Monte Carlo. Die Tour de France 2009 rollt. Beim Prolog in Monaco landeten vier Fahrer des Teams Astana von Lance Armstrong und Favorit Alberto Contador unter den ersten zehn. Tagessieger wurde der Schweizer Zeitfahr-Spezialist und Olympiasieger Fabian Cancellara.
Das Armstrong-Wunder blieb aus, stattdessen hat sich der umstrittene Andreas Klöden zum Auftakt der 96. Tour de France in der Weltspitze zurückgemeldet. Der 33-Jährige fuhr in den Gassen von Monaco überraschend auf den vierten Platz im Zeitfahren. Den Sieg und damit das erste Gelbe Trikot holte sich auf dem 15,5 km langen Parcours der Schweizer Olympiasieger Fabian Cancellara, der 18 Sekunden schneller als Tour-Topfavorit Alberto Contador war.
Armstrong Vierter
Der siebenmalige Tour-Champion Lance Armstrong musste dagegen den Traum vom Gelben Trikot auf der Formel-1-Rennstrecke schnell begraben. Armstrong, der als einer der ersten Fahrer auf die Strecke gegangen war, war gleich 40 Sekunden langsamer als Cancellara und kam nur auf den zehnten Platz. Damit war der Texaner auch deutlich langsamer als Rivale Contador, der gleich ein erstes Ausrufezeichen setzte.
Das galt auch für Klöden, der in 19:54 Minuten einen starken Auftritt hinlegte. Neben Klöden sorgte ein weiterer Deutscher für Furore. Der 24-jährige Tony Martin belegte bei seinem Tour-Debüt einen beachtlichen achten Platz und verpasste sowohl das Bergtrikot als auch das weiße Trikot des besten Nachwuchsprofis nur knapp.
Klöden fährt für Contador
"Das ist erst die erste Etappe. Wir haben ein starkes Team und Alberto Contador ist unser Kapitän. Ich werde alles dafür geben, dass er gewinnt", sagte Klöden, der 2004 und 2006 bereits Gesamtzweiter bei der Tour gewesen war. Zuletzt war der Wahl-Schweizer aber mit Dopinganschuldigungen aus Freiburg konfrontriert worden war, sodass zeitweise sein Tour-Start fraglich war.
Im Armstrong-Lager machte sich dagegen ein wenig Ernüchterung breit. "Es war sehr schwer, den Rhythmus zu finden. Die Strecke war technisch sehr anspruchsvoll. Ich habe mir keine Illusionen gemacht, das Zeitfahren zu gewinnen. Ich war schließlich vier Jahre weg. Ich bin zufrieden, auch wenn ich nicht das Gelbe Trikot gewonnen habe", sagte der Amerikaner, der 2005 zurückgetreten war.
Tony Martin schneller als Armstrong
Als Armstrong um 16.17 Uhr vor über 150.000 Zuschauern an der Strecke von der Rampe ging, war das Comeback nach 1441 Tagen perfekt. Verbissen wie zu alten Glanzzeiten nahm der Texaner den Kampf gegen die Uhr in Angriff, doch die Leichtigkeit früherer Tage ist dem 37-Jährigen offensichtlich abhanden gekommen. Der berüchtigte Stakkato-Tritt von Armstrong wirkte auf dem schweren Kurs - die erste Hälfte des Rennens führte bis auf 200 Meter Höhe - oftmals schwerfällig. 20 Minuten und zwölf Sekunden später war die erste Dienstfahrt auf französischen Straßen vorbei und Armstrong um einige Erkenntnisse reicher.
Erst recht, als eine Viertelstunde später der junge Deutsche Martin die Bestzeit des berühmten Kontrahenten um sieben Sekunden übertraf. "Das war eine starke Zeit. Es ist schön, dass ich schneller als Lance war, aber im Endeffekt will ich mich mit den Besten messen", sagte der Eschborner, der jüngst mit dem zweiten Gesamtrang und dem Bergtrikot bereits bei der Tour de Suisse ins Rampenlicht gefahren war. Dabei verpasste Martin sogar noch eine deutlich bessere Zeit. Auf der rasanten Abfahrt durch die engen Gassen von Monaco verlor der Columbia-Profi einige Sekunden. "Ich bin zu langsam abgefahren. Ich habe eine Kurve unterschätzt", räumte Martin ein.
Gerdemann weit zurück
Martins Teamkollege und Zeitfahr-Weltmeister Bert Grabsch hatte es auf dem welligen Kurs durch das Fürstentum deutlich schwierieger. In 21:23 Minuten lag Grabsch 51 Sekunden hinter Cancellara. Milram-Kapitän Linus Gerdemann musste sich unterdessen mit einer Zeit von 20:35 Minuten begnügen. "Für mich ist es sehr gut gelaufen. Ich habe auf den Abfahrten nicht alles riskiert. Jetzt will ich eine gute Tour fahren", sagte der gebürtige Münsteraner.
Die Tour wird am Sonntag mit der zweiten Etappe über 187 km von Monaco nach Brignoles fortgesetzt. Auch wenn es über einen Berg der dritten und drei Berge der vierten Kategorie geht, dürfen die Sprinter auf ihre Chance hoffen. (SID)