London. Die Organisatoren der Sommerspiele 2012 in London haben aus Sorge um die Sportler Testwettkämpfe am Buckingham Palace abgebrochen. Die Krawalle in England gefährden das Prestige-Objekt des Königreiches.

Im Rückblick wirkt das Symbol der Londoner Olympia-Bewerbung fast peinlich: Mit einem roten Doppeldecker-Bus, auf dem Menschen aller Ethnien fröhlich zusammen feiern, stellte sich die Stadt 2008 in Peking als Gastgeber der nächsten Sommerspiele vor. Ein Jahr vor dem Auftakt der Wettkämpfe ist in Stadionnähe nichts vom Miteinander der Kulturen zu spüren. Stattdessen gefährden die sozialen Unruhen das Prestige-Projekt des Königreiches.

Nur Politiker diskutieren noch über eine Ausgangssperre. In den Nachbarvierteln des Londoner Olympia-Parks ist sie längst Realität: Wer seine Einkäufe nicht bis zum Mittag erledigt, hat das Nachsehen: Ab 14 Uhr lassen die meisten Händler in Hackney die Eisengitter an ihren Türen runter. Nach Einbruch der Dunkelheit ist in diesen Tagen ohnehin kaum jemand unterwegs. Aus Furcht vor möglichen Brandbomben lassen viele Familien auch das Licht im Wohnzimmer aus, dem Raum, der in englischen Häusern stets zur der Straßenseite liegt.

Klima der Furcht

Das Klima der Furcht im Norden und Osten der Metropole schreckt die Macher der Spiele derzeit allerdings noch nicht. „Wir sind sicher, dass die örtlichen Behörden sich weiter gut um die Sicherheit kümmern werden“, heißt es beim Internationalen Olympischen Komitee. Dabei ist die Überforderung der Polizei offensichtlich. In Dalston schließen sich türkische Geschäftsleute schon zu einer Bürgerwehr zusammen, weil sie nicht darauf vertrauen, dass die Polizei sie vor Randalierern schützt. Dalston liegt drei Kilometer entfernt vom Olympia-Stadion.

„Die Vorfälle spielen sich überwiegend außerhalb des Zentrums ab, weit weg von den Vierteln, in denen sich touristische Highlights befinden“, so der Tourismusverband Visit Britain. Sprecherin Andrea Hetzel verzeichnet weder dramatische Buchungseinbrüche noch Anrufe besorgter Deutscher. Doch London Fields, Mare Street, Hackney Central, die Pembury Estates – also jene Gegenden, die jetzt durch soziale Unruhen Schlagzeilen schreiben, liegen alle fußläufig zum Olympia-Park. Gerade weil sie zu den ärmsten Vierteln des Königreiches zählen, wollte die Hauptstadt die Spiele dort ansiedeln und die Kasse klingeln lassen. Jetzt kann sie für die Sicherheit kaum noch garantieren.

16.000 Polizisten waren zuletzt im Einsatz. Eine Dauerlösung kann dies nicht sein. Die Regierung ist klamm, die Kosten für einen solchen Einsatz sind kaum zu schultern. Im Gegenteil: Die Polizei soll rezessionsbedingt 25 Prozent ihrer Mittel einsparen. Während Olympia plant London mit 9000 Beamten.

„Noch ist es zu früh zu sagen, ob wir unser Sicherheitskonzept überarbeiten“, sagt Chris Allison, Vize-Koordinator der Olympischen Spiele. Die Generalprobe für einige Wettkämpfe, darunter Beach Volleyball in der Nähe des Buckingham Palastes, wurde früher beendet – so sollen Kollisionen mit Randalierern verhindert werden.