München. Nach dem dritten klaren Sieg in Serie ist Ruhe beim FC Bayern eingekehrt. Ins Fokus rückt das Bundesliga-Fernduell von Kane und Marmoush.

Auch hinterher waren Harry Kane und Omar Marmoush wieder omnipräsent. Bayerns Stürmer Kane bog in München leibhaftig aus dem Kabinengang, er trug noch das verschwitzte Trikot, sein Handy klemmte im Bund der kurzen Hose, und angeschlurft kam er in rot-weißen Adiletten, auf denen seine Nummer 9 handgeschrieben in schwarz prangte.

Es war eine Szene, die sich vor jeder Kreisliga-Umkleide hätte zutragen können. Wären da nicht die vielen Reporterinnen und Reporter gewesen, die sich für diesen Mann in den bekritzelten Badeschlappen interessierten und von dem parallel auf den ringsum aufgehängten Monitoren eines seiner kurz zuvor geführten TV-Interviews lief. Die erste Frage, die er nun unterhalb der Bildschirme beantworten sollte: Ob er enttäuscht sei, dass er keinen Ball mitbringen könne, weil ihm beim 3:0 (2:0) gegen Union Berlin nur zwei Tore und eine Vorlage gelungen waren? „Ein kleines bisschen, ja“, antwortete Kane mit einem kurzen Lächeln.

Einige Sätze später schlappte der Angreifer wieder in die Kabine, kurz darauf lief auf den Monitoren in den Gängen der Münchener Arena ein Interview mit Omar Marmoush aus Frankfurt, wo dieser zuvor zum 7:2 der Eintracht gegen Bochum ein Tor und zwei Vorlagen beigesteuert hatte. Er habe sehr viel an sich gearbeitet, an Laufwegen und Abschlusspositionen, sagte Marmoush und verwies freudig auf den „Flow“.

FC Bayern nun in der Champions League gegen Benfica gefordert

Harry Kane hier, Omar Marsmoush da, so ging das nicht nur am Samstag. Die Stürmer liefern sich derzeit das prägende Fernduell der Bundesliga, das auch deshalb viel Aufmerksamkeit verdient, weil sich die Debatten um den FC Bayern nach dem dritten klaren Sieg ohne Gegentor vorerst beruhigt haben. Auf die 1:4-Niederlage beim FC Barcelona hatten die Münchener ja eine makellose Woche folgen lassen in Bochum (5:0), im Pokal in Mainz (4:0) und nun gegen Union.

Bayerns Harry Kane (hinten, 2.v.l.) überwindet Union-Torwart Frederik Rönnow.
Bayerns Harry Kane (hinten, 2.v.l.) überwindet Union-Torwart Frederik Rönnow. © Getty Images | Alexander Hassenstein

Drei Siege, 12:0 Tore, an der Tabellenspitze etwas abgesetzt – man habe sich zuletzt „sehr, sehr stabil präsentiert“, sagte Sportvorstand Max Eberl, „jetzt geht es am Mittwoch gegen Benfica, und da müssen wir einiges gutmachen.“ Gegen Lissabon (21 Uhr/DAZN) brauchen die Bayern einen Sieg, um die kleine Chance auf den direkten Einzug ins Achtelfinale der Champions League zu wahren. Es sei nach zuvor zwei Niederlagen in Europa „ein bisschen mehr Druck drauf“, sagte Thomas Müller.

Kane und Marmoush: Völlig unterschiedliche Typen

Kane, 31, soll dann erneut maßgeblich zum Erfolg beitragen. Bei elf Bundesligatoren (drei davon per Strafstoß) steht er nach neun Spieltagen. Der einzige Konkurrent, der ihm aktuell folgen kann, ist Frankfurts Marmoush, 25, mit zehn Toren (zwei davon per Strafstoß). Insgesamt bringt es Kane auf 17 Treffer in 14 Einsätzen in allen Wettbewerben. Bei Marmoush sind es immerhin zwölf Tore. Ihr Fernduell in der Bundesliga ist aber auch deshalb so prägend, weil der Engländer Kane und der Ägypter Marmoush es mit vielen Vorlagen anreichern.

Sie sind zwar von der Statur her völlig unterschiedliche Typen, hier der große, wuchtige und nicht ganz so schnelle Kane, dort der kleinere, leichtere und sehr flinke Marmoush. Doch sie haben neben der hohen Trefferquote auch die Spielstärke gemein. Beide gestalten gerne mit, statt nur auf Zuspiele für ihre Abschlüsse zu warten. Zudem liefern sie oft auch den letzten Pass. Je nach Zählweise stehen bei Kane sieben oder acht Assists in der Zwischenbilanz, bei Marmoush sind es sechs oder sieben.

FC Bayern: Kane für Eberl Gold wert

„Es gibt immer einen ganz großen Fokus auf seine Tore“, sagte Trainer Vincent Kompany über Kane, aber genauso beachtenswert sei, „wie er läuft, wie er für uns kämpft“. Oder wie es Eberl formulierte, weil sich Kane zuweilen in die eigene Hälfte fallen lässt, um sich Bälle abzuholen und Angriffe einzuleiten: „Harry ist ein Spieler, der eben anders in unserem Spiel integriert ist und trotzdem Tore schießt. Dementsprechend ist er Gold wert.“

Er hebt ab: Omar Marmoush gelingt bei Eintracht Frankfurt momentan fast alles. Auch gegen Bochum traf er.
Er hebt ab: Omar Marmoush gelingt bei Eintracht Frankfurt momentan fast alles. Auch gegen Bochum traf er. © AFP | KIRILL KUDRYAVTSEV

Gegen Union hatte er zunächst einen Foulelfmeter verwandelt, obwohl Unions Torwart Frederik Rönnow schon vorab jene Ecke angezeigt hatte, in die Kane schoss (15.). Das 2:0 legte Kane für Kingsley Coman auf (40.), ehe er sein zweites Tor folgen ließ (51.). Marmoush hatte es parallel in Frankfurt umgekehrt gemacht: Erst bediente er Hugo Ekitiké, dann traf er zum 2:0, später legte er noch für Can Uzun das 6:2 auf. Und in München sagte Torwart Manuel Neuer über Bayerns Hauptdarsteller: „Wir wissen, dass wir einen Topstürmer haben, dass er in jeder Situation in der Lage ist, Tore zu erzielen, egal mit welchem Körperteil.“ Kane habe „diesen Instinkt, richtig zu stehen. Wir müssen ihn halt auch immer gut einsetzen.“ Gegen Benfica wäre das besonders wichtig.