Frankfurt. Die 36 Profiklubs suggerieren in der Debatte um TV-Gelder große Harmonie. Doch die Positionen liegen nach wie vor weit auseinander.

Man hatte Harmonie vereinbart, das war klar zu erkennen an diesem Donnerstagnachmittag in Frankfurt. Am Vormittag hatten die Vertreter der 36 deutschen Profiklubs zusammengesessen und über die Verteilung der TV-Gelder diskutiert. Und als man dann am Nachmittag im schmucken Gesellschaftshaus Palmengarten zum Neujahrsempfang der Deutschen Fußball-Liga zusammenkam, da beteuerten die Klubbosse unisono und fast wortgleich, wie konstruktiv, wie harmonisch das alles zugegangen war.

Voran ging Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke, der sich zunächst einmal entschuldigen musste, dass er die vielen geladenen Gäste nicht am Eingang empfangen hatte – aus einfachem Grund: Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund wollte am Abend noch ins Hotel zurückkehren, wo sich der BVB aktuell aufs Ligaspiel bei Eintracht Frankfurt am Freitagabend (20.30 Uhr/DAZN) vorbereitet. Und die Ärzte der grippegeplagten Mannschaft hatten ihm das Händeschütteln streng verboten.

BVB-Boss Watzke: „Sehr gute, konstruktive, sachliche Versammlung“

So blieb es bei verbalen Botschaften: „Wir hatten heute eine sehr, sehr gute, konstruktive, sachlich gute Versammlung“, sagte er. „Die Liga hat sich da beispielgebend verhalten.“ Herausgekommen war allerdings nicht viel, was Kenner auch nicht wirklich verwunderte. Erstens ist es ja Sache des von Watzke geführten Präsidiums und nicht der Vollversammlung aller 36 Klubs, über die Verteilung der TV-Gelder zu entscheiden. Und zweitens ist man sich unter den Klubs doch nicht ganz so einig, wie am Donnerstag wieder und wieder suggeriert wurde.

Denn es geht ja um viel Geld. Der neue TV-Vertrag für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 hat allen Unkenrufen zum Trotz eine leichte Steigerung auf ein Gesamtvolumen von 4,484 Milliarden Euro gebracht. Und prompt brachen die Verteilungskämpfe aus.

Schalke fordert höheren Anteil für zuschauerstarke Klubs

Da war der FC Schalke 04, der forderte: Sportlicher Erfolg darf nicht alles sein, das Zuschauerinteresse müsse bei der Verteilung viel stärker berücksichtigt werden. Von Klubs wie Mainz 05, kleiner, aber sportlicher aktuell deutlich erfolgreicher, gab es heftigen Widerspruch. Dann wollten die einen die internationalen Einnahmen deutlich gleichmäßiger über alle Klubs verteilen, was der FC Bayern rigoros abblockte.

Die Positionen lagen weit auseinander, und so verwunderte es nicht, dass zumindest hinter vorgehaltener Hand eingeräumt wurde, dass es keineswegs so harmonisch zugegangen war, wie suggeriert wurde.

Bochum Boss Kaenzig: „Hätte auch gerne mehr Geld“

Das ließ am ehesten noch Ilja Kaenzig durchblicken, der Sprecher der Geschäftsführung des VfL Bochum. „Der Film wiederholt sich alle vier Jahre“, sagte er grinsend. „Ich hätte auch gerne auf einen Schlag mehr Geld, sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion. „Aber das ist einfach nicht kompromissfähig und das ist auch verständlich bei der Spreizung in der Liga.“

Nun muss das Präsidium eine Lösung finden, mit der alle leben können. Sicher ist: Die Diskussionen werden weitergehen, aller Harmoniebekundungen zum Trotz.