Molekularbiologe Werner Franke sieht im Dopingfall Claudia Pechstein mit Einschränkungen "sichere Zeichen" für Epo-Missbrauch, allerdings keinen Dopingbeweis.

Der Heidelberger Molekularbiologe Werner Franke sieht im Dopingfall Claudia Pechstein mit Einschränkungen "sichere Zeichen" für Epo-Missbrauch, allerdings keinen Dopingbeweis. "Falls sie keine Erkrankung des blutbildenden Systems hat, zum Beispiel verschiedene Arten von Tumoren, liegen hier sichere Zeichen zur Stimulation durch Epo oder Epo-Mimetika (Präparate, die sich chemisch vom Epo-Molekül unterscheiden, im Körper aber dieselbe oder eine ähnliche Wirkung haben, d. Red.) vor", sagte Franke dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Ein Beweis für Doping kann dies aber nicht sein."

Die Vorgehensweise des Eislauf-Weltverbandes ISU, wie von der Weltantidopingagentur WADA angeregt, bereits bei erhöhten Retikulozyten-Werten (Vorstufe der roten Blutkörperchen, d. Red.) Sperren auszusprechen, verteidigte Franke dennoch. Wenn man bei erhöhten Hämoglobin- oder Hämatokrit-Werten Sperren ausspreche, müsse man dies auch bei erhöhten Retikulozyten-Werten tun: "Das ist nur konsequent. Der Sport kann sich nur effektiv gegen Blutdoping schützen, wenn man auch die Folgen von Blutdoping bekämpfen darf."

Dass die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Pechstein, wie sie selbst vermutet, möglicherweise an einer genetischen Erkrankung leiden könnte, hält Franke für ausgeschlossen. "Da kann ich nur laut lachen. In diesem Fall hätten bei Pechstein immer erhöhte Retikulozyten-Werte vorliegen müssen und nicht nur in wenigen konkreten Fällen", sagte Franke.