Andorra. Brice Feillu hat die siebte Etappe der Tour de France gewonnen. Hinter dem Franzosen wurde der Deutsche Johannes Fröhlinger Dritter, Rinaldo Nocentini schlüpfte ins Gelbe Trikot.

Lance Armstrongs Traum von der Rückkehr auf den Tour-Thron ist in der Höhenluft von Andorra geplatzt, stattdessen hat Alberto Contador die Radsport-Welt wieder zurechtgerückt. Der siebenmalige Champion Armstrong kassierte bei der Kletterpartie zur 2240m hohen Skistation, wo einst Jan Ullrich Radsport-Geschichte geschrieben hatte, eine Schlappe gegen seinen Astana-Rivalen und muss die Hoffnung auf sein 84. Gelbes Trikot wohl begraben. Den Tagessieg holte der französische Tour-Debütant Brice Feillu, der das beste Stehvermögen einer neunköpfigen Ausreißergruppe besaß.

Nocentini fährt ins Gelbe Trikot

Armstrong verlor 21 Sekunden auf seinen größten Widersacher Contador und fiel damit im Gesamtklassement wieder hinter dem Spanier auf Platz drei zurück. Neuer Träger des Gelben Trikots ist der Italiener Rinaldo Nocentini, der der Ausreißergruppe angehörte und Vierter wurde. Der AG2R-Fahrer übernahm die Führung vom Schweizer Zeitfahr-Olympiasieger Fabian Cancellara, der erwartungsgemäß seinen Triumphzug im "Maillot jaune" beenden musste.

Das Duell Armstrong-Contador ging drei Kilometer vor dem Ziel in die entscheidende Phase, als der Spanier eine Atacke setzte und keiner der Topfavoriten mehr folgen konnte. Wie besessen trat der 37-jährige Armstrong zwar in die Pedale, konnte das Rad der Zeit aber nicht zurückdrehen. Sein einst so gefürchteter Stakkato-Tritt lief längst nicht so geschmeidig wie früher. Armstrong kam mit den anderen Rivalen 3:47 Minuten hinter Feillu und 21 Sekunden hinter Contador ins Ziel.

Armstrong: "Es war keine Attacke geplant"

Nach der bitteren Retourkutsche seines Rivalen Contador erwies sich Armstrong als schlechter Verlierer. "Es war keine Attacke geplant. Dass Alberto trotzdem angreift, hat mich nicht überrascht. Ich habe nicht erwartet, dass er sich an den Plan hält", lästerte der siebenmalige Toursieger über seinen elf Jahre jüngeren Teamkollegen, der mit seiner blitzartigen Attacke die Hierarchie im Astana-Team wieder zurechtrückte.

Contador fuhr mit einem Lächeln im Gesicht über den Zielstrich und gab sich nach seinem Parforce-Ritt ganz unschuldig. "Es war nicht geplant, aber ich dachte, dass es eine gute Gelegenheit war, Zeit auf meine Gegner Cadel Evans und Andy Schleck herauszuholen", sagte Contador. Armstrong, der ihn in La Grande-Motte noch überlistet hatte, zählte er nicht dazu.

Tony Martin verteidigt Weißes Trikot

Für den Tagessieg und das Gelbe Trikot reichte es freilich auch für Contador nicht. Dafür war die neunköpfige Spitzengruppe, die bereits nach acht Kilometern ausgerissen war und einen zwischenzeitlichen Vorsprung von 14:20 Minuten herausgefahren hatte, zu weit enteilt. Johannes Fröhlinger gehörte dieser Gruppe an und erreichte einen beachtlichen dritten Platz. "Ich sehe es mit einem lachenden und weinenden Auge. Der dritte Platz ist ein tolles Ergebnis, aber ich hatte auch die Chance auf den Sieg. Ich musste gestern viel arbeiten, die Körner haben mir heute gefehlt", sagte Fröhlinger.

Zusammen mit Armstrong kamen auch Andreas Klöden und Tony Martin in Arcalis an. Martin verteidigte damit auf der ersten Pyrenäen-Etappe erfolgreich das Weiße Trikot des besten Nachwuchsprofis. "Der Berg war nicht so schwer, aber ich musste trotzdem voll ans Limit gehen", sagte Martin. Linus Gerdemann verlor 4:48 Minuten auf Tagessieger Feillu und belegte Platz 41. "Ich habe mich gut gefühlt und war bis zur Attacke von Cadel Evans mit dabei, doch sein Angriff war eine extreme Tempoverschärfung. Das ist nicht mein Ding. Ich bin weiter mein Tempo gefahren", sagte Gerdemann. Der Milram-Kapitän war dennoch zufrieden mit dem Abschneiden auf der ersten Bergetappe.

In die Fußstapfen von Ullrich konnte aber keiner der deutschen Fahrer treten. Am 15. Juli 1997 war der gebürtige Rostocker mit dem Etappensieg in Arcalis unwiderstehlich ins Gelbe Trikot gestürmt und hatte damit den Grundstein für seinen Toursieg gelegt.

Am Samstag wird die Tour mit der zweiten Pyrenäen-Etappe über 176,5km von Andorra-la-Vieille nach Saint-Girons fortgesetzt. Dabei steht gleich nach dem Startschuss der 2408m hohe Port d'Envalira, ein Berg der ersten Kategorie, auf dem Programm. Bis zum Ziel folgen dann noch der Col de Port und der Col d'Agnes, zwei Berge der zweiten und ersten Schwierigkeitsstufe.