Camyuva. Claudia Pechstein hält den Freispruch von der wegen Mordes angeklagten Amanda Knox für richtig und sieht darin Parallelen zu ihrem Doping-Fall. Zudem kündigte sie an, die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft noch dieses Jahr zu verklagen.

Die fünffache Olympiasiegerin Claudia Pechstein hat sich und ihren Doping-Fall mit dem der Amerikanerin Amanda Knox verglichen, die in Italien wegen angeblichen Mordes angeklagt war und nun aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde. „Das ist ein absoluter Sieg auch für mich gewesen“, sagte Pechstein beim Event „Champion des Jahres“ in der Türkei: „Amanda war vier Jahre im Knast. Aber wenn man wirklich ,im Zweifel für den Angeklagten’ sagt, musste die Entscheidung so ausfallen, weil niemand weiß, was wirklich passiert ist.“

Schadensersatz soll hoch ausfallen

Claudia Pechstein zog den Vergleich, um darauf hinzuweisen, dass es auch bei ihr keinen Beweis dafür gebe, dass sie jemals gedopt habe. Deshalb müsse auch sie an Mangel an Beweisen freigesprochen werden.

Zudem kündigte Pechstein an, die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) noch in diesem Jahr auf Schadenersatz in „astronomischer Höhe“ zu verklagen. Die Klageschrift wird nach Pechsteins Angaben 500 bis 600 Seiten dick sein und soll Ende Oktober im Detail vorgestellt werden. „Es ist brutal, was passiert ist, und das kann man auch nicht wieder gutmachen. Deswegen muss die Summe utopisch sein“, sagte Pechstein beim Event „Champion des Jahres“ in der Türkei.

Vorbild Katrin Krabbe

Vorbild ist für sie die erfolgreiche Klage der früheren Sprint-Weltmeisterin Katrin Krabbe, die vom Landgericht München 2001 rund 1,2 Millionen Mark Schadenersatz bekommen hatte, weil sie vom Leichathletik-Weltverband IAAF ein Jahr zu lang gesperrt worden war. Sollte Pechsteins Klage Erfolg haben, will sie mit dem Urteil gegen den Eislauf-Weltverband ISU vorgehen.

Pechstein hatte zuletzt Selbstanzeige wegen eines möglichen Doping-Vergehens bei der Anti-Doping-Weltagentur WADA, deren deutschem Ableger NADA sowie beim Eislauf-Weltverband ISU und bei der DESG gestellt. Die ISU ließ Pechstein anscheinend eiskalt abblitzen. Pechstein zitierte aus einem Schreiben der ISU an die DESG, dass der Fall abgeschlossen sei und sie ein Leben lang mit den erhöhten Blutwerten starten dürfe.

