Essen. Die Uefa hat der Königsklasse eine XXL-Reform verpasst. Ist der neue Modus nun eine Verbesserung des Wettbewerbs? Ein Pro & Contra.

Pro: Das neue Format der Champions League bietet mehr Möglichkeiten

Der FC Bayern muss bis zu seinem „Finale dahoam“ einen sehr weiten Weg zurücklegen. Das liegt vor allem an dem neuen XXL-Modus, den die Europäische Fußball-Union der Champions League verpasst hat. Acht Vorrundenspiele, der mögliche Umweg über die Play-offs – bis zum Endspiel in München am 31. Mai können Teams damit 16 Partien absolviert haben. Die zusätzliche Überfrachtung eines ohnehin schon prall gefüllten Terminkalenders lässt sich auch aufgrund der weiteren steigenden Belastung für die Profis zwar kritisieren. Doch an dieser Uefa-Reform findet man mit Blick auf die neuen Möglichkeiten durchaus Gefallen.

Das gilt insbesondere beim Blick auf die Achtelfinal-Teilnehmer. Dass Feyenoord Rotterdam, PSV Eindhoven und der FC Brügge in die Runde der letzten 16 eingezogen sind, ist eine handfeste Überraschung. Das Benelux-Trio setzte sich in den Play-offs durch – und bezwang dabei die AC Mailand, Juventus Turin sowie Atalanta Bergamo. Die italienischen Klubs scheiterten in der Zwischenrunde, weil sie es in der zunächst überaus gewöhnungsbedürftigen, riesigen Tabelle der Königsklasse mit 36 Mannschaften nicht unter die ersten Acht geschafft hatten.

Das neue Format eröffnet Optionen, die das vorherige mit acht Vierergruppen nicht bieten konnte. Die Gruppenphase wirkt nun insgesamt attraktiver, da jede Mannschaft gegen acht unterschiedliche Teams antreten muss. Eine durchaus originelle Idee, die in Kombination mit der Zwischenrunde offensichtlich für mehr Ausgeglichenheit und auch Fairness in dem Wettbewerb sorgen kann. Zudem lässt sie Raum für Unvorhergesehenes, wie das Teilnehmer-Feld der nächsten K.o.-Runde zeigt. Die Uefa hat die Champions League trotz der Ausweitung des Spielplans auf erfrischende Weise erneuert. Vor allem vermeintlich kleinere Klubs dürfen sich jetzt mehr ausrechnen.

Contra: Die Niederlagen in der Gruppenphase sind ein Muster ohne Wert

Gegen wen spielt mein Verein an Spieltag drei oder fünf? Keine Ahnung, aber so wirklich wichtig ist es auch nicht bei der neuen Champions-League-Reform. Natürlich hat die neue überdimensionale Tabelle seinen Reiz, aber es führt auch dazu, dass einzelne Partien absolut belanglos werden.

Zudem können sich Mannschaften deutlich mehr Niederlagen erlauben als noch in der vorherigen Gruppenphase. Als Beispiel: Real Madrid verlor gleich drei der insgesamt acht Spiele im neuen Tabellensystem der Champions League. Mit drei Niederlagen wäre es in einer Vierergruppe in den Jahren zuvor undenkbar gewesen, noch die K.o.-Runde zu erreichen und vom Titel zu träumen. Im Falle der Königlichen war es aber kein Problem, denn als 16. konnten die Spanier über die Play-offs noch das Achtelfinale erreichen.

Dort traf das Team von Carlo Ancelotti zwar auf Manchester City, doch die Engländer sind in dieser Spielzeit ein Schatten früherer Tage. Für die wirklich guten Teams gibt es also dank der aufgeblähten Tabelle einen doppelten Boden. Wiederum schauen Überraschungsteams dadurch auch in die Röhre. Als Beispiel: Stade Brest startete unfassbar stark in die Königsklassen-Saison, fuhr gleich zehn Zähler in den ersten vier Partien ein. Dann ging den Franzosen etwas die Luft aus. Dennoch landeten sie als 13. vor Real Madrid in der Endabrechnung. Die „Belohnung“: Play-off-Duelle gegen die Startruppe von Paris Saint-Germain, die in zwei Spielen mit einer Gesamtbilanz von 10:0 (3:0;7:0) für mehr als klare Verhältnisse sorgten. Dieses System stärkt unter dem Strich nur die herausragenden Teams, die sogar mehr patzen dürfen als zuvor.