Essen. . Auch in der 2. Bundesliga rollt der Ball jetzt wieder. Ein Streifzug durch die interessantesten Teams des Winters.

Im Grunde könnten die Vorzeichen ja nicht schlechter stehen: Mit Schalke 04 ist Gerald Asamoah jahrelang vergeblich der Meisterschaft hinterher gerannt. Und nun Greuther Fürth? Die Unaufsteigbaren? Die in der 2. Fußball-Bundesliga Saison für Saison oben mitspielen und am Ende doch wieder Vierter werden? Schluss damit: Das neue prominente Gesicht der 2. Liga soll dafür sorgen, dass man am Ende vielleicht doch noch Fortuna Düsseldorf abfängt und in die Bundesliga aufsteigt. Und wer kennt sich bei großen Sausen besser aus als Asamoah, der bestgelaunte Profi in der Geschichte des Fußballs? Zum Start: ein Streifzug durch die 2. Liga.

Der Platzhirsch: 42 Punkte hat Fortuna Düsseldorf nach 19 Spielen auf dem Konto, das ist mehr als die halbe Miete. 62 Zähler haben im letzten Jahrzehnt immer zum Aufstieg gereicht. Das klingt also nicht schlecht, und doch sind die Düsseldorfer, die in der Winterpause gezielt mit dem finnischen Stoßstürmer Timo Furuholm und dem Kölner Abräumer Adam Matuschyk nachgelegt haben, in einer merkwürdigen Situation: Erst Unbekümmertheit, dann Euphorie haben die Fortunen auf Platz eins geführt. Jetzt sind die Ansprüche größer, und entscheidend wird sein, ob Trainer Norbert Meier seinem Team die Lockerheit erhalten kann.

Der ewige Vierte: Immer wieder erlebt, immer wieder belächelt: Greuther Fürth spielt ganz oben mit und zeigt am Ende Nerven. Vielleicht hilft jetzt die fröhliche Routine eines Gerald Asamoah, der sich allerdings sieben Monate Arbeitslosigkeit aus den Schuhen kicken muss. Gewünscht hat sich der gute, alte „Asa“ übrigens nur, dass immer ein Defibrilator in der Kabine steht – der Hintergrund ist durchaus ernst, Asamoah leidet von Geburt an an einer verdickten Herzscheidewand. Bemerkenswert ist seine Verpflichtung aus einem anderen Grund: Seit Jahren vertraut der Verein auf sein Näschen für Talente. So hat Präsident Helmut Hack den Verein in der deutschen Top 25 verankert – eine Leistung, die viel zu selten gewürdigt wird.

Die gefühlte Nummer eins: Heribert Bruchhagen hat jetzt bekannt, es gehe ihm „in der 2. Liga nicht gut.“ Wie auch? Den Betriebsunfall Abstieg muss der Geschäftsführer von Eintracht Frankfurt sofort reparieren, ein weiteres Jahr 2. Liga ist mit diesem Aufwand nicht drin. Im Winter bekam Trainer Martin Veh für sein erstliga-erfahrenes Team die Erstligaspieler Martin Amedick (Kaiserlautern) und Heiko Butscher (Freiburg) obendrauf. Der Haken: Kostet erste Liga, geht auf Sicht nur in der ersten Liga.

Die Wundertruppe: Paderborn. Bischofsstadt. Dann ist ja alles klar: ein Fußballwunder. Vielleicht ist der Höhenflug des SCP aber auch reine Mathematik: minus mal minus gibt plus. Die Spieler fahren mit dem Kleinbus quer durch die Stadt zum Trainingsplatz. Der Trainer heißt Roger Schmidt, der Manager Michael Born. Beide muss man nicht kennen, beiden geht es nur um den Klassenerhalt. Der ist längst im Sack, als Fünfter geht es von jetzt an um den Aufstieg. Sagt natürlich keiner. Ist aber so.

Das Kaufhaus des Westens: Hereinspaziert, alles muss raus. Vier Spieler hat der VfL Bochum abgegeben, mit Martin Ostrzolek und Stürmer Chong Tese hat der VfL auch Substanz verloren. Den eingeschlagenen Sparkurs wird Manager Jens Todt auch in der kommenden Saison fortsetzen – schon mangels Alternative. Sportlich geht’s im Mittelfeld nur noch um Kosmetik, Trainer Andreas Bergmann hat Zeit, das Team zu entwickeln. Was nicht verkehrt sein muss.

Das Reha-Zentrum: Noch irgendwo ein Spieler auf dem Markt, den andere nicht mehr haben wollen? Ab zu Alemannia Aachen. Dort hat Trainer Friedhelm Funkel mit David Odonkor und Albert Streit zwei der schillerndsten Namen der Liga im Kader. Und doch geht’s für beide um Rehabilitation: Odonkor, die Überraschung der WM 2006, fasste danach nicht wieder Fuß. Zu Streits Schalker Zeit war der Name Programm. Wenn’s in Aachen klappt, wär’s schön: Das Team hängt im Keller fest.

Die Spielkinder: Kaum steht der Turm, reißt beim Karlsruher SC garantiert einer wieder alles ein. Neue Klötzchen, neuer Turm. Vor Saisonbeginn baute der KSC sein Team komplett um. Jetzt wieder. Neuer Trainer ist Jörn Andersen, der blonde Wikinger. Andersen guckt zwar, als könne er Pole schmelzen. Nach fünf Niederlagen in fünf Spielen schmilzt aber nur die Hoffnung auf den Klassenerhalt. Jetzt sollen sechs neue Klötzchen, pardon, Spieler, aus ganz Europa helfen. Erinnert beinahe an den Turmbau zu Babel.