Köln. .
Bayer Leverkusen verabschiedet sich durch die 0:2-Niederlage in Köln aus dem Titelkampf. Und nur Michael Ballack sagt anschließend, was er davon hält.
Vor ein paar Wochen hat Michael Ballack eine Entscheidung getroffen. Der Leverkusener Star hatte die Wahl, zu den Gerüchten und Problemen um sein Comeback in der Nationalelf, das Verhältnis zu Vereinstrainer Jupp Heynckes und seine nicht unumstrittene Rolle bei Bayer 04 Stellung zu beziehen – oder zu schweigen. Ballack entschied sich fürs Schweigen. Nach dem 0:2 beim 1. FC Köln hat Ballack allerdings gesprochen. Nicht über die Nationalelf, nicht über Jupp Heynckes. Dafür Bemerkenswertes über Bayer 04.
Es haben ja nicht wenige Beobachter den Eindruck, dass mit Ballacks Integration in die Leverkusener Mannschaft nicht alles zum Besten steht. Der 34 Jahre alte Rückkehrer war lange verletzt, beim Wiedereinstieg ließ sich sein Trainer Jupp Heynckes für Ballacks Geschmack offenbar zu viel Zeit. Seit Michael Ballack nun endlich in Bayers Startformation steht, wirkt es manchmal so, als hätten Teile der Mannschaft nicht gerade voller Ungeduld auf ihn gewartet.
Es fehlt der Glaube an Titel
Vielleicht liegt das auch daran, dass sich Ballack die von weiten Teilen seines Vereins zur Schau gestellte Mentalität nie angeeignet hat. In Köln formulierte lediglich der ehemalige Nationalmannschaftskapitän seinen Ärger über die aus der Hand gegebene Chance, das Rennen um die Meisterschaft offen zu halten. „Wir müssen jetzt endlich mal den nächsten Schritt machen und einen Titel holen“, sagte Ballack. Einerseits müsse Bayer „das negative Image loswerden“, andererseits müsse endlich der Glaube in die Kabine einziehen, etwas Großes erreichen zu können.
Bums. „Vizekusen“ auf den Punkt gebracht.
Denn außer Ballack fand sich nach dem überflüssigen 0:2 und dem Ende jeder noch so kleinen Hoffnung, Dortmund weiter auf die Nerven zu gehen, niemand, der sich darüber aufgeregt hätte. Während der Rest der Mannschaft, immerhin mit angemessen finsterer Miene, schweigend in den Bus stieg, sagte Torwart René Adler noch: Es sei bedauerlich, dass man in Köln Platz zwei nicht gesichert habe.
Heynckes und Co. reihen sich ein in die Liste der Gratulanten
In der Summe wirkt das, als passe Michael Ballack mit seinem Anspruchsdenken gar nicht so recht in einen Verein, der sich innerlich längst damit arrangiert hatte, dem BVB den Titel zu überlassen.
Kein Missverständnis: Platz zwei, zu dem noch zwei Punkte aus den Spielen gegen Hamburg und in Freiburg fehlen, wäre für Bayer ein hervorragendes Ergebnis. Trotzdem fällt auf, wie nonchalant in Leverkusen damit umgegangen wird, dass diese Mannschaft vielleicht den entscheidenden Schritt mehr hätte tun können.
Vorgelebt wird das von Bayers Führungsetage. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser erklärte den ersten Platz flugs zu einem rein medialen Thema, auf das man nicht eingestiegen sei: „Als das 1:0 für Dortmund fiel, hat sich bei uns keiner mit der Hand vor den Kopf geschlagen.“
Trainer Jupp Heynckes lobte, völlig zu Recht, den BVB. Er gratulierte, auch das völlig zu Recht, zur verdienten Meisterschaft. Aber Heynckes tat das so schwärmerisch, dass man hätte glauben können, er drehe Bayern München noch eine lange Nase und wechsele am Saisonende nach Dortmund. Schließlich Sportchef Rudi Völler, der nach Spielschluss im Kabinengang gegen Schiedsrichter Deniz Aytekin wütete und die Sprüche des Tages lieferte: „Pfeif doch Frauenfußball! So ein Mist, jeden Mückenstich pfeift der, das ist unfassbar“, giftete Völler.
Völler giftet gegen Schiedsrichter Aytekin
Mit dem Vorwurf, das Spiel zerpfiffen zu haben, lag Völler richtig, eine entscheidende Rolle spielte der Schiedsrichter bei diesem 0:2 aber nicht. Was die Frage provoziert, ob Rudi Völlers Wutanfall nicht in eine andere Richtung hätte zielen sollen. Doch kein Verein hat nun einmal in den letzten Jahren eine solche Meisterschaft darin entwickelt, sich im Zweitbesten so behaglich einzurichten wie Bayer.
Michael Ballack hat so etwas nie verinnerlicht. Dass er mit einer vergebenen Großchance verpasst hat, dem Derby eine andere, verdientere Richtung zu geben, ist eine zweite Geschichte. Ballack also bleibt wieder unvollendet. Wohin würde das besser passen als nach Leverkusen?