Dortmund. .

Borussia Dortmund blickt auf das 101. Jahr der Vereinsgeschichte zurück. Was mit starken Leistungen begann, fand mit dem Einzug in die Europa League seine Fortsetzung und am Ende mit der Herbstmeisterschaft seinen Höhepunkt.

Nachdem das Jubiläumsjahr 2009 mit der großen Gala in der Westfalenhalle stimmungsvoll endete, begann das Jahr 2010 mit einem sportlichen Paukenschlag. An einem Sonntag startete der BVB mit einem Auswärtsspiel in die Rückrunde. Was für ein Spiel! Mats Hummels traf vor der Pause doppelt und brachte die Borussen verdient mit 2:0 in Führung. Als der Sieg der Dortmunder in trockenen Tüchern schien, traf Köln zum 1:2 und 2:2 (82. und 88.). Doch der BVB zeigte Comeback-Qualitäten und Kevin Großkreutz vollendete einen Konter in der 90. Minute zum 2:3 – was für ein Jahresauftakt. BVB-Trainer Jürgen Klopp, inzwischen auf die Tribüne verbannt, feierte den Siegtreffer seiner Elf mit einem Sturmlauf über die Tribüne, wobei er einige Tribünengäste unsanft zur Seite stieß. In allen Belangen eine Vollgasveranstaltung.

Siegesserie und Derby-Niederlage

Die Dortmunder schienen auf dem richtigen Weg. Sechs Siege in Serie standen auf dem Zettel, als es zum VfB Stuttgart ging. Dort setzte es mit 4:1 eine derbe und oben drein verdiente Klatsche, gefolgt von einer Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt. An einem furchtbar kalten Februartag setzte es die dritte Niederlage in Serie. Beim FC Bayern gingen die Borussen zwar verdient mit 1:0 in Führung, kassierten aber anschließend drei Treffer und mussten einmal mehr die Allianz Arena mit leeren Händen verlassen. Am 24. Spieltag setze es eine unglückliche Niederlage im Derby auf Schalke. Nuri Sahin hatte den BVB in Führung geschossen, am Ende siegte Schalke 2:1.

Doch anders als in den Jahren zuvor, machte der BVB in dieser Spielzeit die Big Point und setzte sich gegen die Konkurrenz um den Einzug in die Europa League durch. Als Stütze erwies sich Lucas Barrios. Der Stürmer erzielte Tor um Tor. Beim Auswärtssieg in Nürnberg traf der für Paraguay spielende Argentinier dreimal. Am Ende ging der Mannschaft von Jürgen Klopp dann aber etwas die Luft aus und es sollte doch noch eng werden im Kampf ums internationale Geschäft. Am letzten Spieltag unterlag Borussia beim SC Freiburg, doch da der VfB Stuttgart gleichzeitig nur Remis spielte, war der Einzug der Dortmunder nach Europa geritzt.

Positives Fazit zur Jahresmitte

Entsprechend positiv fiel das Fazit der Borussen nach der Saison 2009/2010 aus. Da ahnten Sie wohl nicht, was für eine famose Halbserie die Mannschaft in der Folgesaison spielen würde…

Zunächst stand einmal die Weltmeisterschaft in Südafrika ins Haus. Mit Mats Hummels und Kevin Großkreutz verpassten zwei BVB-Spieler den WM-Zug, durften aber im Testspiel gegen Malta im Adler-Dress auflaufen. In Südafrika vertraten Nelson Valdez und Lucas Barrios die Borussia im Trikot von Paraguay. Neven Subotic lief für Serbien auf.

Als vierter Dortmunder kam Trainer Jürgen Klopp zum Einsatz – allerdings als TV-Experte für den Sender RTL.

Schon kurz nach der WM ging es für den Tross ins Trainingslager ins österreichische Stegersbach, wo Klopp die Grundlagen für die kommende Saison legen wollte. Die mitgereisten Fans und Journalisten ahnten schon nach kurzer Zeit, in welche Richtung Klopp seine Mannschaft weiterentwickeln würde: Das Trainingslager war extrem intensiv, Klopp ließ die Truppe laufen, laufen, laufen.

Das erste richtige Highlight der neuen Saison erwartete die Borussen am 19. August – Qualifikation zu Europa League gegen den aserbaidschanischen Vertreter Qarabag Agdam. Das Hinspiel gewannen die Dortmunder souverän mit 4:0, sodass das Weiterkommen schon daheim gesichert war. Dennoch: Völlig euphorisiert vom Gedanken, dass ihr Verein endlich wieder international spielt, setzten Hunderte Fans alles Bewegung, um die Mannschaft an den Kaukasus zu begleiten. Rund 300 Fans nahmen die Reise auf sich, 186 davon mit einem eigens gecharterten Flieger.

