Kaiserslautern. . durch ihre Leistungen in den vergangenen Monaten hat die deutsche Nationalmannschaft die Messlatte hoch gelgt. Doch die Erwartungen werden sich bald wieder regulieren. Ein Kommentar.

Wie der Besuch im Spa-Resort eines Wellness-Hotels. Ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft hatte in den vergangenen Monaten, vielleicht sogar schon Jahren, etwas wunderbar Entspannendes und Aufbauendes. Die Fans, gestresst im Bundesliga-Alltag von Abstiegsangst, Trainerwechseln, Titelsehnsüchten oder anderen verrückten Dingen, konnten einmal kurz eintauchen in eine Oase der Seligkeit und sich an Behandlungen erfreuen, die man nicht alle Tage hat.

Die deutschen Fans erlebten eine großartige WM und eilten seitdem von einem Erfolgserlebnis zum nächsten. Und was hatte der Bundestrainer vor dem Duell mit Kasachstan gesagt? „Es gibt keine Videoanalyse des Gegners. Wir gucken nur auf uns. Wir wollen nicht nur gewinnen. Wir wollen Tempo bieten und begeistern.“ Kurzum: Es war eigentlich völlig unmöglich, die Erwartungshaltung noch weiter anzuheizen.

Entsprechend diskutierten die Fans vor dem Spiel auf dem seit Wochen ausverkauften Betzenberg nur noch über die Höhe des Sieges. Worüber auch sonst? Es ist der Fluch der guten Tat. Wer so gut geworden ist, wer über so viel Substanz verfügt und wer dermaßen siegesgewiss trompetet, darf sich am Ende nicht über Anhänger wundern, die das Maximum haben wollen für ihr teures Geld.

Bekommen haben die Zuschauer eine haushoch überlegene deutsche Elf, die vor der Pause gegen die Kasachen (dank Özil) Glanzpunkte setzen konnte, die aber mit zunehmender Spieldauer gerade so viel abrief, um vom Ergebnis her noch souverän zu gewinnen. Vier Tore, danke Leute, das muss reichen für heute.

Selbst das Löwsche Wellness-Programm ist natürlich nicht perfekt. Zumindest gemessen an den jüngsten Erwartungen, die sich alsbald wieder regulieren werden. Dazu beitragen wird, das lässt sich jetzt schon absehen, auch das kommende Testspiel am Dienstag gegen Australien, das dem Bundestrainer als Experimentierfeld dienen soll.

Mag sein, dass dies den anspruchsvollen Anhänger ärgert. Andererseits hat sich ja auch nicht alles geändert in den vergangenen Jahren: Das Eintrittsgeld wird nie ein Garantieschein für das volle Spektakel sein können. Das ist zwar ein Allgemeinplatz, trotzdem darf man an ihn erinnern, gerade in beneidenswerten Zeiten, in denen niemand mehr mit altem Rumpelfußball behelligt wird.