Essen. Borussia Dortmund stellt sich neu auf, Eintracht Frankfurt setzt auf zwei hoffnungsvolle Talente und der FC Heidenheim hat es schwer.
Bald beginnt die Saison 2024/2025 der Bundesliga - vorher machen wir den Check und tippen auch die Abschlusstabelle. Wie immer ohne Gewähr. Hier geht es zu den ersten beiden Teilen: Stuttgart, Augsburg, Kiel und Gladbach, Hoffenheim, St. Pauli.
Borussia Dortmund: Alles neu beim BVB
Alles auf neu bei Borussia Dortmund. Auf dem Platz, an der Seitenlinie, auf der Chefetage in der Geschäftsstelle. Nach einer wenig berauschenden Bundesliga-Saison, die der Einzug ins Champions-League-Finale stark kaschieren konnte, sind die Erwartungen mal wieder groß beim BVB – was eben daran liegt, dass Schwarz-Gelb auf vielen Ebenen Zuversicht, vielleicht sogar zarte Euphorie ausstrahlt. Die Rundumerneuerung macht es möglich. Ob es endlich wieder für die Meisterschale reicht? Abwarten.
Unser Bundesliga-Tipp |
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3. Borussia Dortmund |
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5. VfB Stuttgart |
6. Eintracht Frankfurt |
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9. TSG Hoffenheim |
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11. Borussia Mönchengladbach |
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13. FC Augsburg |
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16. St. Pauli |
17. 1. FC Heidenheim |
18. Holstein Kiel |
Der Trainer
Hans-Joachim Watzke hat auf der Bilanz-Pressekonferenz vor einigen Tagen bestens zusammengefasst, wie die Arbeit von Nuri Sahin wirkt. Er macht das „hochprofessionell“, lobte der 65-jährige Geschäftsführer. „Man hat das Gefühl, dass sich Nuri schon seit zehn Jahren darauf vorbereitet hat.“ Auf die Arbeit bei einem internationalen Top-Verein. Der Job bei seinem Herzensklub ist Sahins erste große Station im Profibereich, und hat daher auch Skepsis entstehen lassen. Wieder ein unerfahrener Trainer mit Stallgeruch? Tut man Sahin und dem Klub einen Gefallen damit, den BVB nach dem Abschied von Edin Terzic in die Zukunft zu führen?
Noch ist es freilich zu früh für eine Prognose, aber die ersten Eindrücke, die Sahin auf den beiden Dienstreisen nach Asien und in die Schweiz sowie bei den Terminen in Dortmund vermittelt hat, die sind sehr positiv. Sahin, als Mittelfeldstratege Deutscher Meister und Pokalsieger mit dem BVB, überzeugt bisher durch ein selbstbewusstes Auftreten. Seine Ansprachen an Fans, Medien und die Mannschaft sind klar. Die Spieler loben, dass Sahin eine treffende Mischung aus Fordern und Fördern gefunden habe. Und man sah auch schon auf dem Rasen, wie viel Zug neuerdings im Dortmunder Spiel steckt, dass Abläufe und Struktur viel deutlicher zu erkennen sind als über einen langen Zeitraum in den vergangenen beiden Jahren. Nuri Sahin wirkt gerüstet für seine erste Bundesliga-Saison.
Der Kader
Dortmunds Kader ist das Produkt der ersten gemeinsamen Transferperiode des neuen Führungstrios um Sport-Geschäftsführer Lars Ricken, Sportdirektor Sebastian Kehl und Kaderplaner Sven Mislintat. Um Letzteren hatte es in der Vorbereitung einigen Wirbel gegeben, als erste Risse zwischen Mislintat und dessen Vorgesetzten Kehl öffentlich wurden. Der Klub kämpfte um die Deutungshoheit: Reibung erzeuge eben auch Fortschritt. Und im BVB-Kader ist genau das zu erkennen.
