Essen.
Erst vor vier Jahren gelang den deutschen Handballern, was den Fußballern ein halbes Jahr zuvor verwehrt geblieben war: die Krönung der Heim-WM, die Vollendung des schwarz-rot-goldenen Rausches. Und heute? 2012 gehören die Fußballer bei der Europameisterschaft zu den Mitfavoriten. Sie haben eine schon 2006 vorhandene Spielidee verfeinert, sie sind personell nicht nur breit aufgestellt, sondern auch hochklassig. Gezielte Talentförderung zahlt sich zunehmend aus. Wer die Zukunft des deutschen Fußballs malt, taucht den Pinsel nicht in schwarze Farbe ein.
Die Handballer hingegen haben es versäumt, an ihren Triumph von 2007 anzuknüpfen. In der mit dem Stempel Weltklasse hausierenden Bundesliga hat sich nie die Erkenntnis durchgesetzt, dass neben der Präsentation ausländischer Top-Stars die Entwicklung des heimischen Nachwuchses nicht vernachlässigt werden darf. Nun droht bei der EM in Serbien der Olympia-K.o. – der Schaden wäre immens.
Wer wie der Berliner Manager Bob Hanning ein mögliches Scheitern für sinnvoll hält, weil dann schneller ein Umbruch eingeleitet werden könne, der kann nur provokativ unterwegs sein. Der Handball braucht dauerhafte Präsenz, und im Fernsehen zieht nichts mehr als eine erfolgreiche Nationalmannschaft. Nebenbei: Gäbe es die vielen Top-Talente für einen radikalen Neustart, dann wäre der längst vollzogen worden.