Hamburg.

Die deutschen Handball-Nationalspieler machen dem Bundestrainer vor der WM in Schweden die Entscheidungen über die Nominierungen schwer.

Jetzt wird es ungemütlich. Für Handball-Bundestrainer Heiner Brand hat die unangenehmste Phase vor der WM in Schweden (13. bis 30. Januar) begonnen. „Es ist ziemlich einfach, den Kader von 28 auf 19 Spieler zu reduzieren. Es ist aber sehr schwierig, die letzten Kandidaten auszusortieren“, hat er erzählt. Spätestens am 14. Januar um 9 Uhr muss er sich entschieden haben. Wenige Stunden vor dem WM-Auftakt der deutschen Handballer in Lund gegen Ägypten muss er die 16 Spieler benennen, mit denen er in das Turnier geht. Nur zwei Akteure darf er danach noch austauschen.

Und leichter geworden ist Brands Aufgabe gestern Abend beim 28:23 (14:12)-Sieg über Schweden in Hamburg gewiss nicht. Im Gegenteil! Gerade einige „Wackelkandidaten“ fielen bei der gelungenen Vorstellung ausgesprochen positiv auf. Es bleiben zwar ein paar offene Baustellen, andererseits sind aber einige Entscheidungen auch schon gefallen.

Der 16-er Kader erlaubt es dem Trainer, jede Position doppelt zu besetzen. Folgt er dieser Richtlinie, bleiben zwei Positionen, für die er drei Spieler mitnehmen kann. Klar scheint die Lage auf Rechtsaußen: Christian Sprenger (THW Kiel) und Patrick Groetzki (Rhein-Neckar-Löwen) sind die einzigen Anwärter und dürften ihr WM-Ticket sicher haben. In der Rückraum-Mitte stehen die WM-Fahrer mit Michael Kraus (HSV Hamburg) und Michael Haaß (FA Göppingen) ebenfalls so gut wie fest. Um alle anderen „Jobs“ im WM-Team kämpfen drei Bewerber.

Bitter und Heinevetter gesetzt

Als Torhüter gelten Johannes Bitter (HSV Hamburg) und Silvio Heinevetter (Füchse Berlin) dennoch als gesetzt. Carsten Lichtlein vom TBV Lemgo hofft, als dritter Torwart ebenfalls dabeizusein. Drei Mann werden auf alle Fälle am Kreis benötigt. Abwehrchef Oliver Roggisch (Rhein-Neckar-Löwen) kommt nur in der Defensive zum Einsatz, wo auch Sebastian Preiss (TBV Lemgo) zum Mittelblock gehört. Um Preiss hin und wieder eine Pause gönnen zu können, kann Brand kaum auf Jakob Heinl (SG Flensburg-Handewitt) verzichten.

Umso heftiger wird das Gerangel um die restlichen Plätze. Im rechten Rückraum fehlte gestern Abend Holger Glandorf, der erst vor vier Wochen am Knie operiert wurde. Aber Brand hat den Lemgoer, der im Training wieder voll mitzieht, dennoch auf der Rechnung und kündigte dessen Einsatz bei den beiden nächsten Tests in Island (Freitag und Samstag) an: „Ich gehe davon aus, dass er bei der WM fit ist.“ Neben Glandorf verfügt Gummersbachs Adrian Pfahl über die besten Karten, doch auch Steffen Weinhold (TV Großwallstadt) konnte in Hamburg überzeugen.

Die Qual der Wahl hat Brand außerdem im Rückraum links. Pascal Hens (HSV Hamburg) zählte gegen Schweden zwar zu den Schwächeren, ist aber Kapitän. Lars Kaufmann gilt als „Kronprinz“ auf der Königs-Position, doch auch Sven-Sören Christophersen machte einen starken Eindruck. Die allerschwierigste Entscheidung betrifft die Linksaußen. Hier stehen mit den Weltmeistern Torsten Jansen (HSV) und Dominik Klein (THW Kiel) sowie dem Wurf-Akrobaten Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar-Löwen) gleich drei Klasse-Spieler zur Verfügung. Brand dazu: „Es ist in diesem Jahr noch schwerer als früher.“ Andererseits: Solche „Luxusprobleme“ hätte er in den letzten Jahren, als seine Möglichkeiten oft eingeschränkt waren, gerne gehabt.