London. . Am Donnerstag soll entschieden werden, ob die Fußballsaison auf Grund der Krawalle überhaupt wie geplant am kommenden Wochenende starten kann. Der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger lebt im Nordosten Londons und berichtet von den Unruhen.
Der Saisonstart der Premier League könnte angesichts der andauernden Krawalle in mehreren englischen Städten zumindest zum Teil ausfallen. Die Vereine der Premier League und der 2. Liga treffen sich am Donnerstag und wollen entscheiden, ob die neue Fußball-Saison wie geplant am Wochenende startet. In der Diskussion sind offenbar vor allem die Spiele, die in London stattfinden sollen.
Spiele außerhalb von London nicht gefährdet
'Wir diskutieren die Situation mit den Clubs, der Polizei und den Behörden. Nach unserer jetzigen Einschätzung gibt es keinen Grund zur Annahme, dass auch Spiele außerhalb von London betroffen sein sollten', heißt in einer Stellungnahme der Premier League. In der Nacht zu Mittwoch hatte es allerdings heftige Krawalle in Birmingham und vor allem Manchester gegeben, während es in der Hauptstadt London relativ ruhig geblieben ist. In London hätten am Sonntag die Queens Park Rangers und Tottenham Heimspiele.
Wegen der Krawalle wurden bereits das für Mittwoch im Wembley-Stadion geplante Freundschaftsspiel zwischen England und den Niederlanden sowie mehrere Ligapokal-Spiele in London abgesagt.
Der ehemalige DFB-Spieler Thomas Hitzlesperger zu den Krawallen
Der frühere Nationalspieler Thomas Hitzlsperger erlebt die Krawalle in England derzeit hautnah mit. "Die Stimmung ist besorgt, denn die Polizei bekommt die Lage derzeit nicht in den Griff, was in London einige wundert. Angst spüre ich selbst keine", sagte der 29-Jährige, der in London lebt, auf der Internetseite der Zeit. Zuletzt hatte Hitzlsperger, derzeit auf Vereinssuche, bei Premier-League-Absteiger West Ham United im Osten der englischen Hauptstadt gespielt.
Hitzlsperger berichtete detailliert über seine Beobachtungen. "Menschen versammeln sich, zerstören Geschäfte, zünden Häuser und Autos an, rauben Supermärkte aus, schlagen Fenster ein, legen sich mit der Polizei an", erzählte er. Von den ersten Ausschreitungen erfahren habe er am Sonntag im Internet, "inzwischen erlebe ich das alles sehr nah".
Unruhen in der Nachbarschaft: "Das war schon bizarr"
Wie nah, darüber berichtete der Mittelfeldspieler so: "Am Montag gab es keine Meile von meiner Wohnung entfernt Krawalle. Ich lebe an der Grenze zu Hackney im Nordosten Londons. Ich hab mich mit meinem Nachbarn darüber unterhalten, dass wir nur unsere Straße hochgehen müssten - dann könnten wir sie schon sehen. Kurze Zeit später war ich im Fitnessstudio und habe während dem Training alles live am Fernseher mitverfolgt, was in der Nachbarschaft passiert. Das war schon bizarr."
Auch über mögliche Ursachen für die Wut der meist jugendlichen Randalierer äußerte sich Hitzlsperger. "Die drastischen Sparmaßnahmen der Regierung spielen womöglich eine Rolle. (...) Der Frust ist deutlich spürbar, viele haben keine Arbeit und kein Geld", sagte er, und betonte: "Dass es derartige soziale Unterschiede gibt, ist nicht neu. Aber das ist keine Rechtfertigung dafür, auf Polizisten loszugehen, Eigentum anderer zu beschädigen oder Geschäfte zu plündern." (sid)