Dämpfer zum Liga-Auftakt

Die Bundesliga-Saison begann indes mit einem Dämpfer – 0:2 verlor der BVB daheim gegen Bayer Leverkusen. Dass dies die bis zur Niederlage in Frankfurt am 17. Spieltag einzige Niederlage bleiben würde, ahnte niemand. In der Folgezeit griff das System Klopp. Die Mannschaft legte eine irrsinnige Laufbereitschaft gepaart mit ebenso viel Spielwitz und Begeisterung an den Tag. Der BVB spielte und rannte seine Gegner nieder. Der vorläufige Höhepunkt: der Derbysieg, ausgerechnet am 19.09. in der Schalker Arena. Angeführt von einem bärenstarken Shinji Kagawa ließ der BVB den Schalkern keine Chance und hätte noch weitaus höher als mit 3:1 gewinnen können. Nach dem Spiel bereiteten die Fans ihrer Mannschaft einen Empfang, der eines Meisters würdig gewesen wäre.

Reihenweise fanden die Borussen ihre Opfer und schossen Tore, Tore, Tore. Die überwältigende Bilanz nach der Hinrunde: 14 Siege, ein Unentschieden, zwei Niederlagen, unfassbare 39 Tore, magere zehn Gegentore und acht Auswärtssiege in Serie. Allein im DFB-Pokal erfüllte der BVB alle Erwartungen seiner Fans und schied in der zweiten Runde in Offenbach aus.

Ein Spiel für die Geschichtsbücher

Auch auf internationaler Bühne konnte Jürgen Klopps Mannschaft überzeugen, auch wenn es am Ende nicht reichte, um zu überwintern. Allein der Auftakt in Lwiw war ein Spiel für die schwarz-gelben Geschichtsbücher. Nuri Sahin und der überragende Mario Götze brachten den BVB in der ersten Hälfte mit 2:0 in Führung, ehe Karpaty Lwiw bis zur 78. Minute das Spiel drehte und mit 3:2 in Front lag. Doch dann zeigte der BVB 2010 sein wahres Gesicht und drehte wieder auf. Barrios glich aus und in der Nachspielzeit schloss Mario Götze einen Angriff cool zum 3:4 ab.

Für die Fans der Schwarz-Gelben war die Hinrunde der Saison 2010/2011 wie eine Reise von einem Höhepunkt zum anderen. Sie folgten ihrer Mannschaft überallhin, egal, ob Aserbaidschan, Ukraine, Paris, Sevilla – oder Offenbach, Stuttgart oder St. Pauli. Überall war der schwarz-gelbe Anhang stark vertreten und sorgte für volle Stadien. Außer in Gelsenkirchen. Ausgerechnet das Derby sollte zum Exempel gegen zu hohe Preise werden, und so riefen die Fans die Aktion „Kein Zwanni für nen Steher“ ins Leben, die inzwischen von den Anhängern anderer Vereine aufgegriffen wurde. Die Fans wollen gegen zu hohe Eintrittspreise und Topzuschläge demonstrieren.

Aus dem siebten Himmel geprügelt

Das Lemberg-Fazit

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    Aus dem siebten Himmel wurden die Anhänger erst beim Jahresausklang geholt. Oder besser gesagt: geprügelt. Beim letzten Spiel in der Europa League kam es in Sevilla zu schweren Ausschreitungen – allerdings seitens der Polizei. Das Ergebnis: zahlreiche verletzte Fans und eine Flut von Schilderungen eines Polizeieinsatzes, den so noch keiner der mitgereisten Fans erlebt hat.

    Doch die überragende Art und Weise, wie sich das junge Team von Jürgen Klopp durch die Hinrunde gespielt hat, war beeindruckend und weit mehr als ein Trostpflaster. Wer einen BVB-Fan fragt, wer denn wohl Spieler des Jahres beim BVB sei, wird vermutlich elf, zwölf, 13 Namen hören. Mario Götze hat Fans und Experten mit seinen Leistungen überwältigt. Nuri Sahin interpretiert die Sechser-Position, wie es moderner kaum geht, Shinji Kagawa, für 350.000 Euro aus Japan geholt, darf schon jetzt als Einkauf der Saison bezeichnet werden, Mats Hummels präsentiert sich als bärenstarker Innenverteidiger, Roman Weidenfeller notfalls als Fels in der Brandung…

    Tabelle als Fazit

    Superlative, Shooting-Stars, Höchstleistungen… so gibt es eigentlich nur ein wirkliches Fazit, mit dem ein schwarz-gelber Jahresrückblick enden kann: die Tabelle. Dort steht der BVB auf Platz 1.