Paris. Paris St.-Germain und Manchester City haben den eigenen Umbruch im Team unterschätzt. Nun droht dem Verlierer das Aus in der Champions League.

„Rien ne va plus“, nichts geht mehr: Dieses Szenario droht dem Verlierer des Krisenduells zwischen Paris Saint-Germain und Manchester City am Mittwochabend in der Champions League.

Denn beide Klubs sind in dieser Saison hinter den eigenen Erwartungen geblieben und benötigen nun zwei Spieltage vor Vorrundenende vermutlich jeweils mindestens einen Sieg, um sich zumindest noch in die Playoffs für das Achtelfinale zu retten.

PSG-Boss machte sich für neuen Modus stark

Dabei sollte der neue Ligamodus den Favoriten eigentlich mehr entgegenkommen, weil sich letztlich 24 statt 16 Teams für die nächste Runde qualifizieren. Darauf hatte auch PSG-Boss Nasser Al-Khelaïfi gedrängt, der als Vorsitzender der Europäischen Klubvereinigung die Interessen der Spitzenvereine vertritt.

Bradley Barcola (L) und Paris Saint-Germain haben in der Champions League zuletzt enttäuscht.
Bradley Barcola (L) und Paris Saint-Germain haben in der Champions League zuletzt enttäuscht. © AFP | Franck Fife

Doch PSG und City haben den sich jeweils gerade auf unterschiedliche Weise vollziehenden eigenen Umbruch in dieser Saison fulminant unterschätzt. Nach dem Katar-Einstieg, das sich im Mai 2011 über den eigenen Staatsfonds bei PSG einkaufte, versuchte der damals schwächelnde Verein, durch den kostspieligen Erwerb von Fußballstars zu den Spitzenklubs aufzuschließen.

Das Vorgehen brachte den neuen Besitzern viel Aufmerksamkeit – und sportlichen Erfolg. Die Pariser Edelmarke überstand seitdem immer die Vorrunde der Champions League und kam 2020 ins Finale, das gegen den FC Bayern verlorenging. Nachhaltig schien die Strategie allerdings nie zu sein.

Kylian Mbappé ist weg, neue Jungstars da

Nach dem Abschied von Kylian Mbappé zu Real Madrid im vergangenen Sommer, der letzten großen internationalen Berühmtheit des Teams, entschloss sich das PSG-Management dazu, den Kader umzustrukturieren. Womöglich war man den Kapriolen der exzentrischen Ausnahmespieler überdrüssig geworden und musste gleichfalls einsehen, dass es auf diese Weise eher nicht zum anvisierten Henkelpokal in der Königsklasse reichen wird.

Für eine Viertelmilliarde Euro Ablöse verpflichtete PSG in dieser Saison ausschließlich junge Spieler. Der frisch für 75 Millionen von der SSC Neapel geholte Spielmacher Khvicha Kvaratskhelia, 23, exemplifiziert die Ausrichtung.

In Frankreich stellt PSG die zweitjüngste Mannschaft der Ligue 1, und auch in der Champions League ist der Altersschnitt der eigenen Startelf im Vergleich zu den anderen Großvereinen am niedrigsten. Die Idee dahinter ist, mit aufstrebenden Spielern die mannschaftliche Geschlossenheit zu stärken und die Abhängigkeit von Individualisten zu verringern. PSG-Trainer Luis Enrique findet, man sei sogar „besser“ als im Vorjahr mit Mbappé.

Wo Außenstehende Zweifel sehen, erkenne er Potenzial und Fortschritt. Tatsächlich führt PSG die eigene Liga als ungeschlagener Tabellenführer an. Aber in der Champions League macht sich der Mangel an Führung und Erfahrung in den Topspielen bemerkbar, gegen Arsenal, Bayern und Atlético Madrid gab es jeweils Niederlagen. Davon will nun auch Manchester City profitieren.

Manchester City verpasst den Generationenwechsel

Das Team von Trainer Pep Guardiola hat in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen, Drucksituationen meistern zu können. Diese Anstrengungen zehrten jedoch an den Kräften der Routiniers im Kader. Zuletzt hat der aus Abu Dhabi alimentierte Klub den unabdingbaren Generationswechsel verpasst.

Diesen versuchen die Klubchefs nun im laufenden Spielbetrieb nachzuholen. Die spektakuläre Vertragsverlängerung mit Erling Haaland bis 2034 bedeutet eine Neuordnung der Teamhierarchie. Der Torjäger soll das Gesicht des Klubs werden und in dieser Rolle Kevin De Bruyne nachfolgen. Diesen hat er durch den neuen Kontrakt als City-Bestverdiener abgelöst.

Um die eigene Reputation als Fußball-Großmacht nach dem Absturz in der Hinrunde wiederherzustellen, hat City im Winter auf dem Transfermarkt reagiert. Für 75 Millionen Euro holte man zwei Perspektivverteidiger, den Usbeken Abdukodir Khusanov aus Lens und den Brasilianer Vitor Reis von Palmeiras São Paulo.

Omar Marmoush soll den Kader verstärken

Dazu soll Eintracht Frankfurts Omar Marmoush kommen, er würde nochmals angeblich 75 Millionen kosten. Die Ironie der Transferaktivitäten besteht allerdings darin, dass City und PSG die akquirierten Spieler in der Champions League noch nicht sofort einsetzen dürfen. Sie können erst nach der Vorrunde nachgemeldet werden.

Aufgrund der mangelnden Konstanz der beiden vom Persischen Golf vereinnahmten Vereine gleicht das direkte Duell gewissermaßen einer Runde arabisches Roulette. Es erscheint alles möglich im Pariser Prinzenpark: Am Ende könnten es doch noch Paris St.-Germain und Manchester City gemeinsam in die nächste Runde schaffen – oder zusammen ausscheiden.