Frankfurt/Main. Die Deutsche Fußball-Liga präsentiert einen Abschluss bei der Vergabe der Medienrechte, mit dem nicht jeder in dem Marktumfeld gerechnet hatte.

Steffen Merkel, Marc Lenz und insbesondere Hans-Joachim Watzke wirkten sichtlich zufrieden, als sich die Doppelspitze der Geschäftsführung und der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nach der Mitgliederversammlung am Donnerstag ans Podium setzten.

Im Raum Skyloft mit seinem futuristischen Deckenbehang präsentierte das Dreigestirn am Frankfurter Flughafen einen aus ihrer Sicht zukunftsweisenden Abschluss: Für die nächste Rechteperiode der deutschsprachigen Medienrechte von 2025/2026 bis 2028/29 können die Erst- und Zweitligisten durchschnittlich pro Saison 1,121 Milliarden Euro erwarten. Gegenüber den bisher exakt 1,1 Milliarden Euro also ein ganz leichtes Plus, das nicht jeder erwartet hatte.

DFL erklärt: Nur die Bundesliga hat Wachstum erzielt

„Das sind die zweitstärksten Erlöse aller Fußballligen weltweit“, erklärte Merkel. Man habe als einzige Liga ein Wachstum hingelegt und müsse alles tun, damit die Medienpartner ihre Investitionen refinanzieren können. „Die nationalen Erlöse sind die zentrale Säule mit einem Umsatzanteil bis zu 55 Prozent“, ergänzte Lenz.

Im Schnitt machen die Fernseheinnahmen bei den Bundesligisten ein Drittel der Einnahmen aus. „Es war keine Untertreibung, dass wir ein herausforderndes Marktumfeld vorgefunden haben“, sagte der mit der Vergabe betraute Merkel, der auf Erschwernisse wie den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, hohe Inflationsraten und sinkende Werbeeinnahmen für Medienunternehmen verwies.

DAZN überträgt ab Sommer 2025 die Bundesliga-Konferenz.
DAZN überträgt ab Sommer 2025 die Bundesliga-Konferenz. © AFP | Damien Meyer

Watzke sprach von einem „großartigen Ergebnis: Dass wir in der nächsten Rechteperiode 84 Millionen Euro mehr erlösen, ist ein großer Erfolg für die Liga und die Geschäftsführung.“ Man habe einem „Überbietungswettbewerb an Kassandra-Rufen“ getrotzt, meinte der Vorstandsboss von Borussia Dortmund: „Es ist ein guter Tag für den deutschen Fußball.“

England spielt weiter in einer eigenen Liga

Watzke empfahl, nicht zu sehr auf England schauen, wo je zwei Milliarden Euro für die Inlands- und Auslandsvermarktung fließen: „Die spielen in ihrer eigenen Liga.“ In Italien oder Frankreich seien die Erlöse um dreistellige Millionensummen gesunken. „Wir haben ein Ergebnis bekommen, wo ganz Europa aufhorchen wird.“ Gerade auch mit Blick auf den schwächelnden Wirtschaftsstandort: „Direkten Rückenwind spüren wir in Deutschland ja gerade nicht.“ Als nächstes wolle man die Auslandserlöse deutlich nach oben schrauben.

Das neue Sendeschema sieht wie folgt aus: Freitag und Samstag überträgt der Pay-TV-Sender Sky alle Bundesliga-Begegnungen, darunter auch das Topspiel am Samstagabend. Allerdings bietet die Streaming-Plattform Dazn neben den Sonntagsspielen künftig die Konferenz.

Wer bis heute kein Geld für Fußballübertragungen bezahlen will oder kann, bekommt dieselbe Grundversorgung über die Öffentlich-Rechtlichen garantiert wie bisher: Die ARD-Sportschau bleibt nach zähem Ringen ebenso auf dem bisherigen Sendeplatz am frühen Samstagabend wie das ZDF-Sportstudio mit den ersten Bildern im Free-TV vom Topspiel am späten Samstagabend. Dazu hat sich Sat.1 wieder neun Live-Events wie die Eröffnung und die Relegation gesichert.

RTL luchst Sport1 das Zweitliga-Topspiel ab

In der 2. Bundesliga mit seinen vielen reichweitenstarken Marken verändert sich im Grunde nur, dass künftig am Samstagabend RTL und nicht mehr Sport1 das Topspiel sendet. Ob im Hauptprogramm oder beim Spartensender Nitro wird RTL vermutlich von der Paarung und dem eigenen Angebot abhängig machen. Die Livespiele im Unterhaus gibt es weiter allesamt bei Sky.

Vorschläge zu einem anderen Verteilungsschlüssel sind auch bereits im Umlauf. Satzungsgemäß bestimmt das DFL-Präsidium das Prozedere. Möglicherweise wird über Workshops noch ein Meinungsbild eingeholt, „dann wir es sich ein bisschen nach hinten verschieben“, sagte Watzke idealerweise wolle man im Januar ein Ergebnis haben. Bereits im März 2025 müssen die Klubs schließlich ihre Lizenzierungsunterlagen einreichen.

In der ursprünglich im Frühjahr gestarteten Ausschreibung waren wegen fehlender Garantien die begehrten Liverechte im Pay-Bereich an Sky gegangen, obwohl Dazn deutlich mehr geboten haben soll. Der Zoff führte erstmals in der DFL-Geschichte zur Unterbrechung.

Erst nach einen Schiedsspruch Ende September wurden die Verhandlungen fortgeführt. Heraus kam Kompromiss, der im Grunde für alle als gesichtswahrend gilt – dem Konsumenten aber weiterhin zwei Bezahlangebote verlangt, will er wirklich jedes Spiel seines Lieblingsvereins live verfolgen.

Mehr Bundesliga-Spiele am Sonntagabend

Im Sinne der Fans ist gewiss nicht, dass es künftig 15 Partien am Sonntagabend um 19.30 Uhr geben wird – ein denkbar ungünstiger Termin für Stadionbesucher. An solchen Spieltagen mit drei Sonntagspaarungen werden nur noch vier Duelle am Samstag um 15.30 Uhr angepfiffen.

Zudem sind es nicht die attraktivsten: Sky hat das Erstwahlrecht für den Samstagabend, Dazn das Zweitwahlrecht für den Sonntag – und neuerdings bekommt Sky noch ein Drittwahlrecht für den Freitagabend oder Samstagnachmittag eingerichtet.