Lausanne. . Der Internationale Sport-Gerichtshof hat die sogenannte Osaka-Regel gekippt, derzufolge Athleten nach einer mehr als sechsmonatigen Doping-Sperre nicht an den folgenden beiden Olympischen Spielen teilnehmen dürfen.
Der Internationale Sport-Gerichtshof CAS hat die sogenannte Osaka-Regel gekippt. Das gab der CAS am Donnerstag bekannt. Das Schiedsgericht bezeichnete die Regelung der IOC-Exekutive von 2008, derzufolge Athleten nach einer mehr als sechsmonatigen Doping-Sperre nicht an den folgenden beiden Olympischen Spielen teilnehmen dürfen, als „ungültig und nicht durchsetzbar“. Von der Osaka-Regel betroffen war unter anderem die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein, die nun an den Winterspielen 2014 in Sotschi teilnehmen darf.
„Ich bin total glücklich. Das Urteil konnte nicht anders ausfallen. Die Gerechtigkeit hat gesiegt. Jetzt ist der Weg frei für meine zehnte Olympia-Medaille“, sagte Pechstein bei der Veranstaltung „Champion des Jahres“ in Camyuva/Türkei.
Das dreiköpfige Schiedsgericht in der Schweiz, das auf Antrag des Nationalen Olympischen Komitees der USA (USOC) verhandelt hatte, stellte fest, dass die Osaka-Regel den Bestimmungen des Welt-Anti-Doping-Codes widerspräche und somit auch eine Verletzung der Statuten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) darstelle. Der WADA-Code ist Bestandteil der IOC-Statuten.
„Wir bedauern das Urteil des CAS“
„Wir bedauern das Urteil des CAS, respektieren es aber. Die heutige Entscheidung hat uns allerdings überrascht, denn zuvor hatte es eine bestätigende Expertise des CAS gegeben“, sagte DOSB-Präsident und IOC-Vize Thomas Bach: „Die Osaka-Regel war dazu gedacht, die Rolle der Olympiamannschaften zu stärken und ihre Vorbildwirkung zu erhöhen.“
Bach kündigte wie schon zuvor IOC-Präsident Jacques Rogge härtere Strafen für Dopingsünder an: „Wir treten nun dafür ein, dass der WADA-Code sobald als möglich geändert wird, damit diese Regel auf diesem Weg durchgesetzt werden kann. Der DOSB wird die Entscheidung noch analysieren. Eins lässt sich aber schon jetzt sagen: Sie ist das endgültige Aus für die vom DOSB bei den Spielen in Peking und Vancouver angewandte noch strengere Regel, jeden Athleten mit einem Dopingvergehen im laufenden Olympiazyklus von den nächsten Spielen auszuschließen.“
Rogge hatte sich schon vor dem CAS-Entscheid gegen die Osaka-Regel für längere Dopingsperren bei schwereren Vergehen stark gemacht. „Hält der CAS die Osaka-Regel für nicht zulässig, werden wir für den neuen Antidopingcode, der ab 2013 eintritt, Druck machen, dass längere Sperren eingeführt werden für diese schwereren Vergehen“, sagte Rogge der Berliner Zeitung. Auch das IOC bekräftigte in der Stellungnahme vom Mittwoch diese Sichtweise.
Unzulässige Doppelbestrafung
Rogge hatte die Entscheidung für die Einführung der Osaka-Regel verteidigt: „Bei allen, die länger als sechs Monate gesperrt werden - zumeist wegen anaboler Steroide, Epo oder anderer schwerer Vergehen wie Bluttransfusionen - fanden wir es angebrachter, sie nicht bei den nächsten Spielen dabeizuhaben.“
Dies sei laut Rogge keine lebenslange Sperre: „Das ist auch keine Bestrafung, nur eine Zulassungsbeschränkung: Betroffene Athleten werden von uns nicht zu den Spielen eingeladen, da wir entscheiden, wer eine Akkreditierung bekommt und wer nicht.“
Die CAS-Richter sahen die Sache anders und folgten im Grundsatz der Argumentation der Osaka-Kritiker, dass die Regelung eine unzulässige Doppelbestrafung von Athleten darstellt. (sid)
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