Normalerweise müsste der BVB alsbald Bayern-Präsident Uli Hoeneß mit der Ehrenmitgliedschaft in Schwarzgelb ausstatten. Denn, wann immer der ehemalige Manager des Rekordmeisters die Abteilung Attacke reaktiviert, darf sich der Tabellenführer aus Westfalen über seinen besonderen Schuss Adrenalin erfreuen. Dann gewinnen Jürgen Klopps emotionale Ansprachen noch mehr Nachhaltigkeit. Diesmal war Hoeneß humoristisch vorgetragene Sorge über den Schlaf in gelber Hose ein missratener Versuch, den Dortmunder das Zittern zu vermitteln. Das ist schon einmal schiefgegangen, als Hoeneß vor dem Gipfel in München (1:3) allzu großes Selbstbewusstsein zur Schau getragen hatte. Der bekannte Hochmut vor dem Fall.

Dabei ist der 59-Jährige eigentlich ein Gutmensch, einer, der deswegen umstritten ist. Denn dass er den konkursbedrohten Lokalrivalen 1860 München mit Millionen unterstützen will, erbost den eigenen Anhang. Der allgemeine Missmut konzentriert sich auf andere Feindbilder wie die zahnlosen Löwen oder ihre Sympathisanten. Auch deshalb, weil der FC Bayern mit leeren Händen dasteht. Kein Titel, keine Freude. Platz drei und die Qualifikation zur Champions League heißt nur Schadensbegrenzung. Eine kärgliche Motivation für Stars wie Robben und Ribery – und für Hoeneß, dessen Positionierung auf der Ehrentribüne mit dem Niedergang einherzugehen scheint. Ob Jupp Heynckes so gut beraten ist, vom vermutlichen Vize-Meister zum Stressfaktor Bayern zu wechseln?

In dieser Saisonphase aber werden gewinnbringende Erkenntnisse bestätigt. Dortmund darf die Planungen für die Meisterfeier auf der B 1 in Angriff nehmen. „Bekloppt“ seien die Zweifler, beschied Nationalspieler Kevin Großkreutz. Was der Wahrheit entspricht. Denn jene vermeintliche Krise, die die Konkurrenz dem BVB nach nur einer Niederlage und einem Remis sowie Platz drei in der Rückrundentabelle andichtete, war definitiv keine.

Dafür lieferte das Duell des Ersten mit dem Dritten den perfekten Nachweis. Wer 0:1 zurückliegt und dann den Konkurrenten derart eindrucksvoll demontiert, braucht sich seiner Ambitionen nicht zu schämen. Und eines scheint sicher: Verdient hätte den Titelgewinn sowieso keine andere Mannschaft als diese in der Liga durchaus auffällig verschworene Gemeinschaft. Die aber ist nur eines nicht mehr, womit sie lange die anderen lange getäuscht hatte, ein Team der Namenlosen.