Dortmund. Trotz des Ausfalls von Mario Götze ist Borussia Dortmund personell gut aufgestellt. Auch weil der Klub den Spielern viel zu bieten hat. Am Samstag trifft der BVB auf 1899 Hoffenheim. Jakub Blaszczykowski ist erster Kandidat für die rechte Offensivseite.

Jürgen Klopp schaut nicht gern zurück, nicht einmal nach Hamburg, nicht einmal mit der Freude, die ein 5:1-Sieg doch auslösen sollte. „Grundsätzlich“, hat der Trainer von Borussia Dortmund vor dem Rückrundenauftakt gegen die TSG Hoffenheim im eigenen Stadion erklärt, „sollte man nicht den Fehler machen, Spiele zu vergleichen.“ Und außerdem habe er beim intensiven Videostudium der ersten Bundesliga-Partie nach der Winterpause „mehrfach gesehen, dass wir weit davon entfernt waren, uns nicht mehr verbessern zu können.“

Was genau er beobachtet hatte, wollte Klopp allerdings nicht verraten. Es dürfte sich aber um Kleinigkeiten gehandelt haben, um das, was mit Feinschliff erledigt werden kann, nicht um personelles Versagen. Personell nämlich hat sich der BVB beim HSV glänzend aufgestellt gezeigt. Und das, obwohl es die Begegnung eins ohne Mario Götze war. Anfang der Woche wurde bekannt, dass der Jungsuperstar an einer Schambeinverletzung leidet. Sechs bis acht Wochen wird er pausieren müssen. Klopp hat diese Botschaft, mit einer Gefühlsmischung aus Fatalismus und Optimismus aufgenommen. Einerseits verkündete der Trainer: „Da muss er durch, da müssen wir durch.“ Andererseits hat er nicht erst beim Videostudium entdeckt, dass Jakub Blaszczykowski aktuell auf der Götze-Stammposition wie ein Irrwisch unterwegs ist.

Blaszczykowski ist erster Kandidat für die rechte Offensivseite

Der Kapitän der polnischen Nationalelf gilt deshalb auch am Samstag als erster Kandidat für die rechte Offensivseite. Für die Borussia liegt aber in der Breite die Kraft. Kevin Großkreutz und Shinji Kagawa haben beim HSV die Dreierkette hinter der Spitze Robert Lewandowski vervollständigt. Die Glieder der Kette ließen sich variieren. Mit Ivan Perisic oder Ilkay Gündogan oder Moritz Leitner. Und Lewandowski könnte zurückgezogen und durch Lucas Barrios im Auge des Sturms ersetzt werden. Noch.

Um Barrios gab es zuletzt einige Aufregung. Mit Arsenal, mit Sunderland, mit Manchester City wurde der Topstürmer der Meistersaison 2010/2011 in Verbindung gebracht. Weil Barrios das Reservistendasein nicht schätzt. Weil der Klub signalisiert hat, dass er für eine Ablöse (angeblich zehn Millionen Euro) von dannen ziehen könne. Hans-Joachim Watzke zeigt sich vom „munteren Vereineraten“ eher belustigt. Der Geschäftsführer des BVB behauptet: „Uns liegt nichts vor.“

Mohamed Zidan, ein weiterer Optionsspieler für die Offensive, hat immerhin verraten, ihm sei angedeutet worden, dass von Klubseite nur einem Akteur vor dem Schließen des Transferfensters am 31. Januar möglicherweise noch die Freigabe erteilt werde. Also: Zidan oder Barrios. Als der langjährige Wegbegleiter von Klopp sich äußerte, wusste jedoch noch niemand auf der BVB-Führungsebene, dass Götze lange nicht zur Verfügung stehen würde. Durch die Verletzung des 19-Jährigen ist eine neue Situation entstanden. Den Wünschen der Spieler folgen? Einnahmen generieren? Oder: die für den Erfolg in der Rückrunde wichtige Kraft in der Breite ohne Rücksicht auf Missstimmungen oder die Finanzen erhalten?

Die Atmosphäre

In welche Richtung auch immer die Entscheidung fallen wird: Klopp ist davon überzeugt, dass Borussia Dortmund selbst dann Spielern genug bietet, wenn deren Einsatzzeiten schmal sind. Vor der Begegnung mit Hoffenheim hat der Trainer wieder einmal über die Atmosphäre in der eigenen Arena geschwärmt. Mehr als 80.000 Zuschauer! „Die Vorfreude ist riesengroß. Wir haben auf jeden Fall zu lange nicht in diesem Stadion gespielt.“ Schwärmerei dieser Art war auch anderswo zu verzeichnen, in Stuttgart. „Die VfB-Fans hier haben Tradition“, hat Vedad Ibisevic bemerkt und verkündet: „Ich freue mich auf die besondere Atmosphäre im Stadion.“

Ibisevic ist gerade von Hoffenheim verkauft worden, jahrelang war er der Aushängestürmer des von Mäzen Dietmar Hopp in die Erstklassigkeit gehievten Klubs. Wer einen Blick auf die Entwicklung der beiden Vereine wirft, die Samstag aufeinander treffen, wird erkennen: Der BVB verfügt offenbar über weiche Standortvorteile, pure Größe, Tradition, knackharte Identifikation, gewachsenes Fanpotenzial mit Sinn für die Stimmung, die eine Mannschaft braucht, die den Spieler auch bewegt. Neben dem Geld.