Gelsenkirchen. Der kühle Machtmensch Magath und der Traditionsverein, der so viel Wert auf Emotionen legt. Das passte von Anfang an nicht. Deswegen war die Trennung nur eine Frage der Zeit.

Schalkes Entscheidung, Felix Magath zu entlassen, ist richtig. Auch wenn man über den Zeitpunkt durchaus diskutieren kann, war die Trennung nur eine Frage der Zeit. Denn der kühle Machtmensch Magath und der Traditionsverein, der so viel Wert auf emotionale Wärme liegt – das passte einfach nicht. Letztlich war es die schlechte Stimmung in der Mannschaft, unter den Fans und im Verein, die Magath seinen Job kostete.

Als Felix Magath sich vor anderthalb Jahren dazu entschieden hat, den neureichen VW-Klub VfL Wolfsburg gegen den Traditions-Verein Schalke 04 einzutauschen, hielten das viele für einen mutigen Entschluss. Magath lag damals mit dem von ihm komponierten Wolfsburger Team auf Meisterkurs. Und jetzt wollte er zum darbenden Kult-Klub ins Revier wechseln? Mutig war das aber nur zum Teil. Denn der Rationalist Magath sah damals vor allem zweierlei. Erstens: Dass er seinen Erfolg mit den Wolfsburgern – sofern er denn gelingen sollte – wohl kaum würde wiederholen können. Und zweitens: Dass – selbst wenn ihm das gelingen sollte – ein Titel mit den seit über 50 Jahren auf die Meisterschaft wartenden Schalkern nicht durch drei Meisterschaften mit den Wolfsburgern aufgewogen würden.

Magath "emotional aufgeladen"?

Er habe Magath „emotional aufgeladen“, hat Aufsichtsrat-Chef Clemens Tönnies gesagt, als er den spektakulären Trainer-Coup verkündete. Ob Magath damals wirklich emotional aufgeladen war? Auf jeden Fall verstand er es, die Emotionen der titelhungrigen Fans, die ihn als Messias feierten, in einen Vertrag umzumünzen, der ihn mit autokratischer Machtfülle ausstattete.

Auch jetzt, da Schalke entschlossen ist, sich von Magath zu trennen, spielen Emotionen die entscheidende Rolle – wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen. Denn es ist nicht in erster Linie die sportliche Bilanz, die Tönnies nun die Reißleine ziehen ließ. Die ist trotz der enttäuschenden Bundesliga-Saison mit dem Einzug ins Pokalfinale und dem Viertelfinale in der Champions League mehr als in Ordnung. Was Magath in den Augen der Klub-Oberen untragbar macht, ist das Klima der Angst, das mittlerweile nicht nur in der Mannschaft, sondern im gesamten Verein herrschen soll. Dieses Klima der Angst aber ist ein fester Bestandteil des Systems Magath. Das war in Wolfsburg so und das wird auch bei Magaths nächster Station so sein.

Nur ist Schalke eben nicht Wolfsburg oder Hoffenheim. Denn aller Professionalität zum Trotz – Werte wie Solidarität, Identifikation und Tradition werden bei den Königsblauen mehr gepflegt als anderswo.

Gerade deswegen muss man ihm die Kaltblütigkeit, mit der er alle ihm unliebsamen Gegenspieler im Verein ausgeschaltet, und die Blauäugigkeit, mit der er alles Gewachsene abgeschnitten hat, zum Vorwurf machen.

Die Fans egal

Nach einer tollen ersten Saison begann die Entfremdung zu den Fans, als es in der Bundesliga nicht mehr lief. Bei allem Jubel über die Pokal-Erfolge: Die Bundesliga ist das Kerngeschäft einer jeden Mannschaft. Und Spieler, die nur auf großem Parkett glänzen, zeigen, dass ihnen der Verein letztlich egal ist. Magath hat das nicht nur nicht ändern können. Durch seine Aussagen nach dem Nürnberg-Spiel hat er gezeigt, dass auch ihm die Fans, die viel Geld für jedes Spiel zahlen, egal sind.

Personalie Magath polarisiert

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    Spät, zu spät, hat Magath gemerkt, dass sich der Wind gedreht hat, und dass ihm die Ablehnung in Teilen der Anhängerschaft gefährlich werden kann. Mit Hilfe des sozialen Netzwerks Facebook hat er sich an die Fans gewandt. Das aber wirkte nicht echt, sondern grotesk.

    Beim Champions-League-Spiel gegen Valencia gab es Pro-Magath-Demonstrationen vieler Fans. Der wahre Grund für die Sympathiebekundungen ist aber wohl weniger die Sehnsucht nach Magath als die Angst der Fans vor einer ungewissen Zukunft.

    Schalke und Magath – das war von Anfang an eine fragile Beziehung. Dass sie gerade jetzt endet, mag manchem komisch erscheinen – ist aber folgerichtig.

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