Die beiden Leih-Spieler Ian Maatsen und Jadon Sancho waren nicht zu halten, von Innenverteidiger Mats Hummels trennte man sich freiwillig, ein millionenschweres Angebot für Niclas Füllkrug konnte man nicht ablehnen. Mehrere Baustellen gab es zu bearbeiten. Denn auch nach einem neuen Mittelstürmer war ja gefahndet worden, ebenso nach einem spielstarken Mann für das Mittelfeldzentrum. Der ehemalige Stuttgarter Serhou Guirassy und sowie Nationalspieler Pascal Groß von Brighton & Hove Albion erfüllen diese Rollen. Waldemar Anton ist der Hummels-Nachfolger. Yan Couto soll die rechte Abwehrseite beflügeln. Und dann gelang es dem BVB auch noch, in Person von Maximilian Beier den Sturm mit einem entwicklungsfähigen, variablen Profi zu ergänzen. „Wir haben das sehr ausgewogen hinbekommen“, meint Watzke. Man habe Spieler „dazubekommen, die über sehr viel Erfahrung und Persönlichkeit verfügen, die der Kabine guttun“, so Watzke. Couto und Beier hätten „aus unserer Sicht großes Potenzial“, findet der 65-Jährige. „Deshalb fühle ich mich mit der Transferpolitik sehr wohl.“
Die Perspektive
Die Fortschritte, die der BVB in diesem Sommer erzielt hat, sind erstaunlich. Besonders der Spielaufbau hat inzwischen eine andere Qualität, der Kader scheint klug und ausgeglichen zusammengestellt, viele Problemstellen sind behoben worden. Nun geht es darum, im Drei-Tage-Rhythmus zu bestehen und Rückschläge zu verarbeiten. Neue Führungsspieler wie Julian Brandt oder Nico Schlotterbeck, die in der Hierarchie aufgestiegen sind, sind gefordert.
Die Prognose
Dortmund spielt eine bessere Saison als vergangenes Jahr, erreicht eine höhere Punktzahl und zeigt vor allem wieder mitreißenden Fußball. Für den großen Angriff auf die Schale reicht es aber noch nicht.
Eintracht Frankfurt: Alle Augen auf Ekitiké und Uzun
Eintracht Frankfurt war noch vor Kurzem ein echter Hingucker im deutschen Fußball. Der Europa-League-Triumph der Hessen, mitreißender Fußball und stimmungsvolle Auftritte der Fans verzückten auch Menschen, die mit der Eintracht nicht viel am Hut haben. Was ist davon übriggeblieben? Wenig.
Der Trainer
Dino Toppmöller hat Ende Juni ein Zeichen gesetzt. Seit Tagen schwirrte das Gerücht am Main entlang, dass der 43-Jährige ein höchstlukratives Angebot aus der saudischen Liga vorliegen habe. Toppmöller bekannte sich öffentlich zur Eintracht und verzichtete auf eine Menge Geld. Zuvor hatte Sportvorstand Markus Krösche seinem Trainer den Rücken gestärkt und von einer Entlassung abgesehen. Vorerst. Denn Toppmöller geht angeschlagen in die neue Saison, seine zweite bei der Eintracht. In seinem ersten Jahr qualifizierte sich der Klub zwar für die Europa League und erreichte ihr Minimalziel, doch überzeugend waren die meisten Partien nicht, was Toppmöller, zuvor Assistent von Julian Nagelsmann bei Bayern München und RB Leipzig, angelastet wurde. Und auch in den Pokal-Wettbewerben, eine Frankfurter Spezialität, blieb die Eintracht unter ihren Möglichkeiten. Toppmöller muss dringend die Kurve bekommen.