Pechsteins Karriere

Dezember 1995: Erster Weltcupsieg. In Oslo gewinnt sie die 3000 m.
Dezember 1995: Erster Weltcupsieg. In Oslo gewinnt sie die 3000 m. © AP
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1976: Ihre Eltern schicken sie zum Eiskunstlauf in die Halle nach Berlin-Hohenschönhausen, 'um mich ein wenig müde zu kriegen'.
1976: Ihre Eltern schicken sie zum Eiskunstlauf in die Halle nach Berlin-Hohenschönhausen, 'um mich ein wenig müde zu kriegen'. © AP
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November 1991: Erster Weltcup-Start. Platz 21 über 1500 m in Berlin. Später folgten insgesamt 26 Weltcup-Siege.
November 1991: Erster Weltcup-Start. Platz 21 über 1500 m in Berlin. Später folgten insgesamt 26 Weltcup-Siege. © AP
Februar 1985: Sieg über 1500 m bei der Jugend-Spartakiade in Berlin.
Februar 1985: Sieg über 1500 m bei der Jugend-Spartakiade in Berlin. © AP
Januar 1992: Erster EM-Einsatz (3 Siege, 1998 in Helsinki, 2006 in Hamar, 2009 in Heerenveen)
Januar 1992: Erster EM-Einsatz (3 Siege, 1998 in Helsinki, 2006 in Hamar, 2009 in Heerenveen) © AP
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Claudia Pechstein, geb. am 22. Februar 1972 in Berlin. Eltern Monika und Andreas Pechstein. Drei Geschwister (Sabine, Daniel, Bettina).
Claudia Pechstein, geb. am 22. Februar 1972 in Berlin. Eltern Monika und Andreas Pechstein. Drei Geschwister (Sabine, Daniel, Bettina). © AP
Ausgebildete Industriekauffrau (seit 1992) und Angehörige des Bundesgrenzschutzes (seit 1993). Seit 1998 verheiratet mit Marcus Bucklitsch.
Ausgebildete Industriekauffrau (seit 1992) und Angehörige des Bundesgrenzschutzes (seit 1993). Seit 1998 verheiratet mit Marcus Bucklitsch. © AP
1982: Wechsel zum Eisschnelllauf, 'weil die Balletteinlagen nicht so mein Ding waren'.
1982: Wechsel zum Eisschnelllauf, 'weil die Balletteinlagen nicht so mein Ding waren'. © AP
Januar 1988: Erster großer internationaler Auftritt bei der Junioren-WM in Seoul. Zweiter Platz im Vierkampf.
Januar 1988: Erster großer internationaler Auftritt bei der Junioren-WM in Seoul. Zweiter Platz im Vierkampf. © AP
März 1991: Durchbruch bei den Senioren. Bei der ersten gesamtdeutschen Meisterschaft belegte sie zwei zweite Plätze.
März 1991: Durchbruch bei den Senioren. Bei der ersten gesamtdeutschen Meisterschaft belegte sie zwei zweite Plätze. © AP
Februar 1992: Erste Olympia-Teilnahme, gleichzeitig internationaler Durchbruch. In Albertville holte sie hinter Gunda Niemann und Heike Warnicke die Bronzemedaille über 5000 m. in 7:39, 80 Minuten blieb sie knapp 43 Sekunden unter ihrer heutigen Bestzeit (6:46,91), die ihr 2002 in Salt Lake City ihren vierten Olympiasieg bescherte.
Februar 1992: Erste Olympia-Teilnahme, gleichzeitig internationaler Durchbruch. In Albertville holte sie hinter Gunda Niemann und Heike Warnicke die Bronzemedaille über 5000 m. in 7:39, 80 Minuten blieb sie knapp 43 Sekunden unter ihrer heutigen Bestzeit (6:46,91), die ihr 2002 in Salt Lake City ihren vierten Olympiasieg bescherte. © AP
Februar 1994: Nachdem sie zwischen den beiden Winterspielen in Albertville und Lillehammer keine internationalen Erfolge vorgewiesen hatte, gelang ihr bei ihren zweiten Olympischen Spielen im 'Wikingerschiff' von Hamar die Sensation. Sie gewann ihre erste olympische Goldmedaille im 5000-m-Rennen und fügte der am Ende zweitplatzierten Favoritin Gunda Niemann eine ihrer schwersten Niederlagen zu. Bronze über 3000 m folgte. Dass sie bei der Abschlussfeier die deutsche Fahne tragen durfte, bezeichnet sie als 'größte Ehrung'.
Februar 1994: Nachdem sie zwischen den beiden Winterspielen in Albertville und Lillehammer keine internationalen Erfolge vorgewiesen hatte, gelang ihr bei ihren zweiten Olympischen Spielen im 'Wikingerschiff' von Hamar die Sensation. Sie gewann ihre erste olympische Goldmedaille im 5000-m-Rennen und fügte der am Ende zweitplatzierten Favoritin Gunda Niemann eine ihrer schwersten Niederlagen zu. Bronze über 3000 m folgte. Dass sie bei der Abschlussfeier die deutsche Fahne tragen durfte, bezeichnet sie als 'größte Ehrung'. © AP
März 1996: Erster WM-Titel. Sieg über 5000 m bei den Einzelstrecken-Titelkämpfen in Hamar. Erster von sechs WM-Titeln (5 Einzelstrecke, 1 Mehrkampf).
