Jerez. . Mohamed Zidan ist ein potenzieller Kandidat für die einzig vakante Position in der Mannschaft des Herbstmeisters Borussia Dortmund. Ein Gespräch über schwierige Zeiten und Glücksmomente, über Stärke in einer Phase der eigenen Schwäche.
„Soll ich dir ein Foto von meinem Sohn zeigen?“ Mohamed Zidan (29) strahlt bei dieser Frage. Aus seinen Augen spricht Stolz. Acht Monate lang hatte sich der Stürmer des BVB nach seinem Kreuzbandriss aufgerieben. Angetrieben wird er nun von Adam, den Freundin Stina am 17. Dezember zur Welt brachte – und von der Aussicht, ein potenzieller Kandidat für die einzig vakante Position in der Mannschaft des Herbstmeisters zu sein. Ein Gespräch über schwierige Zeiten und Glücksmomente, über Stärke in einer Phase der eigenen Schwäche.
Herr Zidan, Sie strahlen wieder.
Mohamed Zidan: Die letzten Wochen waren wunderbar. Ich bin ein Vater geworden. Mein Sohn hat mich wieder zum Lachen gebracht. Im Moment bin ich ein glücklicher Mann.
Obwohl die Geburt den obligatorischen Weihnachtsurlaub beim Bruder in Dänemark gekostet hat.
Zidan: So ist mein Sohn wenigstens ein echter Dortmunder Junge. Und ich konnte die Zeit nutzen und durchtrainieren.
Was konnten Sie machen?
Zidan: Ich habe intensiv mit Physiotherapeut Florian Wangler trainiert. Bis auf die Feiertage habe ich jeden Tag gearbeitet, im Kraftraum und auf dem Platz in Brackel.
Bei wie viel Prozent Ihrer Schaffenskraft sind Sie jetzt?
Zidan: Ich bin bereit, alles zu 100 Prozent mitzumachen. Ich gehe davon aus, dass ich jetzt in den Testspielen auch Einsatzzeiten bekomme. Eine gute Form kriege ich nur über Spielpraxis.
Zeigt das Knie noch Reaktionen?
Zidan: Wenn ich eine falsche Bewegung mache, dann spüre ich es für einen Moment. Aber das ist normal. Der Doc sagt, dass mein Knie stabil ist.
Sie haben also wieder Vertrauen in Ihren Körper?
Zidan: Ein Kreuzbandriss verändert dich und deine Einstellung. Ich habe jetzt Respekt vor meinem Körper. Das ist wichtig. Jetzt muss es mir gelingen, dass ich nicht ständig an die Verletzung denke. Mein Kopf darf nicht abhängig von ihr sein. Das habe ich durch diese schwere Verletzung gelernt.#
Was noch?
Zidan: Das man Geduld braucht. So eine Verletzung belastet dich vor allem mental. Du musst stark bleiben in einer Phase der eigenen Schwäche.
Der Zufall will es so, dass die einzig vakante Position genau die ist, die Sie bis zu Ihrem Kreuzbandriss glänzend ausgefüllt haben. Es gab Jahre, da hat Sie der Afrika-Cup aus der Mannschaft gerissen. Jetzt fehlt Shinji Kagawa, weil er für Japan bei der Asienmeisterschaft spielt. Sie könnten davon profitieren.
Zidan: Das ist Fußball. Aber es bringt mir überhaupt nichts, wenn ich mich jetzt verrückt mache und unbedingt sofort in die Startelf zurück will. Dann verkrampfe ich. Am Ende wird der Trainer entscheiden.
Jürgen Klopp wird unter vielleicht drei Kandidaten auswählen. Der erste heißt Lewandowski, der zweite Götze. Und der dritte Zidan?
Zidan: Ich habe vor meiner Verletzung gezeigt, dass ich diese Position spielen kann. Jetzt vertraue ich auf den Trainer, dass er mir in den Testspielen eine Chance gibt. Wenn ich die nutze, habe ich eine gute Karte. Mein Wunsch ist es, dass ich in der Rückrunde wieder ein Teil dieser Mannschaft bin.
Ist ein verletzter Spieler nicht Teil der Mannschaft?
Zidan: Der Erfolg gehört nicht nur der ersten Elf und den Einwechselspielern. Er gehört dem ganzen Verein. Aber: Ein verletzter Spieler ist nur am Rande dabei, kann aber nicht richtig mithelfen. Nicht direkt dazuzugehören, nicht aktiv beteiligt zu sein, das ist hart.
Herr Zidan, die Menschen in Dortmund träumen von der Meisterschaft.
Zidan: Wir sind keine Träumer, wir sind Realisten. Der BVB ist Meister der Hinrunde – aber die Hinrunde ist vorbei. Wir haben einen Strich drunter gezogen. Und jetzt fangen wir alle gemeinsam wieder bei Null an.
Bei Null plus Zehn. Der BVB hat zehn Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger.
Zidan: Wir sollten nicht immer darüber nachdenken, dass wir zehn Punkte Vorsprung haben und was wir werden können. Wir sollten sehen, was wir sind. Wir sind Tabellenführer – und jeder wird uns jagen. Jeder wird gegen uns besonders motiviert sein. Das muss in unsere Köpfe rein. Wir müssen jedes Spiel so spielen, als würden wir gegen den Tabellenführer spielen.
Training in der Sonne
