Barcelona. .

Alle drei Kandidaten für den „Weltfußballer des Jahres“ kommen vom FC Barcelona. Die Wahl wird am Montagabend entweder auf Xavi Hernandez, Lionel Messi oder Andres Iniesta fallen.

Auch Xavi Hernández hat eine Meinung, wer der beste Fußballer ist. Er und seine Kollegen vom FC Barcelona, Lionel Messi und Andrés Iniesta, sind die drei Nominierten für die Wahl zum Weltfußballer des Jahres 2010 an diesem Montag in Zürich, und Xavi sagt: „Der wirklich Gute war Mario Rosas. Er war der beste meiner Generation. Er müsste hier sein.“ Iniesta assistiert: „Mario war unglaublich.“ Mario Rosas spielt heute mit 30 Jahren für Salamanca in Spaniens zweiter Liga.

Gespräche mit den spanischen Weltmeistern Xavi oder Iniesta landen schnell bei Namen wie Rosas oder Jorge Troiteiro, die sonst niemandem etwas sagen. Aber es ist noch immer ihr ganzer Kosmos: die Welt des FC Barcelona. Die Weggefährten aus Barças Jugendteams wie Rosas oder Troiteiro mögen mittlerweile beliebige Fußballprofis geworden sein, doch für die Champions-League-Sieger Xavi, Iniesta und Messi sind sie noch immer ihresgleichen.

Spielmacher in jedem Mannschaftsteil

Barça-Spieler bleibt man, auch wenn man längst bei Salamanca auf der Ersatzbank sitzt: Die fundamentalistische Schulung des Klubs im schönen Fußball, der bedingungslose Glaube an das ewige Passspiel als einzigen Weg prägt. Und so wird mit der Wahl zum Weltfußballer 2010 nicht nur ein Spieler, sondern vor allem ein Verein geehrt: „Gewinne von uns Dreien, wer mag, die Auszeichnung gilt Barça“, sagt Xavi. Alle drei Nominierten, Messi aus Argentinien, Iniesta aus Don Quijotes Heimat La Mancha und Xavi aus Barcelonas Industriegürtel, lernten das Spiel seit dem Kindesalter bei Barça.

Als Barça in den Neunzigern begann, den Offensivfußball mit Spielmachern in Abwehr, Mittelfeld und Angriff als Doktrin zu etablieren, fanden sich weltweit nur wenige, die an dieselben Ideen glaubten. Arsène Wenger beim FC Arsenal und Volker Finke beim SC Freiburg stellten wie Barça im Training das Spiel mit dem Ball auf engstem Raum in den Mittelpunkt. Nun, da Barça das Publikum verzaubert, werden seine Methoden oder das Angriffspressing zum letzten Schrei. Der Vortrag von Barças Jugendakademieleiter etwa war ein Höhepunkt der letzten Bundesligatrainertagung.

Doch Barça wirklich nachzuahmen, traut sich keiner; schafft niemand. Selbst Teams wie Arsenal oder die deutsche Nationalelf, denen angesichts ihrer blitzschnellen Kombinationen oft applaudiert wird („Das war wie bei Barça!“), leben in Wirklichkeit ihre Angriffe viel weniger aus; bei den vermeintlichen Erben muss es rasend nach vorne gehen, um den freien Spielraum auszuschlachten. Barça dagegen lässt sich Zeit, passt und passt und wird dann plötzlich schnell, schafft Spielraum, wo keiner war.

Die Mitspieler besser machen

Messi, Xavi, Iniesta sind der höchste Ausdruck eines Vereins, der lange auf seinen Ertrag warten musste, aber immer an seinem schönen, schwierigen Spiel festhielt, auch wenn er damit allein stand. Als Klub ist Barça deswegen nicht integrer als andere, auch hier gibt es Mauscheleien, Mobbing, Missgunst. Doch Barça hat seine Spieler nicht nur selbst ausgebildet – oft stehen in der Elf acht Profis, die man großzog – der Klub hat sie auch erzogen.

Messi, Xavi, Iniesta haben verinnerlicht, dass der beste Fußballer nicht derjenige ist, der sich Weltfußballer nennen darf, sondern jeder, der seine Mitspieler durch seine Aktionen besser macht. „Götter, ganz normal“, schreibt El País über Barcelonas Stars. Wenn es eine Logik bei der Wahl gibt, wird Xavi Weltfußballer, der als Passmeister grundsätzlichen Einfluss auf Spaniens WM-Sieg 2010 nahm. Seine Dankesrede würde dann wohl wieder so ähnlich klingen: „Ich hatte Glück, soweit zu kommen“, sagte er einmal, „und wenn ich an Mario Rosas denke, weiß ich, wie viel Glück ich hatte.“