Der Kader
In Frankfurt endet eine Ära, denn der ewige Makoto Hasebe hat seine Karriere im Alter von 40 Jahren beendet. Sebastian Rode, dessen Körper so viele Verletzungen wegstecken musste, hat ebenso aufgehört. Der Mittelfeldkämpfer trug zudem die Kapitänsbinde. Neuer Spielführer ist Torwart Kevin Trapp, der im Verlauf der vergangenen Saison ungewohnte Schwächen offenbarte und den Sprung auf den EM-Zug verpasste.
Mit großem Interesse verfolgen die Verantwortlichen die Entwicklung von Hugo Ekitiké. Der Franzose wurde bereits im Winter von Paris Saint-Germain ausgeliehen und traf in der Rückrunde viermal. Die Hessen zogen die Kaufoption des Franzosen, die bei 16 Millionen Euro lag. Der 22-jährige Angreifer könnte einer Hingucker der Saison werden. Eine Rolle, die der 18-jährige Can Uzun ebenso ausfüllen konnte.
Großes Kopfzerbrechen bereitete Kaderplaner Krösche die Nachfolge von Abwehrchef Willian Pacho, der PSG 40 Millionen Euro wert war. Die Wahl fiel nun auf den belgischen Nationalspieler Arthur Theate (24) von Stade Rennes.
Die Perspektive
Vor allem in der Offensive hat Trainer Toppmöller nun mehr Alternativen im Vergleich zur Vorsaison zur Verfügung. Damit einhergehend steigen die Erwartungen an Coach und Team, wieder mehr vom Geist des Europa-League-Siegers zu verbreiten: durch Erfolge, durch eine ansehnlich Spielweise.
Die Prognose
Uzun, Ekitiké. Die neue Eintracht ist spannend. Um die Champions-League-Plätze spielt sie aber noch nicht.
Der 1. FC Heidenheim und das schwierige zweite Jahr
Der 1. FC Heidenheim ist noch nicht lange Bundesligist, also wird er sich in dieser Saison der Prüfung einer Fußball-Weisheit unterziehen müssen. Ist das zweite Jahr tatsächlich das schwierigste?
Der Trainer
Ein paar gute Jahre wird Frank Schmidt, 50, noch haben. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit wird er diese im beschaulichen Heidenheim an der Brenz erleben. Kürzlich hat Schmidt in einem Interview verkündet, dass er im Alter von 60 Jahren sicherlich kein Trainer mehr sein werde. Bis 2027 ist sein Vertrag noch gültig, was danach komme wisse er nicht. Nur so viel: Wenn er eher geht, „würde er seine Seele verkaufen“. Und damit ist dann auch alles geschrieben über das Urgestein, der seit 2007 den Klub aus seiner Heimatstadt betreut. Ohne Frank Schmidt ist Heidenheim nicht vorstellbar.
Der Kader
In diesem Sommer hat Heidenheim zu spüren bekommen, was es bedeutet, Erfolg zu haben. Torjäger Tim Kleindienst hat sich Borussia Mönchengladbach angeschlossen. Neu-Nationalspieler Jan-Niklas Beste beackert nun die Außenbahn bei Benfica Lissabon. Eren Dinkcis Spielwitz soll nun dem SC Freiburg helfen. Ersetzen sollen sie etwa Mikkel Kaufmann von Union Berlin oder Bayern-Talent Paul Wanner. Viele Low-Budget-Lösungen, aber daraus bestand der Kader in der ersten Saison auch.
Die Perspektive
Die mögliche Dreifachbelastung wird eine große Hypothek sein, vor allem, weil Trainer Schmidt eine neue Elf formen muss, in der Leistungsträger wie Kleindienst, Beste und Dinkci fehlen. Egal, wie sehr die Heidenheimer mit dem Rücken zur Wand stehen: Auf ein ruhiges Umfeld und Schmidt an der Seitenlinie können sie sich verlassen. Doch die These, dass die zweite Saison die schwierige wird, kann auch Heidenheim nicht widerlegen.
Die Prognose
Heidenheim wird es schwer haben und muss nachsitzen. Am Ende geht es in die Relegation.