Montpellier. Nicht einmal eine Sekunde trennt Lance Armstrong noch vom Gelben Trikot der Tour de France. Nach dem siegreichen Teamzeitfahren liegt der Astana-Fahrer gleichauf mit dem Schweizer Fabian Cancellara.

Lance Armstrong ist dem Gelben Trikot der Tour de France beim Sturzfestival von Montpellier zum Greifen nahe gekommen, muss aber weiter auf die Krönung seines Comebacks warten. Einen Tag nach der offenen Revolte gegen Kapitän Alberto Contador zog der Rekordchampion durch den überragenden Astana-Sieg im Teamzeitfahren an der deutschen Radsport-Hoffnung Tony Martin vorbei und ist nun schon Zweiter der Gesamtwertung. Armstrong liegt nur ein paar Hundertstelsekunden hinter Spitzenreiter Fabian Cancellara.

Garmin und Saxo Bank auf den Plätzen

Armstrong und Co. kamen im 39km langen Kampf gegen die Uhr als eines der wenigen Teams ohne Sturz durch das hügelige Umland der südfranzösischen Metropole und waren 18 Sekunden schneller als das zweitplatzierte Team Garmin. Platz drei belegte Saxo Bank mit Cancellara und 40 Sekunden Rückstand auf die überragende Astana-Mannschaft. Der 24 Jahre alte Martin verteidigte das Weiße Trikot des besten Nachwuchsprofis durch den fünften Platz von Columbia. Das Team Milram mit Linus Gerdemann belegte Rang 15.

Armstrong liebäugelt trotz der verpassten Chance weiter mit dem Maillot Jaune: "Es wäre zwar extrem cool, aber wenig realistisch." Die Aufregung um die Attacke vom Montag, als Contador den Anschluss verloren hatte, versteht der Texaner nicht. "Mich überrascht die Berichterstattung, das Drama, das kreiert wird, nur weil einer ein bisschen clever gefahren ist", meinte Armstrong.

Virtuell schon in Gelb

Astana hatte bereits zur Hälfte des Rennens 38 der 40 Sekunden Rückstand Armstrongs auf Zeitfahr-Olympiasieger Fabian Cancellara aufgeholt. Neun Kilometer vor dem Ziel lag Armstrong virtuell eine Sekunde vor dem Schweizer, verlor diesen Mini-Vorsprung jedoch wieder auf dem Weg zum Ziel.

Milram hatte gleich zweimal Sturzpech, was Gerdemann auf die Palme brachte. "Es wurmt mich, denn wir haben uns vorgenommen emotionslos und ohne Sturz zu fahren. Das waren unnötige Stürze, die uns wichtige Zeit gekostet haben", sagte Gerdemann. Peter Wrolich und Niki Terpstra kamen bereits nach 500 Metern zu Fall, Markus Fothen und Peter Velits erwischte es nach 27 Kilometern.

Mentschow und Ballan stürzen

Nahezu alle Mannschaften taten sich mit dem verwinkelten Kurs schwer, besonders auf dem ersten Teil gab es ein Sturzfestival. Sowohl Giro-Sieger Dennis Mentschow als auch Weltmeister Alessandro Ballan lagen auf dem Asphalt und büßten wertvolle Zeit ein. "Die Strecke ist für ein Mannschaftszeitfahren völlig ungeeignet", schimpfte Mentschows Teamkollege Grischa Niermann.

Am Mittwoch dürfte es keine Veränderungen im Gesamtklassement geben. Die überwiegend flache Etappe führt über 196,5km vom Badeort Le Cap d'Agde weiter in den Süden nach Perpignan. Allerdings könnte die Etappe erneut, wie schon das Teilstück nach Brignoles, zu einer Windlotterie werden.