Essen. Der niederländische Song „Links rechts“ von Snollebollekes geht bei der EM 2024 viral. Heute wird in Dortmund gefeiert. Wir sprachen mit dem Sänger.

Wenn es noch einen Beweis dafür gebraucht hatte, dass ein Song bei dieser Europameisterschaft am Ende so richtig hängen bleibt, dann lieferten ihn am vergangenen Sonntag die niederländischen Nationalspieler. Stars wie Virgil van Dijk, Cody Gakpo und Wout Weghorst tanzten vor der Ostkurve des Berliner Olympiastadions nach dem Sieg gegen die Türkei von links nach rechts – und hüpften sich ihre letzten Kraftreserven aus den Beinen. Die Bilder der tanzenden Oranje-Fans zu „Links rechts“ gingen schon vorher um die Welt: Bei jedem Fanmarsch der Niederländer hüpften Zigtausende ausschließlich in Orange gekleidete Fans durch die Spielorte.

„Als die Spieler mitgemacht hatten, dachte ich, dass mehr nicht geht“, sagt Rob Kemps im Gespräch mit dieser Redaktion. Er ist Comedian, der Sänger der niederländischen Spaß-Band „Snollebollekes“ und sozusagen der Erfinder des viralen Mega-Hits. Gefeiert wird dazu auch heute in Dortmund. Rund 80.000 Fans der Niederländer werden in der Stadt dabei sein, wenn die Niederlande am Abend im zweiten EM-Halbfinale auf England trifft. Gesucht wird der Final-Gegner von Spanien.

Rob Kemps singt den Song der EM.
Rob Kemps singt den Song der EM. © Matrixx/Berk Music | Matrixx/Berk Music

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Allerdings: Neu ist dieses Lied nicht. Bereits vor neun Jahren nahm Kemps diesen Song mit seinen Bandkollegen, den DJs Jurjen Gofers and Maurice Huismans als Scherz für eine TV-Show auf. Seither gilt der Song als Karnevalshit, schraubte auch die Gagen der „Snollebollekes“ hoch. „Ich bin echt überrascht, dass das Lied so durch die Decke geht“, sagt Kemps heute. „In Holland ist das Lied seit 2017 ein Erfolg.“ Es wird beim Koningsdag, dem größten Feiertag der Niederlande, vor Hunderttausenden gespielt. Es wird gesungen, wenn niederländische Fans ihr Idol Max Verstappen zu den Formel-1-Strecken der Welt nachreisen, und selbst bei der Tour de France tanzten Oranje-Fans den Hit bereits auf den Straßen Frankreichs. Den Durchbruch auf internationaler Ebene erlebt „Links rechts“ mit seinen Holland-typischen harten Beats aber erst in diesem Sommer.

Der Text mit Brabanter Dialekteinschlag ist dabei denkbar einfach, er soll ja auch für Jecken funktionieren. Es geht um Party und Alkohol, der Refrain geht so: „Naar links! Naar rechts! Nog unne keer! Naar links! Naar rechts! O, wat een feest! ...“ Dazu wogt in Deutschlands EM-Städten die Menge in die gesungene Richtung.

„Links rechts“ geht bei der Europameisterschaft viral

„Es ist offenbar perfekt für diese Europameisterschaft“, sagt Kemps. Nach vielen Turnieren, in denen große Fangruppen erst gar keine Chance hatten sich zu finden, überzeuge die EM in Deutschland nun mit Gastfreundschaft und viel Platz für Fanfeiern. Besonders zahlreich unterwegs: die Niederländer. Sie eroberten schon in der Gruppenphase Städte wie Berlin und Leipzig. Immer mit dabei: der Song der Snollebollekes. Das Partyvolk springt und tanzt. Videos der Fanmärsche, in denen die Fans mal nach links, mal nach rechts hüpfen, gehen viral, sie werden teilweise millionenfach in den sozialen Netzwerken geklickt. „Die Dutch Army begeistert Europa“, sagt der 38-jährige Kemps. „In Leipzig haben sogar die Franzosen mitgetanzt.“

Niederländische Fans verwandelten während der EM die Fanzonen in Partyzonen.
Niederländische Fans verwandelten während der EM die Fanzonen in Partyzonen. © AFP | Ronny Hartmann

Am Mittwoch, wenn die Niederlände in Dortmund ihr Halbfinale gegen England bestreitet, will er auch die englischen Fußballfans mit dem Ohrwurm anstecken. Er selbst wird heute Nachmittag wieder auf dem großen Doppeldecker-Bus durch die Stadt ziehen und den Fanmarsch anführen. „Ich habe in großen Stadion gespielt, habe meine eigene Show im GelreDome von Arnheim. Aber auf diesem Bus zu stehen und die Menschen springen zu sehen – das ist wahnsinn“, sagt Kemps.

„Links rechts“: Das ist das Erfolgsgeheimnis des Songs von Snollebollekes

Drei Dinge hätten seinen neun Jahre alten Song zu einem Erfolg werden lassen, ist er sich sicher. „Er ist einfach - die Leute müssen nur springen, jeder auf der Welt versteht, was gemeint ist. Jeder hat seinen Spaß daran, und jeder könne einfach mitmachen“, so der Sänger. Bei einem Gruppenspiel hätten sogar Menschen einen Fan im Rollstuhl von links nach rechts getragen. Auch wegen solcher Momente sei er großer Fan des Turniers. „In Deutschland“, sagt er, „wird der Fußball an jeder Ecke geliebt.“ Von Vorteil sei zudem die Nähe zu seiner Heimat. So erwartet er Hunderttausende Niederländer in Dortmund, wo er gern einmal ein Spiel des BVB in der gelben Wand verfolgen würde. Am Mittwochabend soll der Einzug ins Finale fix gemacht werden, wenngleich Kemps glaubt, dass das schwer werden dürfte.

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Doch dann soll es bitteschön auch bis zum EM-Titel funktionieren. Er hoffe dann nämlich auf eine Einladung des niederländischen Verbandes für die Feierlichkeiten. „Wenn wir den Titel gewinnen und ich den Song singen dürfe – das wäre verrückt. Immerhin kann ich ,Links Rechts‘ besser als unsere Nationalhymne“, sagt er. Die sei schließlich melodisch anspruchsvoller. Aber egal wie die EM auch ausgehen wird, Kemps und die Snollebollekes sind schon jetzt große Gewinner. „Dafür bin ich den niederländischen Fans unendlich dankbar. Sie haben aber nicht nur meinen Song bekannt gemacht, sie haben gezeigt, welch tolles Volk wir sind – und wie gut wir Party machen können.“