Frankfurt. Mario Götze schießt Eintracht Frankfurt zum Sieg gegen Werder Bremen und beweist, dass beim Höhenflug der Hessen die Mischung passt.

Gab es eigentlich eine Frage, bei der Mario Götze hinterher nicht zuerst mit einem Lachen antwortete? Die gute Laune war bei den vielen Interviews offenkundig, die der prominente Profi von Eintracht Frankfurt nach seinem Siegtor gegen Werder Bremen (1:0) zwangsläufig geben musste. In seinem 100. Pflichtspiel für die Hessen hatte der Weltmeister auf Ansage seines Trainers Dino Toppmöller getroffen, der sich zum 44. Geburtstag genau ein solches Präsent zuvor gewünscht hatte. „Ich hatte es irgendwo tatsächlich im Gefühl“, verriet Toppmöller nun am Samstag: „Wir wollten, dass Mario immer wieder mit in Box geht. Er ist ein Spieler, der ein sehr gutes Gespür hat.“

Fein, wenn ein Fußballlehrer auch als Orakel taugt. Unter ihm agiert der Edeltechniker meist aus einer tieferen Mittelfeldposition, weshalb mitunter die Torgefahr leiden musste. Nun aber drosch der Mann, der 2014 im WM-Finale von Rio de Janeiro aus der Luft eine Flanke von André Schürrle verwertete, die Kugel hoch ins Eck, als ihm Hugo Ekitiké mit dem Rücken zum Tor auflegte (45.). Der Siegtorschütze bedankte sich explizit auch bei Linksverteidiger Nathaniel „Nene“ Brown, denn ohne den dynamischen Antritt des ehemaligen Nürnbergers wäre der Raum beim Geduldsspiel gegen die Grün-Weißen kaum aufgegangen.

Eintracht Frankfurt: Sportvorstand Krösche beweist einmal mehr sein gutes Händchen bei Transfers

Mario Götze (Dritter von links) jubelt über seinen Treffer gegen Werder Bremen.
Mario Götze (Dritter von links) jubelt über seinen Treffer gegen Werder Bremen. © AFP | KIRILL KUDRYAVTSEV

Genau wie der bullige Rechtsverteidiger Nnamdi Collins, 20, hat sich der trickreiche Brown, 21, auf der linken Flanke einen Stammplatz ergattert. Der Mix mit hungrigen Talenten und reifen Routiniers passt bei der Eintracht, die sich überdies mit dem belgischen Nationalspieler Arthur Theate, 24, einen Klasseverteidiger geliehen hat. So gelang beim fünften Pflichtspielsieg in Folge der Beleg, dass eben doch nicht alles am Unterschiedsspieler Omar Marmoush hängt.

„Wir haben eine gute Qualität, eine gute Mischung. Es macht Spaß“, benannte Götze die Gründe für den Höhenflug der Adlerträger. Er sei übrigens „gefühlt der Opa hier“, witzelte der Matchwinner. Mit Kevin Trapp, 34, empfing auch der Älteste an diesem kühlen Abend einen warmen Applaus, als der Keeper und Kapitän beim Kopfball von Mitchell Weiser blitzschnell die Arme hochriss (76.). Niemand redet mehr von einer Wachablösung durch den talentierten Brasilianer Kauã Santos, der noch vor sieben Wochen gegen den FC Bayern (3:3) eine Weltklasseleistung geboten hatte. 

Inzwischen ist Frankfurt als Tabellenzweiter erster Münchner Verfolger. Auch wenn die Anhänger ihre lautstarken Meistergesänge anstimmten, gaben die Verantwortlichen zu diesem Thema bloß gedämpfte Töne von sich. Sportvorstand Markus Krösche sprach von einer „super Momentaufnahme“ – mehr aber auch nicht. „Wir sind noch früh in der Saison“, bemerkte Götze. „Wir tun gut daran, die Spiele differenziert zu betrachten.“ Es war einer der ersten Transferideen Krösches, im Sommer 2022 aus Eindhoven eben Götze nach Frankfurt zu holen.

Mario Götze: Bewegender Brief an seine Kinder

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Rückblickend hat der wohl selbst nicht gedacht, wie viel unbeschwerter als in Dortmund oder München es auf seiner dritten Bundesliga-Station laufen würde. „Was ich in den letzten zweieinhalb Jahren hier erlebt habe, ist eine sehr positive Geschichte“, sagte Götze. Da kann einer in der Mainmetropole einfach auch mal Privatperson sein, wenn die Familie im Touristenstrom über den Römerberg schlendert. Insofern passt die Wohlfühlphase gerade, auch von früheren Ängsten und Gefühlen zu erzählen. 15 Jahre nach seinem ersten Spiel als Bundesligaprofi hatte Götze am vergangenen Donnerstag auf dem Portal The Players‘ Tribune einen emotionalen Brief an seine Kinder Rome, 4, und Gioia, 1, („Papa hat eine Geschichte für euch“) veröffentlicht, in denen er von den dramatischen Umständen bei der Geburt seines Sohnes berichtete.

Als eine Hebamme im Sommer 2020 bei einer Routineuntersuchung seiner Frau Ann-Kathrin den zu langsamen Herzschlag bemerkte, sei es unter Blaulicht ins Krankenhaus gegangen. „Ich hatte fast das Gefühl, mein Herz würde aufhören zu schlagen“, berichtete der Vater, dessen erstes Kind sechs Wochen zu früh per Kaiserschnitt zur Welt gekommen war. Aufgrund der damaligen Pandemie-Regelungen musste er sich entscheiden, im Krankenhaus zu bleiben oder zum Training des BVB zu gehen. „Ich bin in erster Linie ein Vater. Und dann ein Fußballer. Dafür werde ich mich nie entschuldigen“, schrieb er. „Ich habe den Verein angerufen und erklärt, dass ich erst zum Training kommen kann, wenn du zu 100 Prozent gesund bist. Und am Ende bin ich nie wieder hingegangen.“ Götzes Vertrag lief damals in Dortmund aus, danach unternahm er den Neustart über die Niederlande.