Wolfsburg. . Der Fall der DFB-Frauen bei der WM ist tief. Eine Debatte um die Zukunft der Nationalelf verträgt der Frauenfußball nicht. Denn die Frauen-Bundesliga braucht das Nationalteam als Schrittmacher. Ein Kommentar.

Es gibt eine unfehlbare Methode, um sich im Kreis deutscher Nationalspielerinnen unbeliebt zu machen: Man braucht lediglich Vergleiche zum Männer-Fußball anzustellen. Einer sei gestattet. Man stelle sich vor: Bundestrainer Joachim Löw setzt vor einer WM im eigenen Land durch, dass die Bundesliga mit zahlreichen englischen Wochen bis Ende März durch ihre Saison jagen muss, damit er die Nationalelf zweieinhalb Monate lang vorbereiten kann. Allen Mühen zum Trotz: Im Turnier fliegt das Team nach im ersten K.o.-Spiel raus. Was wäre heute wohl los in Fußball-Deutschland?

Der Vergleich zeigt, was man einfach akzeptieren muss: Frauenfußball ist eine Sportart für sich, es gelten andere Regeln und Gesetze. Dazu gehört auch, mit einer Bundestrainerin vor einem Turnier den Vertrag bis 2016 zu verlängern. Und sie nach dem Scheitern in Watte zu packen.

Dabei war der Fall der DFB-Frauen tief. Lange ist von außen so getan worden, als sei diese WM nur dazu da, Deutschland wie selbstverständlich erneut zum Weltmeister zu machen. Gemessen an diesen völlig überzogenen und nie richtig eingebremsten Erwartungen, aber auch am eigenen Anspruch, ist die Elf von Silvia Neid letztlich sogar deutlich gescheitert.

Aber was der Frauenfußball derzeit nicht verträgt, ist eine grundsätzliche Debatte um die Zukunft des Nationalteams. Denn der gewaltige Unterschied zu den Männern ist ja der: Die Fußball-Bundesliga wäre auch ohne Löws Team überlebensfähig, sie speist sich aus sich selbst mit ihren großen und kleinen Dramen und Triumphen. Sie ist Lebensinhalt für Millionen, sie ist ein Klebstoff einer Gesellschaft, die auseinander driftet.

Die Frauen-Bundesliga ist nichts davon, kann nichts davon sein. Wie man es dreht und betrachtet: Sie steht in jedem Bereich, ob Zuschauerresonanz, Medienpräsenz oder Sponsorenaufkommen, bestenfalls auf einer Stufe mit der viertklassigen Männer-Regionalliga. Sie braucht das Nationalteam als Schrittmacher, auf Gedeih und Verderb.

Auch deshalb ist diese WM im Vorfeld so überfrachtet worden. Nach dem Aus, auf das beim DFB niemand vorbereitet war, platzen die Träume jetzt lediglich etwas schneller. Das schließt nicht aus, dass ein paar neue Fans in einigen Wochen den Weg in die Bundesliga-Stadien finden werden, weil sie während der WM herausgefunden haben, dass Frauenfußball großen Spaß machen kann. Strukturell aber wird sich vorerst nichts ändern. Auch nach dieser WM liegt vor dem Frauenfußball ein langer Weg. Sein Motor aber bleibt das Nationalteam. Genau das will beim DFB, nachdem es gerade einmal entgleist ist, niemand zusätzlich beschädigen.