Gelsenkirchen. . Felix Magath hat dafür gesorgt, dass Schalkes großes Talent Julian Draxler mit 17 die Schule verließ und sich ganz auf den Profifußball konzentriert. Der Coach setzte damit das falsche Zeichen. Ein Kommentar
Sicher, Nötigung ist ein hartes Wort. Andererseits: Wenn ein so erfolgreicher Fußball-Trainer wie Felix Magath den Eltern eines 17-jährigen Talentes den Rat gibt, ihren Sohn sofort von der Schule zu holen, damit dieser sich voll auf seine Karriere als Fußball-Profi konzentrieren könne, ist dies natürlich mehr als bloß der gut gemeinte Tipp eines flüchtigen Bekannten.
Welche Erziehungsberechtigten würden angesichts der Millionensummen, die es im Fußballgeschäft inzwischen zu verdienen gibt, und eines derart prominenten Ratgebers nicht ins Grübeln geraten, mehr noch: Druck verspüren? Müssen sie doch zwangsläufig Nachteile für ihren Filius befürchten, falls sie der Trainer-Empfehlung nicht folgen.
Genau deshalb ist Felix Magaths Verhalten so scharf zu verurteilen. Setzt es doch das falsche Zeichen in einer Zeit, da sich sogar der ansonsten oft gescholtene Deutsche Fußball-Bund lobenswerterweise für die parallele Schul- und Fußballausbildung stark macht. Aus gutem Grund. Beispiele, wo zu früh hochgejubelte Talente abstürzten und im langen Leben nach dem Fußball Probleme bekamen, gibt es schließlich zuhauf.
Das Beispiel Hummels
Nun ist weder das Abitur ein Allheilmittel dagegen noch ist es schlimm, mit Mittlerer Reife die Schule zu verlassen. Aber dass eine bessere Ausbildung die Perspektiven erweitert, ist unstrittig. Der Hinweis, ein Julian Draxler sei ja durch seinen ersten Profivertrag wenigstens finanziell gut abgesichert, zieht da nicht. Eher sollte die Erfahrung ermutigen, dass immer mehr Spieler – wie der Dortmunder Mats Hummel – beweisen, wie sich Schule und Profifußball sehr wohl verbinden lassen.
Felix Magath setzt sich dem Verdacht aus, seine – kurzfristigen – Interessen einmal mehr knallhart auf Kosten anderer zu forcieren. Wie gnadenlos der Trainer, der in der Branche wie kein anderer für Heuern und Feuern steht, mit Menschen umspringt, die seine Erwartungen nicht erfüllen, davon können viele in der Branche ein Lied singen. Es ist zu wünschen, dass in diesen Chor nicht irgendwann auch Julian Draxler einstimmt, der schon als 17-Jähriger ganz auf die Karte Fußball setzt. Ohne Not, aber irgendwie eben doch genötigt.