eine Anekdote um den Irrtum eines Familienvaters beim Kauf von Eintrittskarten für das Football-Spiel eines seiner Söhne. Und dennoch sagt das Missgeschick von Archibald Manning aus dem Januar 2008 eine Menge über den Werdegang von Quarterback Eli Manning aus. Jahrelang wurde der inzwischen 31-Jährige in der US-amerikanischen Football-Profiliga NFL nur als jüngere und weniger talentierte Version seines fünf Jahre älteren Bruders Peyton wahrgenommen. 2008 aber flog Peyton überraschend mit den Indianapolis Colts frühzeitig in den Play-offs raus, und Eli stand mit den New York Giants plötzlich im Halbfinale. Und Manning senior? Der war derart durcheinander, dass er Eintrittskarten für die falsche Halbfinalpaarung kaufte.
"Ich schätze", erklärte Manning senior damals seinen Fauxpas, "ich bin so daran gewöhnt, Peyton statt Eli spielen zu sehen, dass ich einfach einen Fehler gemacht habe. Sogar nun, da ich es realisiert habe, bin ich immer noch nicht sicher, ob es stimmt. Eli könnte den Super Bowl gewinnen - ist das wirklich euer ernst?"
Eli Manning führte Giants zum Triumph
Ja, war es. Am 3. Februar 2008 saßen schließlich Archie, zwischen 1971 und 1984 selbst Quarterback in der NFL, Peyton und der Rest des Manning-Clans in Phoenix im Stadion und sahen, wie Eli die Giants zum Super-Bowl-Triumph über die bis dato unbesiegten New England Patriots (17:14) führte. Für die Giants war es der erste Titel seit 1991, und Eli Manning, der zum wertvollsten Spieler (MVP) des Finales gekürt wurde, machte den ersten Schritt aus dem großen Schatten seines so erfolgreichen Bruders. Am Montag will nun "Easy E" in Indianapolis in der Neuauflage des Endspiels von 2008 gegen die Patriots (00.30 Uhr/Sat.1) Peyton überholen.
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"Das ist ein großes Spiel für die Giants. Das ist ein großes Spiel für jeden einzelnen Spieler, der zum Einsatz kommt", sagte Eli gewohnt zurückhaltend: "Es ist für mich nicht wichtiger als für unseren Trainer Tom Coughlin oder jeden anderen Spieler. Du hoffst, dass du rausgehen und deine beste Leistung zeigen kannst. Das ist immer das Ziel."
Das dürfte aber nur die halbe Wahrheit sein, denn eine Rivalität zu seinem populären, extrovertierten Bruder besteht durchaus. Als Peyton mit den Colts 2007 den Super Bowl gewann und der eher introvertierte Eli beim Endspiel in Miami nur Zuschauer war, habe ihn der Erfolg des Bruders "definitiv eifersüchtig" gemacht, wie Eli am Montag gestand: "Man will immer Titel holen, aber wenn du erlebst, wie jemand das schafft, das Lächeln, das es für Monate in sein Gesicht zaubert, dann willst du umso mehr gewinnen. Es gibt dir den brennenden Wunsch, auch siegen zu wollen."
Manning-Brüder telefonieren vor jedem Spiel
Das Verhältnis der beiden Quarterback-Brüder gilt dabei keineswegs als schlecht. Beide telefonieren für gewöhnlich vor jedem Spiel und tauschen sich über Gegner und Taktik aus. In dieser Saison war diese Zusammenarbeit allerdings eher eine Einbahnstraße. Denn während Peyton die gesamte Spielzeit aufgrund einer Nackenverletzung aussetzen musste und die Colts ohne ihren Superstar die Spielzeit als zweitschlechtestes Team der NFL abschlossen, spielte Eli seine wohl beste Saison.
"Er hat sich kontinuierlich verbessert von dem Tag an, an dem er in diese Liga gekommen ist", lobte Giants-Trainer Coughlin Eli Manning zuletzt: "Er arbeitet sehr hart an sich. Er hat seine Führungsqualitäten verbessert. Und in dieser Saison hat er uns buchstäblich auf seinen Schultern getragen."
Eli gilt bislang als guter Quarterback, mehr aber (noch) nicht. Peyton hingegen - elfmaliger Pro Bowler, viermaliger NFL-MVP, Halter zahlreicher Rekorde - gilt vielen als der beste Quarterback der letzten Dekade. Und das noch vor Größen wie New Englands Tom Brady, New Orleans' Drew Brees oder dem legendären Brett Favre. Und Eli?
"Ich sehe mich in derselben Klasse wie ein Tom Brady", sagte er ungewohnt forsch vor Saisonbeginn. Den Beweis kann er gleich am Sonntag im "Wohnzimmer" seines Bruders antreten. (sid)