Hamburg. Jean-Marcel Nartz, der deutsche "Mister Boxing" wird 65 Jahre alt und geht in Rente. Gelegenheit, die Highlights seiner Karriere noch einmal Revue passieren zu lassen.

„Mister Boxing” macht Schluss. Über 30 Jahre hat Jean-Marcel Nartz bei fast jedem Profi-Boxkampf in Deutschland seine Finger im Spiel gehabt und als so genannter Matchmaker bei 272 Kampftagen die Gegner der Stars ausgesucht. Jetzt wird er 65 Jahre alt und geht Samstag in Rente. Nicht, ohne vorher zurückzublicken.

Der erste Kampftag

Jean-Marcel Nartz: „Das war am 30. Juni 1978 in Morsbach. Morsbach liegt bei Gummersbach, und dort hatte ich damals noch ein Hotel-Restaurant. Geboxt haben Klaus Fuchs und Rolf Kersten um die deutsche Meisterschaft im Halbweltergewicht. Fuchs hat in der siebten Runde gewonnen. 1000 Zuschauer, so gut wie ausverkauft.”

Die beste Idee

Nartz: „Ich habe Henry Maske als Boxer mit Kunst in Zusammenhang gebracht und ihn vor dem ersten WM-Kampf bei der Documenta in Kassel boxen lassen. Das war in 80 Fernsehsendern zu sehen. Außerdem ist der Name „Gentleman” von mir. Die Leute aus dem Osten wollten Henry den „Weißen Tiger” nennen. Ich habe gesagt: Was soll das? Der hat doch keine Krallen und kann kein Ei zerschlagen. Der ist Sir Henry!”

Der schönste Kampftag

Nartz: „Auch wenn der Abend nicht mit einem Erfolg endete: Die Veranstaltung in der Stierkampf-Arena von Mallorca mit Torsten May. Für Torsten ging der WM-Kampf böse aus, aber die Atmosphäre in der Arena war einmalig. Zwei Tage vorher hatte es noch geschüttet, und wir gingen über Bretter an den Stieren vorbei zum Ring, überall stank es nach Bullen-Mist, unglaublich alles.”

Die schlimmste Panne

Nartz: „Der Regen beim WM-Kampf von Axel Schulz gegen Michael Moorer im Dortmunder Westfalenstadion. Der US-Fernsehsender HBO wollte drei Minuten vor Kampfbeginn aussteigen, alles ertrank im Regen. Vorne am Ring saßen Leute, die 750 Mark bezahlt hatten, unter Regenschirmen. Ich habe noch zehn Mann mit Badehandtüchern organisiert, die in den Ringpausen den Boden damit trocken wischten.”

Der dickste Skandal

Nartz: „Die Flaschenwerferei nach dem WM-Kampf von Axel Schulz gegen Francois Botha in Stuttgart war nicht gerade lustig. Die Menschen vorne am Ring haben unter den Stühlen gelegen, um sich vor den Flaschen zu schützen, die von oben von den Rängen geflogen kamen.”

Der größte Ärger

Nartz: „Thomas Ullrich ist der Boxer, der mich am meisten geärgert hat. Das größte Talent, für das Millionen auf der Straße lagen, aber er wollte sich einfach nicht bücken.”

Der herrlichste Trick

Nartz: „Sven Ottke hat gegen Weltmeister Charles Brewer mit einem herrlichen Trick gewonnen. Natürlich hat er auch super geboxt, aber es funktionierte so: Wir haben zwei Boxer von uns inkognito zum Sparring zu Brewster geschickt, und damit kannten wir die Taktik des Weltmeisters. Der Trainer von Brewer sagte mir später, dass ich ein verdammt mieser Amateur sei. Ich habe das dann mal als Kompliment aufgefasst.”

Die einsamste Party

Nartz: „1988 wurde Graciano Rocchigiani in Düsseldorf Weltmeister mit einem Sieg gegen Vince Boulware, aber Promoter Wilfried Sauerland hatte nichts vorbereitet und ist mit seiner Frau zum Mitternachts-Dinner im Hilton verschwunden. Rocky ist mit seiner Frau, mit seinem Bruder und mir im Auto zu einer Tankstelle gefahren. Wir haben Dosenbier gekauft und im Auto den WM-Titel gefeiert.”

Das Highlight

Nartz: „Zu meinem 50. Geburtstag hatte ich ein Rheinschiff gemietet. Graciano Rocchigiani war auch eingeladen, aber er tauchte nicht auf und wir legten ab. Als Graciano dann am Ufer stand, war das Schiff weg. Er rief die Wasserschutzpolizei an, unser Kapitän bekam einen Funkspruch: Anlegen! Und da stand Graciano dann mit der Polizei und kam an Bord, So ist er eben, er ist irgendwie mein Baby.”

Die heftigste Pleite

Nartz: „Ein Kampfabend in Düsseldorf, es muss 1982 gewesen sein. An dem Abend haben auch Ralf und Graciano Rocchigiani geboxt. Und jeder, aber auch jeder Kampf des Abends war in der ersten Runde durch einen K.o. beendet. Das war meine grausamste Veranstaltung.”

Die Lieblinge

Nartz: „Die Mexikaner Ruben Olivares und Carlos Zarate, die beide Weltmeister im Bantamgewicht waren. Ich bin ein Fan der Bantamgewichtler.”

"Mister Boxring" Jean-Marcel Nartz geht in Rente

„Mister Boxing” macht Schluss. Über 30 Jahre hat Jean-Marcel Nartz bei fast jedem Profi-Boxkampf in Deutschland seine Finger im Spiel gehabt und als so genannter Matchmaker bei 272 Kampftagen die Gegner der Stars ausgesucht. Foto: Imago
„Mister Boxing” macht Schluss. Über 30 Jahre hat Jean-Marcel Nartz bei fast jedem Profi-Boxkampf in Deutschland seine Finger im Spiel gehabt und als so genannter Matchmaker bei 272 Kampftagen die Gegner der Stars ausgesucht. Foto: Imago
„Mister Boxing” macht Schluss. Über 30 Jahre hat Jean-Marcel Nartz bei fast jedem Profi-Boxkampf in Deutschland seine Finger im Spiel gehabt und als so genannter Matchmaker bei 272 Kampftagen die Gegner der Stars ausgesucht. Foto: Imago
„Mister Boxing” macht Schluss. Über 30 Jahre hat Jean-Marcel Nartz bei fast jedem Profi-Boxkampf in Deutschland seine Finger im Spiel gehabt und als so genannter Matchmaker bei 272 Kampftagen die Gegner der Stars ausgesucht. Foto: Imago © imago sportfotodienst
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„Mister Boxing” macht Schluss. Über 30 Jahre hat Jean-Marcel Nartz bei fast jedem Profi-Boxkampf in Deutschland seine Finger im Spiel gehabt und als so genannter Matchmaker bei 272 Kampftagen die Gegner der Stars ausgesucht. Foto: Imago © imago sportfotodienst
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