März 1996: Erster WM-Titel. Sieg über 5000 m bei den Einzelstrecken-Titelkämpfen in Hamar. Erster von sechs WM-Titeln (5 Einzelstrecke, 1 Mehrkampf). © AP
Dezember 1997: Erster von insgesamt fünf Weltrekorden. In Hamar lief sie die 3000 m in 4:07,13 Minuten. Februar 1998: Dritter Olympia-Einsatz. In Nagano holte sie erneut 5000-m-Gold. Zunächst lief Niemann als erste Frau unter sieben Minuten (6:59,65), Pechstein konterte und lief vier Hundertstel schneller. Außerdem Silber über 3000 m hinter Gunda Niemann-Stirnemann und vor Anni Friesinger.
Dezember 1997: Erster von insgesamt fünf Weltrekorden. In Hamar lief sie die 3000 m in 4:07,13 Minuten. Februar 1998: Dritter Olympia-Einsatz. In Nagano holte sie erneut 5000-m-Gold. Zunächst lief Niemann als erste Frau unter sieben Minuten (6:59,65), Pechstein konterte und lief vier Hundertstel schneller. Außerdem Silber über 3000 m hinter Gunda Niemann-Stirnemann und vor Anni Friesinger. © AP
Februar 2002: Ihr erfolgreichster Olympia-Auftritt. Goldmedaille über 3000 und 5000 m. Sie avancierte mit insgesamt vier Olympiasiegen zur erfolgreichsten deutschen Winterolympionikin. März 2004: Letzter WM-Einzeltitel. Sieg über 3000 m bei der Einzelstrecken-WM in Seoul. Januar 2006: Nach knapp zwei Jahren ohne Sieg wieder ein Erfolg. In Hamar holt sie ihren zweiten EM-Titel nach 1998.
Februar 2002: Ihr erfolgreichster Olympia-Auftritt. Goldmedaille über 3000 und 5000 m. Sie avancierte mit insgesamt vier Olympiasiegen zur erfolgreichsten deutschen Winterolympionikin. März 2004: Letzter WM-Einzeltitel. Sieg über 3000 m bei der Einzelstrecken-WM in Seoul. Januar 2006: Nach knapp zwei Jahren ohne Sieg wieder ein Erfolg. In Hamar holt sie ihren zweiten EM-Titel nach 1998. © AFP
Februar 2006: Bei den Winterspielen in Turin erst Olympiasiegerin mit dem Team, dann Zweite über 5000 m hinter der Kanadierin Clara Hughes. Sie verpasste es damit, als erste Sportlerin der olympischen Geschichte viermal in Folge Gold in der gleichen Disziplin zu gewinnen.
Februar 2006: Bei den Winterspielen in Turin erst Olympiasiegerin mit dem Team, dann Zweite über 5000 m hinter der Kanadierin Clara Hughes. Sie verpasste es damit, als erste Sportlerin der olympischen Geschichte viermal in Folge Gold in der gleichen Disziplin zu gewinnen. © AFP
Germany's Claudia Pechstein skates in the Women's 1500M competition during the März 2006: Bei der Mehrkampf-WM in Calgary holt sie Silber hinter Cindy Klassen. Januar 2007: Platz fünf bei der EM in Klobenstein war ihr schlechtestes EM-Ergebnis seit 14 Jahren. März 2007: Pechstein gewinnt 5000-m-Silber bei der Einzelstrecken-WM in Salt Lake City, verliert aber nach fünf Jahren ihren Weltrekord an die Tschechin Martina Sablikova.
Germany's Claudia Pechstein skates in the Women's 1500M competition during the März 2006: Bei der Mehrkampf-WM in Calgary holt sie Silber hinter Cindy Klassen. Januar 2007: Platz fünf bei der EM in Klobenstein war ihr schlechtestes EM-Ergebnis seit 14 Jahren. März 2007: Pechstein gewinnt 5000-m-Silber bei der Einzelstrecken-WM in Salt Lake City, verliert aber nach fünf Jahren ihren Weltrekord an die Tschechin Martina Sablikova. © AFP
November 2008: Comeback auf dem Weltcup-Siegerpodest in Moskau. Erfolge über 1500 und 5000 m. Januar 2009: Pechstein wird in Heerenveen Europameisterin - ihr letzter Titel. Februar 2009: Pechstein gibt bei der Mehrkampf-WM in Hamar nach zwei von vier Wettkämpfen auf Platz drei liegend auf. Offizielle Begründung: grippaler Infekt.
November 2008: Comeback auf dem Weltcup-Siegerpodest in Moskau. Erfolge über 1500 und 5000 m. Januar 2009: Pechstein wird in Heerenveen Europameisterin - ihr letzter Titel. Februar 2009: Pechstein gibt bei der Mehrkampf-WM in Hamar nach zwei von vier Wettkämpfen auf Platz drei liegend auf. Offizielle Begründung: grippaler Infekt. © AFP
3. Juli 2009: Die ISU sperrt Pechstein wegen Blutdopings für zwei Jahre bis zum 9. Februar 2011. Pechstein kündigt Berufung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS an.
3. Juli 2009: Die ISU sperrt Pechstein wegen Blutdopings für zwei Jahre bis zum 9. Februar 2011. Pechstein kündigt Berufung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS an. © AFP
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